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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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kräftiger Mann wie du von drei Frauen betrunken machen lässt. Wahrscheinlich erzählst du uns gleich noch, die Frauen wären über dich hergefallen und hätten dich brutal vergewaltigt.«
    Lars Mattissen verharrte einige Sekunden völlig regungslos. Er versuchte anscheinend, seine aufschäumenden Emotionen unter Kontrolle zu bringen.
    Aber die Profilerin ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. »Jetzt erzähl schon: Was ist passiert?«
    Der Serienmörder schluckte. »Die haben das am Anfang ganz geschickt gemacht. Die müssen ihr Vorgehen perfekt geplant haben.«
    »Los, los, wir warten immer noch!«, bedrängte sie ihn weiter.
    »Die haben am Anfang die Pilze, die sie gefunden hatten, auf den Tisch gelegt. Die müssen gewusst haben, dass ich auch sammle. Das war der Köder.«
    »Wofür?«
    »Für das, was sie dann gemacht haben.«
    »Und was haben sie dann gemacht?«, ließ die Psychologin nicht locker.
    »Sie haben mit mir angestoßen und immer, immer wieder mit mir angestoßen. Immer nur eine, dann die andere, dann wieder die andere. Und ich musste immer trinken …«
    »Und dann? Was – war – dann?«, erhöhte Eva weiter den Druck.
    »Dann haben sie gefragt, ob ich ’ne Freundin hätte …«
    Mattissen senkte die Waffe langsam nach unten.
    »Weiter, weiter!«
    »Ich … ich hab dann gesagt, dass das nicht ginge, weil ich meine … meine Mama doch zu versorgen hätte …«
    »Ach, deine liebe Mama hast du zu versorgen gehabt«, paraphrasierte die Profilerin und ging einen Schritt auf ihn zu.
    Mattissen riss wieder seine Pistole nach oben. »Bleib sofort stehen! Sonst schieß ich! Du bist genauso eine verfluchte Dreckschlampe, die mich nur fertigmachen will!«
    »Nein, das stimmt nicht. Ich will dir helfen, genauso wie deine Mama dir ihr ganzes Leben über geholfen hat. Die dir immer bei allen Problemen zur Seite gestanden hat. Und dann haben die Frauen auch noch dieses fürchterliche Mama-Lied gesungen. Und dann bist du ausgerastet!«
    Tannenberg fühlte sich zusehends unwohler in seiner Rolle. Längst hatte er sich mental von dem für ihn unlösbaren Schachrätsel abgekoppelt und gebannt dem Dialog der beiden gelauscht. Ihn faszinierte die Strategie seiner Kollegin, aber mehr und mehr ergriff Angst von ihm Besitz, panische Angst davor, dass diese Konfrontationsmethode eine verheerende Kurzschlusshandlung des Mörders auslösen könnte. Langsam erhob er sich von dem stoffbezogenen Klappstuhl und bewegte sich in Zeitlupentempo in Richtung seiner Kollegin.
    Mattissen ging auf die letzte Bemerkung der Psychologin nicht ein. »Die haben Muttersöhnchen, Mamakind gerufen und haben meine arme Mama beleidigt, immer wieder beleidigt!« Tränen schossen in seine Augen. »Ich kann doch meine liebe Mama nicht von diesen Dreckschlampen beleidigen lassen, oder?«
    »Nein, natürlich nicht«, stimmte Eva Glück-Mankowski vordergründig zu. »Und dann bist du heimgefahren und hast es deiner lieben Mama erzählt.«
    »Ja, und Mama hat gesagt, dass niemand sie ungestraft beleidigen darf.«
    »Warum hast du denn die ganzen Jahre über mit der Bestrafung der Frauen gewartet?«
    »Weil ich mich doch um Mama kümmern musste. Als es zu Hause nicht mehr ging und sie in das schöne Wohnheim in Trippstadt umgezogen ist, hab ich mich fast noch mehr um sie gekümmert.«
    »Wann ist sie denn gestorben?«, fragte die Psychologin einfühlsam.
    »Vor drei Monaten ist die Mama gestorben«, schluchzte der Frauenmörder und blickte flehend in den nachtschwarzen, sternenlosen Himmel empor.
    »Und was hab ich persönlich mit dieser ganzen Sache zu tun? Warum hast du es auf mich abgesehen?« attackierte ihn nun plötzlich auch Tannenberg, den Lars Mattissen ganz vergessen zu haben schien.
    »Weil du Scheißkerl mich schon in der Schule immer gequält hast«, schrie Lars Mattissen aggressiv zurück und richtete seine silberfarbene Pistole auf Tannenbergs Kopf. »Weißt du denn nicht mehr, wie köstlich ihr euch auf meine Kosten amüsiert habt?«
    »Nein, das ist schon so lange her. Da kann ich mich mit bestem Willen nicht mehr daran erinnern«, log der Ermittler.
    »Du erinnerst dich also nicht mehr an den Psychoterror, den ihr seit dem ersten Tag, an dem ich in diese verfluchte Schule gekommen bin, mit mir veranstaltet habt?«
    Tannenberg wollte etwas sagen, Mattissen ließ ihn aber nicht zu Wort kommen, sondern schrie mit Zornesröte im Gesicht: »Willst du etwa bestreiten, dass du mich gleich an diesem ersten Tag als stinkenden Fischkopp bezeichnet
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