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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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war.
    Immer noch kopfschüttelnd stand die Psychologin betroffen vor dem Ölgemälde.
    »Eva, komm, geh mal dort weg. Da hinten steht ein Computer. Kennst du dich damit aus? Ich bin in solchen Dingen nicht so fit. Vielleicht finden wir da etwas, was uns weiterhilft.«
    Die Profilerin reagierte nicht.
    Erst als Tannenberg zu ihr hinging, sich zwischen sie und das Bild stellte und ihr anschließend seine Arme auf die Schultern legte, ließ sie sich wegziehen. Tannenberg wiederholte seine Worte und führte seine Kollegin wie ein kleines Kind zu der modernen Computeranlage.
    Als Eva Glück-Mankowski vor dem PC saß, kehrte wieder Leben zurück in ihren Körper. Sie schaltete den Computer ein, wartete ungeduldig, bis er vollständig hochgefahren war und durchstöberte dann mit Hilfe der Maus routiniert dessen elektronische Innereien. »Das gibt es doch nicht! Schau dir das mal an«, rief die LKA-Mitarbeiterin in die Stille des Kellerraums hinein.
    Tannenberg stellte sich hinter seine Kollegin und starrte auf den Bildschirm.
    »Der Kerl hat selbst Leserbriefe an die Rheinpfalz geschrieben, mit Pseudonym natürlich, in denen er sich über den unzureichenden Schutz durch die Polizei beklagt.« Eva klickte eine andere Datei an. »Schau mal hier: Der hat alle möglichen Zeitungsartikel abgescannt und archiviert.« Sie öffnete eine weitere Datei mit dem Namen ›Profiling‹. »Das glaubt man ja nicht! Der Kerl ist Profiling-Experte. Da steht alles, was du über kriminalistische Täterprofilierung wissen musst.«
    Der Chef der Kaiserslauterer Mordkommission stand nur da und staunte, während seine Kollegin eine Unterdatei öffnete.
    »Das ist einfach irre! Schau, der hat ein detailliertes psychologisches Profil über uns erstellt – vor allem über dich!«
    Was Tannenberg da bezüglich seiner Person auf dem Flachbildschirm so auf die Schnelle erkennen konnte, war ein sehr negatives Psychogramm über ihn, in dem er sich, jedenfalls nach seiner Selbsteinschätzung, kaum wiederfand.
    Plötzlich läutete oben das Telefon.
    Beide rannten los.
    Es war wieder eine Bandaufnahme, die abgespielt wurde: »Tannenberg, hör genau zu, denn ich sag’s wieder nur ein einziges Mal: Neben dem Fernseher steht eine Truhe. Darin befindet sich ein Reiseschach. Wieder mit einer Problemstellung. Du hast von jetzt an genau eine Stunde Zeit, das Rätsel zu lösen und mit deiner Freundin zu mir ins Finsterbrunnertal zu kommen. Wo das ist, weißt du ja sicher: Du fährst von hier aus einfach ins Karlstal hinein und dort immer weiter, bis du auf der linken Seite die Abfahrt zum Naturfreundehaus entdeckst. Da fährst du rein und stellst dein Auto auf einen der ersten Parkplätze. Dann geht ihr zum Felsen. Dort warte ich auf euch. Und denke daran: Die Frau am Felsen befindet sich im künstlichen Koma. Bei auch nur dem geringsten Versuch, mich zu linken, wird der Bolzenschussapparat ausgelöst, die Frau wird mit einem Herzstich getötet und du wirst nie mehr die Gelegenheit dazu haben, mir die Fragen zu stellen, die dir seit Wochen keine Ruhe mehr lassen. Wenn du es in der dir zur Verfügung stehenden Zeit schaffst, das Spiel zu gewinnen, kannst du mich widerstandslos festnehmen. Diesmal beginnt Schwarz. Wohl an, stolzer Perseus, schwinge dich auf dein geflügeltes Pferd und rette die Jungfer Andromeda!«
    Tannenberg legte den Hörer auf, hechtete an die bunt verzierte, hölzerne Truhe und klappte den schweren Deckel nach oben. Vorsichtig hob er das kleine Plastikbrett mit den winzigen Magnetfigürchen heraus und stellte es vor sich auf den Boden. »Eva, hast du was zu schreiben dabei?«
    »Nein, aber ich finde hier bestimmt etwas«, entgegnete die Angesprochene, begab sich an die nächstgelegene Schublade und zog sie heraus. »Oh Gott, da sind nur zwei Rasiermesser drin!«, stellte sie entsetzt fest. »Damit hat er den Frauen bestimmt die Kehle aufgeschnitten.«
    »Mach schon. Such!«, schrie Tannenberg, ohne ihren Fund zu kommentieren.
    In der übernächsten Schublade wurde sie fündig.
    Mit zittrigen Händen schrieb Tannenberg die Ausgangsstellung auf, steckte den Zettel in die Hosentasche, erhob sich und nahm das Mini-Schachbrett vom Boden auf. Dann verließ er, mental völlig auf das vor seinem Körper emporgehaltene Schachspiel konzentriert, vorsichtig das Haus und setzte sich ins Auto.
    Eva Glück-Mankowski trottete zuerst hinterher, blieb dann aber am Fuße der Treppe stehen. »Soll ich dich in Ruhe lassen, damit du dich besser konzentrieren
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