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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses
Autoren: Ellis Peters
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antwortete mit einem Wortschwall, etwa des gleichen Inhalts wie am Vortag, aber leidenschaftlicher, und schüchterte die Männer aus London so ein, daß sie die Köpfe einzogen und sich mürrisch bereiterklärten, den Bürgern von der Wahl des Konzils zu berichten und die Entscheidung nach Kräften zu unterstützen. Christian, der den Bischof so erzürnt hatte, wurde noch am gleichen Abend auf der Straße angegriffen, als er unbewaffnet auf dem Rückweg zur Königin war. Ein paar Strolche lauerten ihm in der Dunkelheit auf und flohen unerkannt, als ein Ritter der Kaiserin mit seinen Männern zu Hilfe kam. Eine Schande war es, Mord als Gegenwehr in einem Streit zu verwenden, nachdem der ehrliche Mann so furchtlos und offen gesprochen hatte. Der Schreiber kam mit ein paar Kratzern davon, aber der Ritter bekam ein Messer von hinten zwischen die Rippen. Es drang ihm bis ins Herz, und er starb in einer Gosse in Winchester. Eine Schande für uns alle, die behaupten, Frieden schaffen zu wollen und Feinde zu Freunden zu machen.«
    Seinem düsteren Zorn nach zu urteilen, hatte ihn diese mutwillige Tat, die alle Vorspiegelungen von gutem Willen, von Gerechtigkeit und Versöhnung zerstörte, sehr bekümmert.
    Einen Mann zu erschlagen, weil er offen für die andere Seite eintrat und dann auch noch den Ehrbaren und Ritterlichen zu töten, der versucht hatte, das Unheil zu verhüten - das waren in der Tat böse Vorzeichen für die Friedensabsichten des Legaten.
    »Und der Mörder wurde nicht gefaßt?« fragte Hugh stirnrunzelnd.
    »Nein. Die Strolche flohen in der Dunkelheit. Niemand schien ihre Namen oder ihren Unterschlupf zu kennen. Der Tod kommt heute so oft, sogar heimtückisch und durch Verrat im Dunkeln, daß dieser Mord wie alle anderen vergessen werden wird. Und am nächsten Tag schloß unser Konzil mit dem Spruch, eine große Zahl von Stephens Männern zu exkommunizieren. Der Legat erklärte all jene für gesegnet, die die Kaiserin segneten, und verfluchte jeden, der sie verfluchte. Damit entließ er uns«, sagte Radulfus. »Nur wir Mönche wurden nicht entlassen, sondern blieben noch einige Wochen bei ihm.«
    »Und die Kaiserin?«
    »Sie zog sich nach Oxford zurück, während in London langatmig verhandelt wurde, wann und wie und unter welchen Bedingungen sie in die Stadt eingelassen werden sollte und wie viele Männer sie nach Westminster mitbringen dürfte. Wie es schien, stritt man sich um jeden Einzelpunkt. Aber in neun oder zehn Tagen wird sie einziehen, und kurz darauf wird sie gekrönt werden.« Er hob eine große, kräftige Hand und ließ sie in den Schoß seiner Kutte fallen. »So scheint es wenigstens. Was sonst soll ich Euch von ihr erzählen?«
    »Ich möchte wissen, wie sie diese zögernde Anerkennung erträgt«, erwiderte Hugh. »Wie verfährt sie mit den gerade erst übergelaufenen Baronen? Und wie verstehen die sich untereinander? Es ist keine Kleinigkeit, die alten und die neuen Vasallen beisammen zu halten und zu verhindern, daß sie sich gegenseitig an die Kehle gehen. Hier und dort ein umstrittenes Anwesen, ein paar Felder, die dem einen genommen und dem anderen gegeben werden... ich glaube, Ehrwürdiger Vater, Ihr wißt so gut wie ich, wie so etwas verläuft.«
    »Ich würde nicht unbedingt sagen, daß sie weise ist«, antwortete Radulfus vorsichtig. »Sie weiß nur zu gut, wie viele ihr auf Befehl ihres Vaters den Treueid geschworen haben und dann zu König Stephen übergelaufen sind, um jetzt ebenso schnell auf ihre Seite zu wechseln, weil ihr Stern aufsteigt. Ich kann gut verstehen, daß sie keine Gelegenheit ungenutzt läßt, hier und dort zu sticheln. Das ist nicht weise, aber es ist menschlich. Aber daß sie überheblich und kühl mit denen umgeht, die nie geschwankt haben - denn es gibt einige, die ihr zu ihrem eigenen Schaden immer die Treue hielten«, sagte der Abt respektvoll und verwundert, »und die treu bleiben werden, was immer sie tun mag. Es ist eine große Dummheit und sehr ungerecht, sie so überheblich zu behandeln, nachdem sie ihr die ganze Zeit zur Seite gestanden haben.«
    Ihr beruhigt mich, dachte Hugh, während er das schmale, ruhige Gesicht betrachtete. Die Frau muß von Sinnen sein, wenn sie sogar Männer wie Robert von Gloucester verhöhnt, da sie sich nun dem Thron so nahe glaubt.
    »Sie hat den Legaten grob beleidigt«, sagte der Abt, »als sie es Stephens Sohn verwehrte, nun, da der Vater gefangen ist, in dessen Rechte als Graf von Boulogne und Mortain einzutreten.
    Das
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