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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären
Autoren: Bill Bryson
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unweigerlich den Erwerb eines weiteren erforderlich machte. Wenn man einen Schlafsack kaufte, brauchte man einen Packbeutel für den Schlafsack. Der Packbeutel kostete 29 Dollar. Für diese Nötigung hatte ich zunehmend weniger Verständnis.
    Als ich mich schließlich nach reiflicher Überlegung für einen Rucksack entschieden hatte – einen sehr hochwertigen Gregory, vom Allerfeinsten, nach dem Motto: es bringt nichts, hier zu knausern –, fragte Dave: »Was für Gurte wollen Sie dazu haben?«
    »Wie bitte?« erwiderte ich und merkte auf der Stelle, daß ich mich am Rand einer gefährlichen Krise befand, auch als Konsumverweigerung bekannt. Ab jetzt konnte ich nicht mehr unbekümmert von mir geben: »Packen Sie nur ruhig gleich sechs Stück davon ein, Dave. Und wenn ich schon mal dabei bin – von den anderen Dingern nehme ich acht Stück. Ach, was soll’s, warum nicht gleich zwölf? Man gönnt sich ja sonst nichts.« Der Haufen Klamotten, der mir eben noch verschwenderisch vorgekommen war und mich irgendwie ganz aufgeregt gemacht hatte - alles neu! alles meins! –, erschien mir plötzlich erdrückend und übertrieben.
    »Gurte«, erklärte Dave. »Um Ihren Schlafsack draufzuschnallen und Sachen festzubinden.«
    »Gehören die Gurte nicht dazu?« sagte ich leicht gereizt.
    »Nein.« Er ließ seinen Blick über eine Wand, vollbehängt mit Kleinkram, schweifen. »Jetzt brauchen Sie natürlich auch noch einen Regenschutz.«
    Ich sah ihn verständnislos an. »Einen Regenschutz? Wozu das denn?«
    »Gegen den Regen.«
    »Ist der Rucksack denn nicht wasserdicht?«
    Er verzog das Gesicht, als müßte er einen höchst schwierigen Sachverhalt klären. »Na ja, nicht hundertprozentig…«
    Das fand ich höchst seltsam. »Wirklich? Ist dem Hersteller nie in den Sinn gekommen, daß die Kunden ihre Rucksäcke gelegentlich auch mal mit nach draußen nehmen wollen? Vielleicht sogar über Nacht draußen zelten wollen? Wieviel kostet der Rucksack eigentlich?«
    »250 Dollar.«
    »250 Dollar? Wollen Sie mich verarsch…«
    Ich unterbrach mich und schlug einen anderen Ton an. »Soll das heißen, man zahlt 250 Dollar für einen Rucksack, der keine Gurte hat und nicht wasserdicht ist?«
    Dave nickte.
    »Hat er wenigstens einen Boden?«
    Mengle grinste verlegen. Kritik an der unerschöpflichen, vielversprechenden Welt der Wanderausrüstung oder gar Überdruß gehörte nicht zu seinem Wesen. »Die Gurte gibt es in sechs verschiedenen Farben«, bot er mir zur Versöhnung an.
    Zum Schluß hatte ich so viel Ausrüstung beisammen, daß ich einen ganzen Treck Sherpas hätte beschäftigen können: Zelt für einen Drei-Jahreszeiten-Einsatz; Isoliermatte, die sich selbst aufbläst; Kombitöpfe und -pfannen; Klappbesteck; Plastikteller und -tasse; Wasserfilter mit einem komplizierten Pumpsystem; Packbeutel in allen Regenbogenfarben; Nahtdichter; Klebeflicken; Schlafsack; Spanngurte; Wasserflaschen; wasserdichter Poncho; wasserfeste Sturm-Zündhölzer; Regenschutz; ein niedlicher Schlüsselanhänger mit eingebautem Minikompaß und Thermometer; ein kleiner, zusammenklappbarer Kocher, der eindeutig Ärger zu machen versprach; Gaskartusche und Ersatzkartusche; eine Taschenlampe, die man sich wie eine Grubenlampe auf die Stirn setzt, so daß die Hände frei sind (die gefiel mir sehr gut); ein großes Messer, um Bären und andere Hinterwäldler abzumurksen; Thermo-Unterwäsche; lange Unterhosen und Unterhemden; vier große Tücher, auch als Stirnbänder zu benutzen; und jede Menge anderer Sachen, für die ich extra nochmal in den Laden zurückgehen mußte, um zu fragen, wozu sie eigentlich gut waren. Bei einem Designer-Zeltboden für 59,95 Dollar -war bei mir Schluß, weil ich wußte, daß es im Supermarkt Zeltplanen für fünf Dollar gab. Ein Erste-Hilfe-Set, ein Nähset, ein Schlangenbiß-Set, eine Trillerpfeife für zwölf Dollar und einen kleinen orangefarbenen Spaten, um seine Hinterlassenschaft zu verbuddeln, ließ ich ebenfalls links liegen mit der Begründung, daß diese Dinge nicht nötig und zu teuer seien oder man sich damit der Lächerlichkeit preisgeben würde. Besonders der kleine orangefarbene Spaten schien mir zuzurufen: »Grünschnabel! Schlappschwanz! Ist sich zu fein für die eigene Scheiße!«
    Um gleich alles in einem Aufwasch zu erledigen, ging ich noch nach nebenan in den Buchladen von Dartmouth und kaufte Bücher – The Thru-Hiker’s Handbook, Walking the Appalachian Trail, diverse Bücher über wildlebende Tiere und
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