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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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Hand, die ist eiskalt. Lisa, nicht weinen! Denk an Kant, du weißt doch …
    Lisa nickt und quetscht mühsam mit einer Stimme, vollgestopft mit Pferdeschwanz und Tränen, raus: »Was kann ich wissen? Ich hab Celia verloren! Was soll ich tun? Sie suchen gehen, gleich! Was darf ich hoffen? Dass ich sie heil wiederfinde.« Und jetzt heult sie doch: »Und dann hau ich ihr den Popo voll!«
    Mensch, Lisa, der Zwerg kann doch nichts dafür, wir sind doch schuld, aber ich merke schon, das bringt jetzt nix.
    Da sind wir auch schon runter von der Autobahn, flitzen die Landstraße entlang, zurück zum Café, schnell, schnell. Da endlich bremst der Prof, beinahe mittendrin im Gärtchen, ein Strauch ist platt, springt sofort raus in den Regen, wir hinterher, er schaut sich hektisch um, wir auch. Keine Celia, keine Laika!

    Der Prof stürzt in den Bäckerladen, wir hinterher, aber wir hätten gar nicht so zu stürzen brauchen, weil, da hocken heil und trocken Celia und Laika auf dem Schoß der Bäckersfrau und knabbern an Nussschnecken herum!
    Der Prof lässt sich auf einen Stuhl fallen, so Zitterknie hab ich bei ihm noch nie gesehen. Nicht mal bei Lucas’ Sturz vom Felsen.
    »Himmel hat laut geschimpft, hab Angst gehabt, Laika auch!«, verkündet Celia mit vollem Mund. »Wollten Lisa suchen. Dann aber nicht mehr!« Lisa schnauft, als wäre sie kilometerweit gerannt. War sie wohl auch, in Gedanken, ihr Schwesterchen suchen.
    Die prima Bäckersfrau lächelt breit und hebt Celia in die Arme von Lisa. Die drückt sie fest an sich, nix mehr von Popo voll. Tim schnappt sich die sabbernde Laika und ich schnappe mir die Hand vom Prof. Das braucht er jetzt und ich auch.
    Mit einem riesigen Regenschirm begleitet uns die Bäckersfrau zum Auto, und als mein Prof was sagen will, ein Dankeschön oder so was, winkt sie ab und uns hinterher. Mit dem Regenschirm!
    Endlich wirklich alle Mann an Bord! Der Riesenschreck ist vorbei, der zittert nur noch ein bisschen nach. Celia, auf dem Schoß von Lisa, krümelt ihr die Hose voll, und was macht Lisa? Drückt ganz rasch und heimlich einen Kuss in Celias Löckchen. Tim mit Laika hat sich neben sie gequetscht, Laika sabbert ihm den Rucksack voll, aber einen Kuss kriegt sie nicht. Lucas hält Beine und Arme ganz still, der Prof vor ihm darf nicht gestört werden.
    Ich sitze neben meinem Prof, dreimal hat er geschaut, ob ich auch richtig angeschnallt bin. Jetzt schleichen wir wieder. Das langsamste Auto auf der verregneten Autobahn. Aber heim geht ’ s trotzdem.
    Das Gewitter hat sich verzogen, jetzt gießt es anderswo. Der Prof am Lenkrad sieht nachdenklich aus, ich glaube, wir auch. Er seufzt. »Lisa, sag mir, ist das in Ordnung so für dich und deine Eltern, dass Laika bei euch bleibt? Im Notfall behalte ich sie und hänge einen Zettel aus in der Uni. Laika sucht Heimat! In null Komma nichts ist sie in guten Händen.«
    »Neee!«, kreischt Celia, und mit ihr ruft Lisa: »Neee!«
    Tim und Lucas und ich kreischen mit!
    Also, hätte der Prof jetzt seine Hände frei, was er nicht hat, dann hätte er sich bestimmt die Ohren zugehalten. So aber nickt er nur. »Alles klar, ich danke euch. Wenn ’ s trotzdem Probleme gibt, ihr wisst, wo ihr mich finden könnt.«
    Jetzt nicken wir. Probleme wird ’ s nicht geben, aber finden möchten wir ihn schon sehr gerne wieder! Der Prof fährt schneller, bald kommt die Ausfahrt, und das heißt, bald kann man unser Zuhause schon sehen.
    »Meine guten Freunde.« Der Prof hupt einen Autodrängler weg. »Da hilft ja nichts, die Trennung naht. Aber geheult wird nicht, versprochen? Das ertrag ich nämlich nicht. Oder hattet ihr das etwa gar nicht vor?«
    »Neee!«, ruft Celia richtig vergnügt.
    Wir anderen schweigen. Wir haben alle einen Kloß im Hals, und wenn man den nicht runterschlucken kann, dann platzt er aus den Augen raus, das hat er uns jetzt verboten.
    Der Prof seufzt tief und murmelt hin zur Windschutzscheibe: »Ihr seid mir allesamt ans Herz gewachsen, wisst ihr das? In unserer philosophischen Campingzeit war alles drin, Freude und Schreck, Spaß und Ärger. So intensiv, wie man das vermutlich nur mit Kindern erleben kann, ich werde das vermissen.«
    Wir auch, Prof, wir auch! Und wenn du jetzt noch mehr so innige Worte sagst, dann tröpfelt ’ s nicht bloß aufs Autodach, sondern auch hier drinnen.
    Da ruft er laut und klatscht aufs Lenkrad: »Dann macht doch endlich den Mund auf und tröstet euren ollen Prof! Habe ich euch etwas Wichtiges vermitteln können,
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