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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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hätte jetzt mein Papa gesagt oder …« Er blinzelt zu mir rüber. »Oder ich!«
    Ich blinzele nicht nur zurück, ich strecke beide Daumen hoch!
    Und mit mir der Prof: »Prima gedacht! Tim, in deinem Hirn, da steckt was drin. Da siehst du ’ s mal, da werde ich vor Begeisterung noch zum Dichter. Wir können heute mit einer viel größeren Genauigkeit und viel mehr Wissen über die Naturgesetze sprechen, wovon die Griechen noch keine Ahnung hatten. Eben wegen der klein, klein, klein -Gedanken, wie du sagst. Man kann auch Forschung dazu sagen. Aber …«, er zieht mit dem Pfeifenstiel Kreise auf seiner Glatze, »sie hatten den großen Vorteil, dass sie, gerade weil sie nicht viel wissen konnten, ganze neue Weltbilder erschaffen haben. Die griechischen Philosophen waren viel mehr ganzheitliche Denker, als wir es heute sind. Ganzheitlich! Sagt euch das was?«
    »Denken im großen Bogen!«, ruft Lisa und malt einen Riesenbogen mit ihren Armen in den Himmel. Da scheint ja gar keine Sonne mehr, sie ist verschwunden hinter grauschwarzen Wolken, die hängen tief, da hinten zuckt ja sogar ein Blitz, das haben wir gar nicht bemerkt. Der Prof merkt es auch jetzt nicht.
    »Die großen, die allergrößten Gedanken, Lisa. Die konnten sie sich auch leisten, denn sie waren ja Anfänger. Die allerwichtigsten Anfänger, die wir haben.«
    Und da tut ’ s einen wüsten Schlag, ein Donner, genau über uns.
    »Freunde, wir sehen ein Naturgesetz, es gibt ein Gewitter!«, ruft Lisa das, was der Prof auch hätte rufen können, und schon platscht es los. Und wie! Das ging aber schnell. Es schüttet, als wären alle Regenwolken auf einmal geplatzt.
    »Alle Mann ins Auto!«, ruft der Prof, schiebt noch schnell Geldscheine unter seinen Kuchenteller, rennt los, wir hinterher.
    Pudelnass drängeln wir uns ins Auto, der tropfende Prof hinters Steuer, und schon brausen wir los.

Der Abschied, beinah wär er schiefgegangen
    »Das nenne ich doch einen höchst theatralischen Abschluss unseres Philosophie-Ausflugs, mit Blitz und Donner und Regenguss!«, ruft der Prof, und sch on patschen die Autoreifen durch Pfützen.
    »Wäre ich noch der dumme alte Grieche, was würde ich mich wohl fürchten und mich im Haus verstecken?«
    »Die Götter zürnen uns!«, schreit Lisa dem Prof ins Ohr. Zu laut prasselt der Regen aufs Autodach. Da ist schon die Auffahrt zur Autobahn, der Prof konzentriert sich, drum nickt er nur, biegt ab, und wir fahren die klatschnasse Autobahn entlang. Nein, wir schleichen. Der Prof mit streng gerunzelter Stirn, Blick geradeaus, die Götter zürnen immer lauter und immer nasser …
    Tim dreht sich um zu Lisa, von seiner Kappe tropft ’ s, natürlich hat er es geschafft, sich neben den Prof zu quetschen. »Die Götter gibt ’ s doch nicht, drum können sie auch nicht zürnen. Aber warum haben dann so viele Leute Angst bei Gewitter? Celia auch, stimmt ’ s?«
    »Weil die Naturgesetze sowohl Gutes wie auch Schlechtes für uns bewirken können«, ruft der Prof, aber weiter kommt er nicht. Celia! Laika! Wir brüllen alle durcheinander! Stopp! Stopp! Anhalten, Prof! Celia! Laika! Sie sind nicht da! Wir haben sie vergessen!
    »Was?«, schreit der Prof und gibt Gas. »Tut mir das nicht an!« Jetzt schleichen wir nicht mehr, wir flitzen, dass die Pfützen spritzen. »Ich fass es nicht! Das hat mir gerade noch gefehlt! Haltet euch fest!«
    Mit quietschenden Reifen geht ’ s die nächste Ausfahrt wieder raus, wir müssen sofort zurück! Keiner sagt mehr was, ich glaub, uns ist allen ein bisschen schlecht. Wir haben Celia und Laika verloren, die sind ganz verlassen ohne uns, die heulen und winseln sich doch die Augen aus dem Kopf! Ganz bestimmt sind sie uns jetzt suchen gegangen, patschenass im Regen und finden uns nicht. Verlaufen sich bestimmt, hinterm Café, da war doch nix als Wald, wie sollen wir sie da denn finden? Bitte, Prof, mach was!
    Der rast, als müsste er ein Rennen gewinnen und murmelt bloß immerzu: »Ich fass es nicht. Ich fass es nicht. Wie konnte das passieren?«
    Ja, wie? Wir haben in die Luft hoch philosophiert und nicht aufgepasst, was zu unseren Füßen passiert, beim Thales von Milet war ’ s doch ähnlich.
    Lucas klebt am Autofenster und sucht die Straßen neben der Autobahn ab, als würden da jetzt Celia und Laika herumspazieren. Tim vorne ist zu einem Klumpen zusammengesunken und stöhnt und brummelt was von »Papa!«, Lisa hat Augen, riesengroß, und ihren Pferdeschwanz in den Mund gestopft. Ich greife nach ihrer
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