Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
Vom Netzwerk:
leider in ihre volle Müsli-Schale …
    »Ein schöner Gedanke, sehr nachdenkenswert, Tim«, lobt der Prof und streckt zwei Daumen hoch. »Jetzt denkst du wie ein Philosoph, der beobachtet und überlegt. Aber aufgrund deiner Überlegung werden sich Wissenschaftler darüber hermachen müssen mit Experimenten und allem Drum und Dran, um zu erforschen, fühlt die Flora was Deutliches? Schreit die Karotte, wenn man sie aus dem Beet zieht? Lacht das Gänseblümchen, wenn du es streichelst und bewunderst? Noch wissen wir es nicht, aber, kluger Tim, man denkt darüber nach, wissenschaftlich, meine ich. Mit der höher entwickelten Fauna sind wir schon weiter, nicht wahr? Unsere Laika zum Beispiel …«
    Jetzt unterbricht Celia, ja so was. Sie schwenkt ihren Müslilöffel, Müsli landet auf der Hose vom Prof. »Laika war traurig, war alleine, hat geweint. Hab Laika gefunden, hab ihr Kuss gegeben. Laika hat gelacht!«
    »Und damit hat unsere Celia hervorragend erklärt, dass wir ziemlich genau wissen, viele Arten der Fauna, alle Säugetiere zum Beispiel, fühlen deutlich. Kummer und Freude, Schmerz, Hunger, Wohlbefinden. Drum leben wir ja auch so gerne mit ihnen zusammen, nicht wahr? Weil sie uns ähnlich sind.« Der Prof wuschelt Laika durchs Fell und putzt heimlich an seiner Hose.
    »Wie es da mit den Gefühlen beim Regenwurm aussieht, wissen wir nicht. Wir wissen nur, der Regenwurm lässt den Käfer in Ruhe, weil der nicht zu seiner Nahrungsquelle gehört. Warum stiehlt der Fuchs das Huhn? Er will es nicht bestrafen, nur fressen, denn das ist seine Nahrung. Die Natur hat einen Kreislauf, Freunde.
    Da ist eine Wiese voll mit Gänseblümchen. Im nächsten Jahr ist diese Wiese zwar wieder voll, aber mit rotem Klee. Ja, wo sind sie denn hin, die Gänseblümchen? Sie sind verschwunden, haben Platz gemacht für andere Pflanzen. Sie tauchen vielleicht wieder auf im übernächsten Jahr, wenn wir die Wiese in Ruhe lassen und nicht an ihr rumfummeln. Das ist der wunderbare Wandel der Natur. Sie wandelt sich, bleibt aber immer Natur, bleibt sich gleich. Und wird nicht plötzlich zum Biomatsch mit kleinen grünen Männchen drin.«
    Wir kichern, aber am lautesten kichert die Bäckersfrau! So was! Die hat ja zugehört, bestimmt schon die ganze Zeit, das haben wir gar nicht gemerkt. Jetzt klatscht sie auch noch Applaus, und der Prof steht auf und verbeugt sich, und sie schüttelt seine Hand: »Ihr Vortrag war fantastisch, kann ich den auch im Radio hören?« Der Prof grinst ein bisschen verblüfft und schüttelt den Kopf. »Herzlichen Dank fürs Kompliment, freut mich, dass es Ihnen gefallen hat. Aber ich lade Sie gerne ein, weiter zuzuhören, bitte sehr.«
    Sofort holt sich die Bäckersfrau einen Stuhl und quetscht sich zwischen uns. So was!
    Was sagt er denn da! Er ist doch alleine unser Prof, hat er das vergessen? Aber ich merke schon, er freut sich über eine neue Zuhörerin, er erzählt so gerne, besonders uns und seinen Studenten an der Uni sowieso. Na gut, darf sie halt bleiben. Aber sagen und was fragen darf sie nicht, das dürfen nur wir, das ist wohl klar! Der Prof greift nach einem Rosinenbrötchen und sofort gießt ihm die Bäckersfrau einen Kaffee ein. Hätte ich ja auch machen können.
    »Naturbegegnung, Freunde, ist eine Wechselwirkung«, sagt der Prof und kaut. »Sie spiegelt uns. Kann ich den wichtigsten Satz so stehen lassen als Abschluss unserer Naturbetrachtung?«
    Die Bäckersfrau nickt eifrig, wir aber nicht.
    »Prof, es bedarf einer Erklärung«, sagt Lisa, natürlich Lisa. So erwachsen reden kann bloß sie. »Ich versuche sie zu liefern. Also, ich würde sagen, na ja, was würde ich sagen …« Sie zieht Celia auf ihren Schoß, die matscht immer noch im Müsli herum. »Ich würde sagen, wenn ich Celia und Laika beobachte, was ich ja jetzt leider tun muss, dann sehe ich, wie Laika lustig rumflitzt im Matsch, und sofort flitzt Celia genau so lustig mit. Dann merke ich, es geht beiden gut. Der eine ist dann wie ein Spiegel für den anderen.« Lisa seufzt, aber nur leise. »Den Dreck darf ich ihnen abwaschen.«
    Arme Lisa, gute Lisa! Jetzt kriegst du aber jede Menge Punkte, von mir jedenfalls. Erstens, weil ’ s stimmt, Laika ist ja Natur, Fauna, und zweitens, weil du die beste Schwester auf der Welt bist. So!
    Sofort klatscht die Bäckersfrau Applaus, und unser Prof, der klatscht mit. Ist er jetzt nur noch auf ihrer Erwachsenenseite oder was? Zwischen uns heißt das doch Daumen hoch oder Korrektur! »Daumen hoch und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher