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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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weiß.«
    »Und so schließt sich eine sinnvolle Frage an die andere, hinweg über Jahrtausende, bis hin zu uns«, sagt der Prof. »Nach der Frage kommt das Wissen, und aus dem Wissen heraus kommen wieder neue Fragen, immer wieder. Neue Erkenntnisse, neue Fragen. Vergesst das nicht!« Er schaut uns der Reihe nach an, die Bäckersfrau aber nicht, ich hab ’ s gesehen. »Kinder fragen ja sowieso und oft, das ist gut so. Nur wenn sie erwachsen werden, verstummen allmählich ihre Fragen. Glauben sie, schon alles zu wissen, was sie brauchen? Genügt ihnen das? Oder haben sie einfach ihre Neugierde verloren?«
    Er schaut uns wieder an, diesmal auch die Bäckersfrau. Die wird auf ihrem Stuhl irgendwie ein bisschen kleiner, aber sitzen bleibt sie doch.
    »Die Philosophie, meine Freunde, fragt und fragt, respektiert aber immer die Naturgesetze, die nicht änderbar sind. Merkt ihr was? Philosophie hat viel mit Gesetzen zu tun, die sind unbedingt zu beachten. Denkt bitte so und nicht anders, das ist mir wichtig! Und jetzt sage ich euch noch was. Wenn etwas logisch ist, ist es für uns wertvoller, als wenn es unlogisch ist, oder?«
    Na klar, Prof, ist doch logisch.
    »Aber!«, und jetzt springt er auf und leider auf Laikas Schwänzchen, die jault auf, und zur Gesellschaft jault Celia mit, und Kraulehände und Tröstehände von uns müssen sie zur Ruhe bringen, unterm Tisch. Sein wichtiges »Aber!« ist unterbrochen. Es stört ihn nicht, das Getümmel zu seinen Füßen, er merkt es nicht einmal.

    »Aber!«, ruft er und schwenkt seine kalte Pfeife. »Unlogisches kann, wenn man was gelernt hat, durchaus auch logisch werden. Philosophie hat also auch etwas mit Lernen zu tun. Sie ist der Versuch, sich selbst etwas beizubringen, indem man zum Beispiel die Natur genau beobachtet und sich fragt, was steckt denn da dahinter? Das fragten sich, wie ihr wisst, die alten Philosophen, die Griechen. Und aus diesen Fragen entstand die Wissenschaft, wisst ihr auch schon. Erst sehr viel später waren ja Experimente möglich, ja, ja, ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich wiederhole mich gerne! Wissenschaft durch Experiment, also, Versuch und Irrtum. Neu versuchen, neue Erkenntnisse, neues Scheitern.«
    Mensch, Prof, das klingt aber nicht sehr tröstlich. Und wenn du weiter so mit deiner Pfeife fuchtelst, fuchtelst du bestimmt gleich deine Kaffeetasse vom Tisch. Er fuchtelt weiter.
    »Ich glaube, Freunde, der wichtige Kick ist, dass ich euch klar machen will, Kenntnis besteht darin, dass man immer genau weiß, was nicht funktioniert! Klingt erst mal unlogisch für euch, stimmt ’ s?«
    Stimmt, Prof, aber du wirst es uns ja gleich erklären. Lisa hat schon wieder ihren Mitschreibestift in der Hand, und Lucas zappelt schon eine ganze Weile nicht mehr herum, und Tim kaut bloß ganz leise am allerletzten Rosinenbrötchen. Die Bäckersfrau starrt dich sowieso die ganze Zeit an, das Backen in ihrer Bäckerei hat sie ganz vergessen.
    Dass ich dir immerzu zuhöre, haste ja schon gemerkt. Aber gemerkt hast du bestimmt nicht, dass ich beim Zuhören immer wieder dran denken muss, bald geht ’ s heim, viel zu bald.
    Unser Prof, mein Prof, marschiert um unseren Tisch herum:
    »Ihr müsst wissen, dass ein gescheitertes Experiment ganz großartig sein kann. Da kann man nämlich eine ganze Menge draus lernen, wenn man nämlich was ausprobiert hat und es funktioniert eben nicht. Ja, was machst du da? Schmeißt alles in eine Ecke und heulst? Neee, machst du nicht! Du hockst dich wieder hin und probierst es erneut, nur diesmal mit anderen Gedankengängen. So geht es allen Wissenschaftlern, so geht es auch mir.«
    »Mir auch!«, zischelt Lucas und springt neben dem Prof her, die Zappelbeine sind wieder aufgewacht. »Wenn ich mal was basteln will, was Kompliziertes, so ’ n kleines Radiodingsbums oder so was, dann geht ’ s erst nicht. Dann probier ich ’ s ein bisschen anders, dann geht ’ s besser, aber immer noch nicht super. Dann fummel ich wieder anders dran rum, dann funktioniert es ganz okay, aber ganz toll ist ’ s immer noch nicht!«
    »Weiterfummeln, Lucas, weiterfummeln!« Der Prof boxt ihn sanft auf die Schulter. »Willkommen im Club der Wissenschaftsfummler. Nur so macht es Sinn, über Wissenschaft zu reden, weil die immer weiterfummelt. Weil wir Wissenschaftler oft der Meinung sind, jetzt hätten wir endlich die Wahrheit erreicht. Haben wir aber nicht! Weißt du, das ist so wie bei einem Hunderennen, wo die Wurst dem Hund vor der Schnauze
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