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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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keine Korrektur!«, sagt der Prof und lächelt Lisa zu. »Ein Beispiel ganz aus deiner augenblicklichen Wahrnehmung hast du gefunden, Lisa. Wir spiegeln uns, wir wechselwirken im Zusammensein mit der Natur. Nicht nur mit der Fauna, auch mit der Flora.«
    Lucas springt auf. Na klar, er hat ja schon viel zu lange still gesessen für seine Zappelbeine. Er springt zu einem Rosenstrauch im Blumengärtchen und steckt seine Nase rein.
    »Die Blume riecht lecker, selber weiß sie das wahrscheinlich gar nicht. Sie hat mir aber ihren Duft geschenkt und … Aua!« Er reibt sich die Nase. »Jetzt hat sie mich auch noch gestochen!«
    Die Bäckersfrau guckt erschrocken, aber Lucas grinst, dass seine Zahnspange glitzert.
    »Prof, du musst zugeben, so ’ n tolles Beispiel für ’ ne Wechselwirkung kriegste nicht alle Tage!«
    »Weniger drastisch wär ’ s auch gegangen, Lucas«, murmelt der Prof, und sofort zieht Lisa ihr Heft aus dem Rucksack und kritzelt. Natürlich, ein neues Wort, nachschauen im Lexikon! Ob sie dazu noch Zeit hat, wenn sie nun auch noch auf Laika aufpassen muss?
    Der Prof hat nichts gemerkt, er wühlt nämlich auch in seinem Rucksack und zieht eine Pfeife raus. Was denn, raucht er etwa so Stinkiges in die Luft? Davon wissen wir ja noch gar nichts!
    »Alte Gewohnheit, Ida, reg dich nicht auf, hier stinkt nichts.«

    Der Prof lehnt sich gemütlich zurück und zieht an der Pfeife. Tatsächlich, da kommt kein Rauch raus. Er hat sie nämlich gar nicht angezündet, da ist bestimmt auch gar kein Tabak drin. Na gut, darf er weiternuckeln.
    »Habt ihr noch Geduld mit mir, meine Lieben, oder habt ihr schon Heimweh? Darf ich euch noch was erzählen, was mir wichtig ist?« Na klar darf er das, und wie! Heimweh haben wir doch alle nicht! Nur Tim, der brummelt: »Ich freu mich so auf meinen Papa.«
    Sofort schiebt ihm die Bäckersfrau das letzte Käsekuchenstück hin und klopft ihm richtig tröstend auf die Backe. Gesagt hat sie nichts, aber sie ruckelt sich erwartungsvoll auf ihrem Stuhl zurecht.
    »Kehren wir zurück zur Philosophie, unserem Camping-Thema«, sagt der Prof und zieht an seiner kalten Pfeife. »Philosophieren heißt doch, was kann ich mit meiner Vernunft von der Welt verstehen. Philosophie ist also sozusagen der Erste-Hilfe-Koffer der Vernunft.«
    »Kenne ich!« Lucas streckt sein Bein kerzengrade aus. »In dem in deinem Auto war alles drin, damit mein Knie nicht verblutet ist. Das ist wichtig!«
    »Ohne Zweifel, Lucas«, sagt der Prof. »Ich bin froh, dass es deinem Bein wieder gut geht. Nur würdest du bitte nicht damit meinen Kaffee vom Tisch schubsen? Danke! Es ist nur so, dass der Verstand nicht im Knie sitzt, sondern im Hirn. Dieser Erste-Hilfe-Koffer, den ich meine, liegt nicht im Auto, ist wohl klar. In diesem Koffer steckt alles drin, was ich als Möglichkeiten habe, mit meinem Verstand etwas über die Welt herauszufinden. Möglicherweise im Gespräch mit anderen, was der eine nicht weiß, weiß vielleicht der andere. Möglichweise aber auch im Alleingang. Lisa, nicht notieren, ich erkläre das Wort.«
    »Danke, ist nicht nötig, Prof.« Lisa lächelt richtig ein bisschen hochmütig. »Das Wort erklärt sich von selbst. Ich gehe allein, ich denke allein. Ist doch logisch.«
    Der Prof schwenkt die Pfeife. »Kluge Lisa, gutes Kind. Also weiter im Text. Herausfinden wollen, wie denn die Welt funktioniert? Wie und warum ist das alles zustande gekommen? Wo ist die Welt überhaupt hergekommen! Wie kann ich da weiterdenken, wohin soll ich überhaupt denken? Warum gibt es mich überhaupt und wozu? Das sind die berühmten Warum-Fragen, die sind wichtig, die sind nützlich. Sie können uns aber auch in ein Nirgendwohin führen, wir plappern nur immerzu ein Warum vor uns hin. Das führt zu nichts! Wir müssen lernen, die Vernunft in gewisse Bahnen zu lenken, also sinnvoll zu denken und damit auch sinnvoll zu fragen.«
    Lisa steht auf und drückt mir die müsliverschmierte Celia auf den Schoß. Die rutscht aber sofort runter zu Laika unter den Tisch.
    »Also«, legt Lisa los, »es wäre ziemlich doof von mir, wenn ich denken würde, da oben die Wolken, die sollen weg, ich will ’ nen blauen Himmel sehen. Das wär doch ein sinnloses Denken, weil, Wolken gibt es immer wieder. Sinnvoll denken wäre doch wohl, wenn ich überlegen würde, wie kommt das überhaupt, dass da oben Wolken hängen! Das wäre eine sinnvolle Frage. Na ja, wenn ich ein alter Grieche wäre und von den Naturgesetzen noch nichts
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