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Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Titel: Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)
Autoren: Robert Littell
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Engländer gelogen hat, als er behauptete, es gebe keine britischen Agenten in der Sowjetunion.«
    »Geben Sie also zu, eine britische Agentin zu sein? Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen. Sie sind in einer misslichen Situation. Wenn Sie behaupten, Ihre Verurteilung als britische Spionin war ein Fehler, und Sie uns überzeugen, dass Sie, Hauptmann Gussakow und Oberst Sudoplatow keine britischen Agenten waren, heißt das, der Engländer hat die Wahrheit gesagt. Was bedeutet, Ihre Bemühungen, ihn zu diskreditieren, sind eine umstürzlerische Tat, und jedes sowjetische Kind weiß, welche Strafe darauf steht. Wenn Sie dagegen zugeben, eine britische Spionin zu sein, heißt das, dass sie mit Ihrer Behauptung recht hatten, der Engländer lüge, wenn er sage, der SIS unterhalte kein Agentennetz in der Sowjetunion. Aber in Bezug auf den Engländer recht gehabt zu haben, hilft Ihnen nicht mehr, wenn Sie zugeben, eine britische Spionin zu sein.«
    »Ich bin verloren, ganz gleich, was ich sage.«
    »Ihre einzige Hoffnung auf Rettung besteht darin, dem Genossen Stalin und seinen Sicherheitsorganen zu vertrauen, für die Sie bis vor Kurzem selbst noch gearbeitet haben. Sowohl der Genosse Stalin als auch sein Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten sind unfehlbar. Sie müssen unserem Urteil vertrauen, das auf des Genossen Stalins weisen Erkenntnissen beruht. Nach akribischer Überprüfung der Vertrauenswürdigkeit des Engländers – ich denke, Sie kennen den Inhalt der Akte zum Fall 5581 – sind wir zu dem Schluss gekommen, dass der Agent mit dem Decknamen »Sonny« ein aufrichtiger Anhänger des internationalen Kommunismus und der Sowjetunion ist, und das seit seiner Rekrutierung durch unseren Londoner Residenten im Jahre 1934. Die von ihm an seine verschiedenen Vorgesetzten weitergegebenen Geheimnisse waren echt, zuletzt das Datum des feigen Überfalls der Nazis auf unser Vaterland.«
    »Ich brauche Zeit zum Nachdenken …«
    »Ich will offen mit Ihnen reden, Gefangene Modinskaja, von Frau zu Frau: Ich an Ihrer Stelle befände mich angesichts meiner bevorstehenden Hinrichtung in heller Panik.«
    »Das habe ich hinter mir, Genossin Vernehmungsbeamtin. Ich weiß noch, wie die Genossen Wärter, gedrungene Männer mit fleckigen Lederschürzen über ihren NKWD-Uniformen, aus der Krypta heraufkamen, um den von mir befragten Gefangenen abzuholen. Sie rauchten dicke Zigaretten und lachten nervös. Seitdem sind diese Männer immer wieder in meinen Albträumen aufgetaucht.«
    »Das Band ist gleich zu Ende. Meine Zeit mit Ihnen ist so gut wie vorbei.«
    »Um Himmels willen, gehen Sie nicht!«
    »Die Befragung kann nur weitergehen, wenn ich ein Geständnis bekomme.«
    »Was würde Ihnen das Geständnis einer unschuldigen Genossin nützen?«
    »Wenn wir erst ein Geständnis in der Hand haben, geht es nicht mehr um Schuld oder Unschuld.«
    »Aber genau darum geht es doch: meine Unschuld!«
    »Was kann ich tun, um Sie vom Gegenteil zu überzeugen? Wie kann ich Sie dazu bringen, Ihre Starrköpfigkeit zu überwinden? Hören Sie … {Pause} Hören Sie die Schritte auf dem Gang draußen? Das können nur die Genossen aus der Krypta sein, um Sie zu holen.«
    »Ohhh, ich habe Angst. {Pause} Ich muss so lange mit Ihnen reden wie nur möglich.«
    »Gefangene Modinskaja, es war der Genosse Stalin selbst, der den teuflischen Plan, Sonny zu diskreditieren, entlarvt hat. Es war der Genosse Stalin selbst, der die Verräter demaskiert hat. Sie können doch der Wahnvorstellung von Ihrer Unschuld nicht ernsthaft so viel Gewicht beimessen wie dem unerschütterlichen Glauben des Genossen Stalin an Ihre Schuld.«
    »Ich {nicht hörbar}.«
    »Sie müssen lauter sprechen.«
    »Ich {nicht hörbar}.«
    »Jemand ist an der Tür.«
    »O Gott, ja. Sie haben sicher recht, ich muss schuldig sein, wenn der hochgeachtete Josef Wissarionowitsch glaubt, dass ich schuldig bin. Wie könnte es anders sein? Gott, wenn ich mir vorstelle, dass wir Teodor Stepanowitsch Mali erschossen haben, ohne ihm eine letzte Zigarette zu gewähren, obwohl er doch die Wahrheit gesagt hat, als er behauptete, der Engländer sei ein aufrichtiger Sowjetagent. Ich gestehe. Ich gestehe, keine Jungfrau mehr zu sein. Ich gestehe, dass mir die Trotzkisten befohlen haben, den hochgeachteten Josef Wissarionowitsch zu töten. Ich gestehe, die Brotproduktion sabotiert zu haben, indem ich Glasscherben ins Mehl geschmuggelt habe.«
    »Und der Engländer?«
    »Ja, ja, vor allem das mit dem
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