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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
Autoren: Verschiedene Autoren
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sah mich um, um die Meinung von Onkel Thomas dazu zu hören, doch er befand sich nicht im Wohnzimmer.
    „Wo ist Onkel Thomas?“, fragte Robbie.
    Ich knurrte leise. Wieder war er mir mit einer Frage zuvorgekommen.
    „Er ist noch in seinem Zimmer“, erwiderte Holm Helgard.
    „Ich hole ihn“, rief Sally und lief los.
    Mich hielt es nicht an meinem Platz. Ich folgte ihr.
    Als wir seine Zimmertür erreichten, klopfte Sally artig an, doch er antwortete nicht. Auch ein weiteres Klopfen brachte keine Erwiderung oder Einladung, einzutreten.
    Schließlich betätigte Sally vorsichtig die Klinke und lugte hinein.
    Das Zimmer war leer. Das Bett, das die Hausherrin gestern für ihn hergerichtet und auf das er sich – unter Zeugen – gelegt hatte, stand unberührt. Es schien, als wäre er nie hier gewesen.
    „Wo ist er?“, hauchte das Mädchen.
    Ich zuckte ratlos mit den Schultern. Leider konnte ich nicht bleiben, um dieses Rätsel auch noch zu lösen. Ich musste meinen Artikel schreiben.
    Liebe, die Jahrzehnte hält
    von Pippa Stoltz
    Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die kann man sich einfach nicht erklären. Wie das diesjährige Weihnachtsfest bei der Familie Helgard.
    Seit Jahren spukt es jedes Jahr zum Weihnachtsfest in der Villa der Familie, doch dieses Jahr offenbarte sich endlich ein möglicher Grund dafür: Ein in den Mauern verborgener Leichnam wurde gefunden. Ob er wirklich verantwortlich für die unheimlichen Geistererscheinungen war, wird sich wohl erst im nächsten Jahr zu Weihnachten herausstellen. Doch das ist nicht das einzig Ungewöhnliche an diesem Weihnachtsfest. Denn der maßgebliche Entdecker der Leiche, Großonkel Thomas Helgard, gibt ebenfalls Rätsel auf. Er stand am Weihnachtsabend vor der Tür der Helgards, aß mit ihnen, sprach mit ihnen, er sprach sogar intensiv mit der Verfasserin dieses Artikels, die – das sei an dieser Stelle hinzugefügt – keinen Alkohol am Weihnachtsabend zu sich genommen hat. Doch er war nicht wirklich da. Die Videokameras am Haus zeigen keinen Besucher. Und meine Recherchen haben ergeben, dass Thomas Helgard seit über zwölf Jahren tot ist. In Australien eines natürlichen Todes gestorben.
    Was diese ganze Geschichte wirklich bedeuten mag, wie es diese beiden Seelen geschafft haben, nach Jahrzehnten auf ungewöhnliche Weise endlich zueinander zu finden, überlässt die Verfasserin der Fantasie des Lesers.
    Ansonsten: Frohe Weihnachten!

20. Dezember
Sinnlichkeit
Von Anne Brodzinski
    Er hat aufgehört zu träumen. Mit müden, schlurfenden Schritten quält er sich von einem Stand zum nächsten. Hinter ihm spielt die Blaskapelle verzweifelt einen Tusch, erhöhen dann plötzlich das Tempo, um mit aufgesetzter sinnlicher Vorfreude „Ihr Kinderlein kommet“ zu spielen. Vor ihm hetzen die Familien durch die schmalen Gänge, als ob es kein Ziel gäbe. Wie verlorene Schafe ohne einen Hirten starren sie alles an, was sich hinter der Absperrung befindet. Ein fremder Duft, ein fremdartiges besticktes Tuch, fremde Delikatessen, nein, danke.
    Die Marktschreie hallen in seinen Ohren wider, betäuben ihn, machen ihn ohnmächtig. Wie ein Schlafwandler setzt er einen Fuß vor den anderen, bahnt sich seinen Weg, und obwohl alles so voller Trubel ist, wirkt es dennoch erschreckend leer. Zu leer.
    Die Blaskapelle wird ausgetauscht und macht dem Flötenensemble Platz, welches aus Kindern besteht. Anerkennendes Gemurmel, ein kurzer Blick, ein lauter Ruf, weiter, nur weiter. Quäkend beginnen die Flöten zu ertönen, man hält es nicht aus und trotzdem lauscht man gebannt, hört es sogar zehn Stände weit entfernt.
    Er geht weiter, versucht dem zu entkommen. Es kommt zu einem Wiedersehen; Familien geben sich an dem Imbissstand einen gnadenlosen Kampf hin. Sie kämpfen für einen Plastiknapf Grünkohl, für lauwarmen Glühwein, sie prügeln sich für den Pfand auf den Bechern und tun es alljährlich wieder. Ohne zu zögern.
    Uniformierte Beamte laufen ihm über den Weg, die Gesichter zu einer ausdruckslosen Grimasse erstarrt. Kälte von außen und von innen; man kann ihr nicht entfliehen. Sie überwachen den Tumult, wollen sicherstellen, vielleicht wollen sie auch teilhaben an der aufgesetzten Heiterkeit. Sie postieren sich an den Eingängen, da, wo die bunt geschmückten Tannenbäume stehen, auf deren Ästen Schnee aus Watte liegt, um die Illusion perfekt zu machen.
    Verzweifelt stolpert er vorwärts, er will fort, weit weg. Er überquert die Grenze, den Ausgang; die Schreie
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