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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
Autoren: Verschiedene Autoren
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wir ebenfalls etwa zehn Minuten darin herum, bis Robbie aufschrie.
    „Hier!“, rief er und tippte auf eine Linie im Grundriss. „Dieser Gebäudeteil wurde später angebaut. Das ist die Mauer, vor der wir vorhin gestanden haben, als der Geistometer den Geist zeigte.“
    Was für ein kalter Schauer jagte bei diesen Worten meinen Rücken hinunter! Das ist kaum zu beschreiben.
    Holm Helgard schluckte. „Ich hoffe, ihr erwartet jetzt nicht, dass ich die Mauer aufbreche!?“
    Doch genau das erwarteten alle. Jeder sah ihn mit großen Augen an. Er blickte hoffnungsvoll zu seiner Frau, die dieses Mal jedoch den Kamin anstarrte, um seinem Blick nicht begegnen zu müssen. Sie ließ ihn mit dieser Entscheidung allein.
    Wieder schallte ein Schrei durch das Haus, doch dieses Mal stammte er vom Hausherrn, der einsah, dass er besiegt worden war. Er zog sich eine alte Jeans und ein Holzfällerhemd an, dann begann er, die besagte Wand aufzuhacken.
    Wieder erspare ich euch die Details. Jeder weiß, wie viel Staub und Dreck herumfliegen, wie viel Schweiß vergossen wird, wenn solch eine Arbeit ansteht. Es dauerte mehrere Stunden. Draußen schritt der Weihnachtsabend voran, die Familien der Republik feierten glücklich in ihren gemütlichen Stuben, freuten sich über ihre Geschenke, während die Helgards noch nicht einmal über Geschenke gesprochen hatten. Das Weihnachtfest war völlig in den Hintergrund gerückt.
    Schließlich rief Onkel Thomas, der immer direkt neben der Hacke des Hausherrn gestanden und die Fortschritte aus nächster Nähe beobachtet hatte, laut aus: „Halt!“
    Schweißgebadet hielt Holm Helgard inne.
    Und da sah ich sie auch: eine Hand, die zwischen dem Staub und den Steinen lag.
    Mit den Händen gruben wir alle gemeinsam vorsichtig weiter, bis wir ein komplettes Gerippe freigelegt hatten. Es war das Skelett einer Frau.
    „Das ist Friderike“, sagte Onkel Thomas leise.
    „Lasst uns für sie beten“, meinte auf einmal Brigid Helgard aus dem Hintergrund.
    Wir falteten alle für einen Moment die Hände und beteten, wobei ich zugeben muss, dass ich viel zu verwirrt war, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Aber der Moment ging schnell vorüber. Und wir beratschlagten, was als nächstes zu tun sei.
    Schließlich siegte die Meinung des Hausherrn. Er rief die Polizei an, die zu dieser Stunde nicht sonderlich glücklich über den Anruf war.
    Als ein junger Beamter nur wenig später eintraf und sich davon überzeugen konnte, dass der Anruf wirklich war und nicht von einem einsamen Spinner stammte, der den Weihnachtsabend mit einem jungen Mann in Uniform verbringen wollte, änderte sich seine Haltung und er schwor hoch und heilig, den Schuldigen hinter Gitter zu bringen.
    Da sie aus den Unterlagen das Jahr des Umbaus entnehmen konnten, ließ sich derjenige leichter als gedacht ermitteln. Nach einem Anruf hatte der Polizist ihn sogar ausfindig gemacht. Er hieß Jan Wolzow, saß jetzt im Altersheim, war einst Eigentümer des Hauses gewesen und mit einer Friderike Wolzow verheiratet, die aber eines Weihnachtsabends spurlos verschwand. Sie sei mit dem Stallburschen durchgebrannt, hatte er damals angegeben, da dieser nämlich kurz darauf seine Anstellung aufgab und wegzog.
    Nachdem der Beamte wieder verschwunden war, saßen wir völlig erschöpft im Wohnzimmer. Was für ein Weihnachtsabend!
    Ich muss wohl nicht großartig ausführen, dass wir nicht richtig feierten, sondern vielmehr ruhig dasaßen, uns leise unterhielten und auf einen weiteren Schrei und die Erscheinung warteten. Aber nichts passierte. Es blieb still. Kein Geist wanderte ruhelos umher.
    Schließlich gähnte Onkel Thomas laut, und wir gingen alle ins Bett. Sally konnte sich noch nicht ganz von dem Geschehenen trennen und nahm die Dokumente mit in ihr Zimmer, um sich in der Nacht der Lektüre der Vergangenheit ihres Heims zu widmen.
    Auch ich ging in meine Kammer, die in der Nähe der Mauer lag, was dafür sorgte, dass mir permanent die Haare zu Berge standen und ich kaum ein Auge schließen konnte.
    Irgendwie muss ich aber doch eingenickt sein, denn am Morgen wurde ich von Aufregung geweckt.
    Die Aufregung stammte von Sally, die im Wohnzimmer lauthals verkündete, dass sie herausgefunden habe, dass es sich bei Onkel Thomas um Tom, den Stallburschen, handele. Sie habe seinen Namen in den Unterlagen gefunden. Er habe als junger Bursche unter Wolzow gearbeitet.
    Ich runzelte die Stirn. Das war ein riesiger Zufall! Oder steckte etwa mehr dahinter?
    Ich
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