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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
Autoren: Verschiedene Autoren
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es im Neuen Europa noch welche gab, arbeiteten nachts.
    Am Stadtrand, in einer abgelegenen Straße, befand sich das Haus von Zesanne.
    Langhorn fuhr am oberen Rande der Geschwindigkeitsbegrenzung, obwohl das hohe Tempo die Batterie seines E-Bikes besonders schnell leerte. Die Räder waren heute so konzipiert, dass man gar nicht mehr zu schnell fahren konnte. Die Batterie reichte für mehrere hundert Kilometer, wenn man konstant 30 km/h fuhr. Bis 50 km/h erschöpfte sich der Akku dreimal so schnell, und darüber streikten die Motoren ganz, wenn man nicht eine Werkstatt kannte, die die Geräte heimlich manipulierte. Das war bei Langhorn der Fall gewesen, sein Motor schaffte wesentlich mehr, allerdings auf Kosten der Batterie. Aber das war heute zweitrangig. Er musste sich beeilen. Höchstwahrscheinlich hatte die Behörden das Telefonat abgehört und befanden sich nun ebenfalls auf dem Weg zum Anwesen.
    Als er ankam, eilte er so schnell wie möglich ins Haus. Es war beeindruckend groß. Offenbar besaß Zesanne einflussreiche Freunde. Als Langhorn das Wohnzimmer betrat, wusste er auch, warum. Darin befanden sich lauter antike Kunstwerke. An den Wänden hingen unzählige verbotene Meisterwerke der Vergangenheit, unter ihnen Renoir, Gauguin, Cezanne, Manet.
    Langhorn fühlte sich wie erschlagen. „Ich hatte ja keine Ahnung…“, murmelte er, als er Grady Kolmar gegenüberstand, einem älteren Mann in schwarzen Jeans und Sakko, unter dem er ein altmodisches Hemd trug. Er sah aus, als wäre er gerade einem historischen Film entsprungen.
    „Er hat die alten Kunstwerke gesammelt, um sie am Leben zu erhalten. Seitdem Museen offiziell verboten sind, machte er es sich, wie viele private Sammler, zu Aufgabe, die Kunstwerke zu erhalten, bevor sie den eurabinesischen Behörden und damit der Zerstörung zum Opfer fallen. Und ich fürchte, die Bilder haben etwas mit seinem Tod zu tun.“
    „Was meinen Sie?“
    Kolmar ging auf die Mitte des großen Raumes zu, wo die Leiche eines Mannes lag. Sie befand sich auf einem hellen Teppich, den das Blut rotbraun gefärbt hatte. Der rechte Arm des Toten war ausgestreckt, die Finger gespreizt, der Daumen unter der Handfläche versteckt. Der andere Arm lag unter dem Körper. Der Kopf war zur Seite gedreht, die leeren Augen blickten zum Fenster hinaus.
    „Sehen Sie, wohin die Hand von Zesanne deutet?“
    Langhorn folgte mit dem Blick der verlängerten Linie des Armes. Sie wies direkt auf das Bild eines Liebespaares.
    „Was soll das bedeuten? Es waren Verliebte, die ihn getötet haben?“
    „Deshalb habe ich Sie geholt. Ich hoffe, Sie können sagen, was er damit ausdrücken will.“
    Langhorn schüttelte den Kopf. „Das ergibt keinen Sinn. Dafür brauchen Sie mich nicht. Womöglich war es Zufall, dass er so liegt. Oder die Täter haben ihn so hingelegt.“
    „Nein, er hat sich selbst so hingelegt. Er hat noch ein paar Minuten gelebt. Sehen Sie hier?“
    Er deutete auf einen großen Blutfleck etwas entfernt von der Leiche. „Hier ist er erstochen worden. Blutige Spuren führen von dem Fleck weg. Das heißt, der Täter ist danach gegangen. Im Anschluss ist Zesanne hierher gekrochen, hat sich so hingelegt und ist gestorben.“
    Langhorn machte ein Foto mit seinem Comphone. Kolmar wollte noch etwas hinzufügen, doch in diesem Augenblick klappte die Tür.
    Die beiden Männer sprangen reflexartig hinter einen Schrank, um sich vor dem Ankömmling zu verstecken, doch dann hörten sie einen Schrei. Es folgte ein Schluchzen.
    Zuerst verließ Langhorn sein Versteck und trat in das hellerleuchtete Wohnzimmer. Er erblickte eine junge Frau, die ihn entsetzt anstarrte. Tränen liefen über ihre Wangen.
    „Sie haben ihn umgebracht!“, kreischte sie, doch Langhorn schüttelte den Kopf.
    „Wir haben ihn gefunden. Wer sind Sie?“
    „Ich bin Monique, seine Freundin.“
    Sie war mindestens zwanzig Jahre jünger als der Zesanne, aber das war weder der Ort noch die Zeit für Vorurteile. Es sei denn…
    „Sie haben ihn umgebracht!“, sagte auf einmal Kolmar, als er aus seinem Versteck hervorkam.
    „Wie kommen Sie denn darauf?“
    „Er hat sich im Sterben so hingelegt, dass seine Hand auf das Bild mit den Verliebten zeigt. Vielleicht wollte er damit sagen, dass Sie ihn getötet haben.“
    „Das ist totaler Quatsch! Ich habe ihn geliebt! Und ich bin gerade erst gekommen!“
    Langhorn wollte etwas hinzufügen, doch er erstarrte, bevor er den Mund öffnen konnte. Mehrere rote Lichter schwebten über den
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