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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
Autoren: Verschiedene Autoren
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ein Stern. Der Stern, der den Weisen den Weg zum Stall mit dem Neugeborenen gewiesen hat. Zesanne hat Ihnen damit etwas ganz Wertvolles geschenkt.“
    Monique musste sich die Nase putzen.
    „Was machen wir mit dem Wissen?“, fragte sie schließlich, als sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte.
    „Wir müssen es irgendwie veröffentlichen, damit sich die Menschen in Europa erinnern, was zu ihrem Leben und ihrem Erbe dazugehört.“
    „Das ist gefährlich. Sie könnten uns lebenslang nach Brüssel sperren.“
    Langhorn nickte. „Das Risiko besteht. Aber ich denke, die Nachricht ist es wert.“
    Monique nickte. „Heute ist der 1. Dezember. Noch 23 Tage, bis zum Weihnachtsfest. Bis dahin sollten wir die Botschaft verbreitet haben. Vielleicht können schon viele Familien das Fest gemeinsam feiern.“
    Langhorn antwortete nicht. Die 24 war nicht nur der Schlüssel für den codierten Text gewesen, sondern deutete auch auf den 24. Dezember hin, den Tag vom Heiligen Abend.
    Ja, bis dahin sollten sie das Wort unbedingt so weit wie möglich verbreitet haben. Er wusste zwar noch nicht wie, aber er musste es tun. Das war etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnte.

2. Dezember
MARIAS VERKÜNDIGUNG
Von Rolf Niebel

Ein neutestamentarisches Prequel
    „Shit!“, dachte sie halblaut „Shit!“
    Dieses gepresst gehauchte „Shit“ machte sich in ihrem Gehirn breit, sodass sie an beinahe nichts anderes mehr denken konnte. Irgendwie war ihr sehr blümerant zumute. Shit? Nein, es war nicht dieses Zeug, das im tönernen Kopf ihrer selbst getöpferten Bon vor sich hin glimmte und bei jedem Zug ein blubberndes Lied in der bauchigen Tiefe des Rauchutensils erklingen ließ. Es war nicht jener würzige schwere Dunst, der ihr die Sinne, ihre Gedanken schwer machte und die Synapsen verklebte.
    Ihr Leben war nicht gerade das, was man gemeinhin berauschend nannte, und seit sie hier am Rande dieses Ziegenhirtenkaffs lebte, war es einfach nur beschissen öde – ein ödes Leben in einer öden Wüste. Gewiss, manchmal nahm ihr Typ sie mit zum Basar nach Sepphoris, aber die Tatsache ihrer Funktion als schlichte jungfräuliche Begleitung war auch schon das Aufregendste. Sie war jung, sie wollte Spaß. Wie gerne würde sie es einmal so richtig krachen lassen. Aber er? Er schleppte sie von den Auslagen des Eisenwarengroßhändlers zu den klebrigen Töpfen und Krügen des Leimkochers, und beim Seiler gab er vielleicht noch ein neues Maßband in Auftrag. Bisweilen feilschte er um ein oder zwei gebrauchte Sägeblätter und am Ende kaufte er eine Muli-Ladung rostiger Nägel und morscher Holzdübel. Für sie blieb selten ein Schekel übrig. Schmuck, einen Armreif, ein Paar Ohrringe? Mit derartigen Aufmerksamkeiten bedachte er sie so gut wie nie. Die letzte Halskette hatte sie am Tage ihrer Hochzeit bekommen, und auch die bestand nur aus notdürftig glatt geschliffenen Holzperlen, die er aus den Resten seiner Schreinerwerkstatt zusammengehobelt hatte. Sie trug sie kaum. Nicht nur, weil die anderen Weiber des Dorfes dann hinter ihrem Rücken verstohlen kicherten, nein, sie kratzte auch furchtbar auf ihrem Dekolleté. Nur manchmal drängte er sie, und widerstrebend tat sie ihm den Gefallen, wenn er sie nur mitnahm, zum zweifelhaften Vergnügen des Basarbesuchs in Sepphoris.
    Irgendwann, als er sich wieder einmal mit Thut, dem ägyptischen Nagelschmied um den Preis von einem Litra (etwa 330 Gramm) rostfreier Nägel zankte, sprach sie dieser morgenländische Typ flüsternd an. Im obligatorischen Gedränge des Basars fiel das überhaupt nicht auf, und er, er hatte sowieso mit seinen Nägeln zu tun.
    „Schaut nur, schöne Maid!“, hatte der Morgenländer gewispert. „Oh die Sonne scheint aus Eurem Gesicht gewichen, und aller Tage umhüllt tristes Grau Eure Seele. Fürwahr, ich seh´s in Euren Augen, die so stumpf sind wie die Perlen Eures hölzernen Geschmeides.“ Dabei gluckste er verschmitzt, fast höhnisch in sich hinein, kaum dass sie es bemerkte, fing sich aber schnell wieder. „Sollten sie nicht leuchten, diese Augen? Schaut nur, schöne Maid!“ Mit diesen Worten lupfte er seinen Turban. Was waren das für Worte, die so wohl gewählt über des Fremden Lippen flossen, als wären sie Balsam, ihr junges aber krankendes Herz zu heilen? Dieser Mann flüsterte Poesie ins Gedränge des lärmenden Basars.
    Links bot der Schächter seine fliegenumschwirrte Ware feil:
    „Nicht ein Lammkotelett, nicht zwei oder drei, nein vier, und noch ein Litra
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