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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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Donnermann ganz verlegen und bullerte leise eine Entschuldigung. Es war
nämlich
wirklich nicht so einfach für ihn, sich das Donnern zu
verkneifen; besonders,
wenn er sich freute. Da summte und pfiff es in der Luft, und der zweite
Gast
kam, die Windliese. Auf einem Besen ritt sie, sprang vor dem Thron der
Nachtfee
ab und, während sie immerfort Knickse machte und im Kreise
herumlief, rief sie
mit einer pfeifenden Stimme:
    »Hui
- Hui - Sumsiselsei!
Komm' schnell auf meinem Besen herbei,
Hab' tausend Meilen zurückgelegt,
Bin über Wiesen und Wälder gefegt,
Hab' an allen Türen und Fenstern gerüttelt,
Hunderttausend Kirschen von den Bäumen geschüttelt.
Haha
- hoho - huhu - sieh - sieh!
Die Windliese ist hie, die Windliese ist hie!«
    Die Nachtfee reichte ihr freundlich die Hand, und,
während sich die
Windliese mit dem Donnermann begrüßte - die beiden
waren natürlich sehr
befreundet - kam schon der dritte Gast herein. Es war die dicke
Wolkenfrau.
    Sie sah aus wie ein Luftballon oder wie eine große
Kaffeekanne; sehr, sehr
komisch. Ihr Gesicht war wie ein Bratapfel so rund und auch so
freundlich. Mit
sehr gemütlichen, langsamen Bewegungen kam sie bis dicht an
den Thron der
Nachtfee, wippte mit ihrem aufgeplusterten Kleid einen komischen
Begrüßungsknicks
und sagte mit weicher, molliger Stimme:
    »Wie
geht es am Himmel?
Wie geht's auf dem Mond?
Ich finde, dass es sich immer noch lohnt,
Liebe Nachtfee,
Sie zum Kaffee zu besuchen;
Sie haben ausgezeichneten Fladenkuchen.
Ich hoffe nur, dass die Sonne, das Biest,
Nicht etwa auch geladen ist;
Hat mir neulich wieder durchs Kleid gebrochen
Und mich mit ihren Strahlen zerstochen.«
    Die Nachtfee dankte für den Gruß der
Wolkenbase und wies ihr den Platz
neben dem Donnermann und der Windliese. Freilich, die Sonne war auch
eingeladen;
das erforderte die Sitte und Höflichkeit. Aber die Wolkenfrau
beruhigte sich
darüber, da sie neben dem Donnermann und der Windliese sitzen
konnte, mit denen
sie selbstverständlich in dicker Freundschaft lebte.
    Plötzlich zuckte es schwefelgelb durch den Raum, und
herein fuhr die
Blitzhexe auf einem toten Baumast. Im gleichen Augenblick sprang der
Donnermann
mit einem fürchterlichen Donner von seinem Sitz, umarmte sein
Weib und tanzte
mit ihr eine Weile im Saal herum. Sie machten dabei ein sehr greuliches
Getöse
und einen schauderhaften Schwefelgestank. Ihre Freude war so
groß, dass sie
sich nicht beherrschen konnten. Die Nachtfee hielt sich die Nase zu, so
schlecht
roch es. Dann ließ die Blitzhexe den Donnermann los, lief in
Zickzacklinien vor
den Thron und schrie mit schriller Stimme:
    »Sirrr
- sirrr - liebe Base - da ist der Blitz!
Zerschlug nur noch schnell eine Kirchturmspitz;
Hatte Auftrag, musst' ihn erledigen schnell;
Sirrr - sirrr - krakacks - bin ich zur Stell' ! «
    Die Nachtfee verneigte sich und bat die Blitzhexe freundlich,
etwas weniger
Schwefelduft zu verbreiten, da dies ihren Sternenkindern und auch noch
anderen
von den geladenen Herrschaften nicht gesund sei; zum Beispiel dem
Taumariechen,
der Morgenröte und der Abendröte. Der Donnermann
machte einen Witz um den
anderen zur Wolkenfrau über die zimperlichen Frauenzimmer am
Morgen- und
Abendhimmel, die Blitzhexe aber knickste eckig und schrie dazu:
    »Sirrr
- will mich beherrschen! Hoffe, es glückt;
Wenn's mich auch drängt und zwackt und jückt,
Den köstlichen Feuerduft zu verbreiten,
Sirrr -
sirrr - das sind ja nur Kleinigkeiten!«
    Dann zuckte sie in Zickzacklinien durch den Saal und setzte
sich dem
Donnermann auf den Schoß. Ein leises Regenrauschen wurde nun
hörbar, und eine
sehr sonderbare Erscheinung trat vor den Thron; der Regenfritz.
Schön war der
Regenfritz nicht. So dünn wie ein Lineal war er. Langes,
verwaschen blondes
Haar hing ihm strähnig über die Triefaugen und die
rote, spitze Schnupfennase.
Einen mächtigen Regenschirm hatte er zugeklappt unter dem Arm,
und sein langer
Rock war patschnass von Wasser. Wo er stand, bildete sich sofort auf
dem Boden
eine Pfütze. Er machte eine linkische Verbeugung vor der
Nachtfee, zog seinen
alten, triefenden Zylinder und sagte mit einer ölig
flötenden, melancholischen
Greinstimme:
    »Drüppelü
- tüp - tüp - liebe Fee der Nacht,
Sie haben mir gütige Einladung gemacht.
Ich bin gerne gekommen - tüp - top - tü - ti!
War ein weiter Ritt auf dem Parapluie.
Hab' zwar im Mai sehr wenig zu tun,
Hin und wieder mal drüppeln,
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