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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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meist muss ich ruhn;
Hab's
aber eben noch erreicht
Und fünfzig neue Leider milde durchweicht,
An siebzehn Stellen sanft durch die Decke geregnet,
Tische, Stühle und Betten mit Pfützen gesegnet,
Zwölf Landpartien freundlich berieselt,
Zweihundert Kinderchen haben's mit Schnupfen benieselt;
Dreizehn Handwerksburschen, bis aufs Hemd,
Habe ich liebevoll durchschwemmt.
Nun ja, man muss eben zufrieden sein,
Der Mai ist trocken,
die Arbeit klein.«
    Die Nachtfee ermahnte diesen seltsamen Gast, nachdem sie ihn
begrüßt hatte.
auf der Erde nicht nur Possen und Unsinn zu treiben, sondern auch Gutes
zu tun
und die Gärten und Felder ordentlich zu begießen. Und
dann bat sie ihn, hier
in ihrem Saal das Regnen ein wenig zu unterdrücken und keine
Pfützen zu
rieseln. Der Regenfritz versprach's und setzte sich zur Wolkenfrau.
Seit einiger
Zeit hatte man schon ein fernes Brausen gehört, das immer
näher heranschwoll.
Plötzlich flatterten alle Schleier und Nebelfahnen im Saal,
die Wolkenwände
bewegten sich leise, denn der Sturmriese fuhr in den Raum, schwarz und
riesengroß,
mit ungeheuren, den Boden fegenden Flügeln. In seiner Faust
hielt er einen
abgerissenen Eichenast; den schwenkte er zum Willkommen und
brüllte, während
sein mächtiger Bart wie eine schwarze Wolke um ihn her wehte:
    »Puh
- da bin ich! Komme vom Ozean!
Schnallte meine schnellsten Flügel an!
Bin wie der Teufel durch die Luft gesaust,
Durch Gebirg und Urwald herangebraust!
Ließ auf dem Flug mir keine Zeit,
Weil Ihre Einladung mich furchtbar freut!
Habe nicht Wind-
noch Wasserhose angezogen;
Sie müssen verzeihen, bin so geflogen!«
    Er hatte wirklich gar nichts an; nicht einmal den neuen
Wüstenwirbelwetterhut
oder die Föhnstiefel. Darum musste er sich jetzt hinter die
Wolkenfrau setzen,
nachdem er mit vielem Getöse den Donnermann, die Blitzhexe und
die Windliese,
sein Weib, begrüßt hatte.
    Nun kamen die drei Eisgeschwister. Als erster der Hagelhans
mit seiner
riesigen Trommel. Er hatte ein blaues Gesicht und kugelrunde, glashelle
Augen,
in denen grüne Funken brannten. Sein Haar war weiß
wie Schnee, und seine
Uniform war blitzend von Hagelperlen. Als er eintrat, wurde es
kühl, und der
Regenfritz fing an zu niesen. Er konnte den Hagelhans nicht besonders
leiden,
weil der ihm immer beim Begießen ins Handwerk pfuschte. Der
Hagelhans klappte
vor dem Thron der Nachtfee militärisch mit den Hacken, schlug
einen Wirbel zur
Begrüßung auf seiner Trommel und schnarrte mit einer
Stimme, die wie das
Rasseln von Eisenketten klang:
    »Klirrrr
- der Hagelhans ist zur Stelle!
Hat viel zu tun in der Mittagshelle;
Muss in den heißen Frühlingstagen
Die Ehre des Winters zu Ansehn tragen!
Tut's gern, ist ihm
eine dienstliche Pflicht,
Kennt Mitleid mit Blumen und Saaten nicht,
Zerschmettert all den albernen Kram,
Wo er ihm in die Marschrichtung kam;
Schießt mit tausend Flinten zu gleicher Zeit,
Trifft sicher, ist gegen alles gefeit;
Kennt kein sanftsäuselndes Betragen,
Hat immer alles kurz und klein geschlagen;
Ist gründlich in seinem Dienstrevier;
Nachts hat er
Urlaub - jetzt ist er hier!«
    Die Nachtfee liebte zwar die Arbeit dieses strengen Herrn
nicht besonders;
aber, da er zu den Eisgeschwistern gehörte und ein vornehmer
Himmelsfürst war,
lud sie ihn stets zu ihren Festen und grüßte ihn auch
jetzt mit höflichem
Verneigen.
    Kaum hatte er auf seinem Stuhl neben dem Sturmriesen Platz
genommen, so kam
seine Schwester Frau Holle herein. Rundlich und weiß von oben
bis unten war sie
und sah eigentlich aus wie ein großes, wandelndes Bett mit
zwei dicken, weichen
Pantoffelfüßen. Immerfort ging ihr ein
weißer Nebel vom Munde, besonders,
wenn sie gähnte; und sie gähnte nämlich
schrecklich viel, weil sie müde war,
denn im Frühling schlief sie sonst meistens. Nun verneigte sie
sich vor der
Nachtfee und sagte ihren Gruß. Dabei stiebten ihr dichte
Flocken aus den Röcken.
Man verstand auch, was sie sprach, aber eigentlich war es lautlos
gehaucht:
    »Frau
Holle ist da! Frau Holle ist da!
Hab's beinah verschlafen, Frau Nachtfee - jaja!
Ich halte schon meine Sommerruhe
Am Nordpol. Meine Bettentruhe
Ist sorgsam vor der Sonne verschlossen;
Sie hat
unverschämt mit Strahlen geschossen.
Ich musste tief in das Eisschloss fliehen,
Um mich nicht zu verbrühen, ja ja, zu verbrühen!
Dort schlief ich wie sieben Murmeltiere.
Weckt' ein Sternchen mich und brachte mir Ihre
Einladung zu dem
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