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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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Peterchen dabei aus dem Schlitten
gefallen. Anneliese
lachte immerfort und steckte die Zunge heraus in das
Schnuppengestöber. Das
prickelte nämlich zu komisch. Nur dem Sumsemann war es wieder
recht ungemütlich.
Schneegestöber ist eben für Maikäfer etwas
Greuliches. Das kann man schließlich
begreifen. Eben wollte er sich tot stellen, da waren sie aus der Wolke
heraus,
und vor ihnen lag das Schloss der Nachtfee auf himmelhohen,
silbergrauen Wolken
- unbeschreiblich schön!
    Der Schlitten hielt am Fuße der Treppe aus
weißem Glase, die breit zwischen
den Wolken hinaufführte zum Tor des Schlosses. Nun stiegen sie
an der Hand des
Sandmännchens die Treppe hinauf. Sehr feierlich war es.

Das Schloss der Nachtfee
    In einem gewaltigen Saal ihres Schlosses empfing die Nachtfee
ihre Gäste zum
Mitternachts-Kaffeeklatsch. Himmelhohe, silberne Säulen trugen
eine ungeheure
Wolkenkuppel, von wehenden Nebeln wie von zarten Fahnen umschwebt. Der
Boden war
aus tiefblauem Kristall. so durchsichtig wie das Wasser des
    Meeres,
wenn es ganz still liegt. Durch weite Eingänge zwischen den
Säulen
sah die Nacht herein, und in ihrer Unendlichkeit schwebten gleich
großen Blumen
Tausende von Wölkchen und gaben ein zauberzartes Licht. Das
Schönste aber war
der Thron der Nachtfee in der Mitte des Saales. Aus einem einzigen,
grünen
Edelstein waren seine Stufen geschnitten, aus Perlen war der Sitz, die
Lehne aus
Silber, und sieben blaue Sterne funkelten leise darüber in der
Luft. Zu beiden
Seiten dieses wunderschönen Thrones standen Reihen von
silbernen Stühlen für
die Gäste, die erwartet wurden. Die Nachtfee saß auf
ihrem Thron, als die
Mitternacht nahte, eine leuchtende Mondsichel im schwarzen Haar, mit
ihrem Königsmantel
angetan. Neben ihr standen zwei Sternenmädchen in ihren
Silberkleidern; durch
die Nacht des Hintergrundes aber zog ununterbrochen eine Kette winziger
singender Sternenkinder. Die ganz, ganz kleinen waren es, die noch
nicht beim
Sandmännchen in die Sternenschule gingen, weil sie noch keine
Kinder auf der
Erde zu beschützen hatten. Darum hatten sie auch noch kein
Plätzchen am
Himmel, von dem aus sie des Nachts auf die Erde hätten blicken
und wachen müssen.
Aber wunderschön singen konnten sie schon!
    Plötzlich klangen zwölf tiefe
Glockenschläge durch den Raum; die Nachtfee
erhob sich von ihrem Thron, breitete die Arme aus und sagte mit einer
weichen,
von Wohlklang wunderlieben Stimme:
    »Mitternacht!
- Die Welt schlief ein;
Frieden, Frieden soll über ihr sein!«
    Mit tausendfachem Echo nahm der Himmelsraum diesen
Segensspruch auf. Von
fernen Chören gesungen klang es, immer weiter, immer leiser:
    »Frieden,
Frieden soll über ihr sein!«
    Dann wurde es ganz still. Still setzte sich die Fee wieder auf
ihren Thron,
und ein gütiges Lächeln lag über ihrem
blassen, edlen Antlitz. Eine Zeitlang
war tiefes Schweigen ringsum, dann aber hörte man fernes
Gerumpel, das immer stärker
wurde und schließlich als gewaltiger Donner
heranbrüllte. Gleich darauf sprang
mit einem schmetternden Schlage der Donnermann aus den Wolken am
Eingang; der
erste der geladenen Gäste. Er hatte einen mächtigen
Paukenklöppel in der
Faust, schlug sich damit auf den Bauch, verneigte sich vor der Nachtfee
und brüllte:
    »Zum
Donnerwetter, da bin ich gekommen!
Habe mir keine Zeit genommen;
Bin gleich, weil du mich geladen hast,
Auf meiner Pauke hierher gerast.
Mein Weib, die Blitzhexe, lässt dir sagen,
Sie hätte noch schnell mal wo einzuschlagen
Und
käme dann hinterher geritten;
Derweil zu grüßen lässt sie bitten!
    Potz
- Himmel - Bomben - Donnerwetter!
Unterwegs überholte ich meinen Vetter,
Den Hagelhans; der muss gleich kommen;
Hat ein graues Wolkenschiff genommen,
Hat ein Loch an der Mondsichel ins Segel geschnitten;
Lässt derweil durch mich um Entschuldigung bitten.
Potz - Krach - Blitz - Donner - Bombenschlag
Ich bin hier
und sage dir guten Tag!«
    Während er dies sprach, donnerte es immerfort, so
dass die kleinen Sternenmädchen
neben dem Thron der Nachtfee ordentlich Herzklopfen bekamen. Aber der
Donnermann
war gar nicht böse dabei; er lachte und verzog lustig den Mund
von einem Ohr
bis zum andern. Die Nachtfee neigte ihr schönes Haupt zum
Gruß gegen den
wilden Mann und meinte mit freundlichem Lächeln, er solle nur
nicht gar so viel
donnern, damit die Sternenkinder keine Angst bekämen. Nun war
der gutmütige
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