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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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gelang, ein grimmiges
Gesicht zu
schneiden. »Ihr Hemdenmätze, was wollt ihr denn hier?
Ihr sollt doch schlafen!«
schmunzelte er. Jetzt trat Peterchen mit einer Verbeugung vor und
erklärte den
Grund der Reise. Ja, von der Geschichte hatte der Sandmann schon
gehört. Sie
war einmal auf einem Kaffeeklatsch bei der Nachtfee erzählt
worden, vor etwa
tausend Jahren; und damals waren alle Gäste sehr
gerührt gewesen von dem
Schicksal der Sumsemänner. »Hm, hm«, meinte
das Männchen jetzt und rollte
mit den Augen, so stark dachte es nach. Aber da kam ihm schon wieder
der Geruch
von den Äpfeln in die Nase, die Peterchen in seinem Korbe
hatte. »Gib mir noch
einen Apfel!« sagte es plötzlich mitten im Denken und
hielt die Hand hin. Das
tat Peterchen natürlich gern. Als der Sandmann nun auch den
zweiten Apfel
verspeist hatte, war all sein Grimm verflogen, und er nickte
wohlwollend mit dem
Kopfe. »Jaja, die Geschichte der Sumsemänner, die war
überall am Himmel
bekannt.«
    Aber sollte der Maikäfer
nun wirklich zwei artige Kinder gefunden
haben, um das Beinchen zurückzuerobern? Das wäre doch
ein ganz gewaltiges Glück
für die Sumsemänner!
    Es musste also festgestellt werden, ob die Kinder artig waren;
sonst ging die
Geschichte nicht. Mit großen, feierlichen Schritten begab sich
das Sandmännchen
zu
    seinem Sprachrohr und rief nach dem Himmel hinauf:
»Die Sternchen von
Anneliese und Peterchen sollen mal schnell herunterkommen !
    Und was geschah?
    Zwei winzige Sternpünktchen lösten sich hoch
oben vom Himmelsgrund und
fielen leuchtend herab auf die Wiese. Im gleichen Augenblick standen
dort zwei
wunderschöne kleine Mädchen mit blonden Locken und
lachenden Augen. Silberne
Hemdchen hatten sie an und silberne Schuhe; funkelhelle Strahlenkronen
aber
blinkten auf ihren Köpfen. »Peterchen, mein
Peterchen!« rief das eine
Sternchen. »Meine kleine Anneliese!« rief das andere.
Und dann gab's eine fröhliche
Begrüßung. Die Kinder liefen zu ihren Sternchen, und
sie umarmten und küssten
sich. Dem dicken Maikäfer kamen ordentlich die Tränen
in die Glotzaugen vom
Zusehen, so hübsch war es. Rührung durfte aber nicht
einreißen, denn die
Geschichte war ernst. Also tat das Sandmännchen wieder sehr
grimmig, verbat
sich die Küsserei und fragte die Sternchen, ob die beiden
Kinder, Peterchen und
Anneliese, kein' Fleckchen auf die Kronen ihrer Sternchen gemacht
hätten. Da lächelten
beide Sternchen und schüttelten ihre silbernen Locken.
Blitzblank waren die
Kronen. Jetzt schmunzelte das gute Sandmännchen, denn es
freute sich sehr darüber,
und die Kinder durften den Sternchen noch einen Kuss geben.
»Ach, war das schön!«
    So ein Sternchenkuss schmeckt so lieb, dass man es wirklich
gar nicht
beschreiben kann; man muss es erleben; und man erlebt es, wenn man gut
ist.
    Husch! waren die Sternchen wieder fort und standen als
Lichtpünktchen am
Himmel. Die Kinder guckten ihnen ganz traurig nach, aber
plötzlich mussten sie
laut lachen. Der Maikäfer tanzte nämlich wie ein
Verdrehter auf der
Sternenwiese herum und warf dabei mit den Beinchen mindestens ein
Dutzend
Sternenstühlchen um, die dort standen. Er freute sich, dass
die Kinder
    artig waren, denn in seiner Familiengeschichte stand, artige Kinder
müssten
es sein, sonst sei alle Mühe umsonst. Nun war es sicher, dass
er sein Beinchen
wiederbekam. Schrecklich freute er sich!
    Der Sandmann verstand zwar, dass das Sumsemännchen
sich freute; aber, dass
es die Sternenstühlchen umwarf, war gegen die Ordnung, und er
verbat sich
dieses maikäferhafte Benehmen sehr energisch. »Ein
Freudentanz sollte das
sein? Ein ganz dummes Rumgebrumsel sei es! Auf der Sternenwiese mache
man so was
nicht; überhaupt, wenn man so dick wäre und so
unsicher auf den Beinen!«
    Da hatte der Sumsemann seine Strafpredigt weg. ›Das
Sandmännchen ist sehr
ungebildet‹, dachte er, denn die
Maikäfertänze sind die schönsten
Tänze
der Welt, das weiß jeder. ›Und er, der Sumsemann,
sei
unsicher auf den
Beinen? So was Lächerliches! Alle wüssten, wie
elegant er auf den Kastanienblättern
im Garten tanzen konnte; und nun sollte man ihn erst mal sehen, wenn er
das
sechste Beinchen wieder hätte!‹
    Beinahe hätte er laut gelacht; aber er verkniff sich
das Lachen, denn er war
vorsichtig und wollte sich nicht unbeliebt machen.
»Entschuldigen Sie, Herr
Sandmann!« sagte er, machte einen
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