Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
Vom Netzwerk:
Karpfen, die dort wohnten, glotzten durch das
Wasser,
sehr erstaunt. ›Oh!‹ dachte der
Karpfenururgroßpapa, ›das sind aber
ein paar seltsame Enten, die da oben flattern.‹ Er hielt
alles,
was in der
Luft flog, für Enten. Fünfhundert Jahre war er alt,
aber schrecklich dumm,
weil er fast immer schlief. ›Oh, oh!‹ dachten die
andern Karpfen. So viel
hatten sie schon lange nicht gedacht, und von der Anstrengung
schwitzten sie
große Luftblasen; die
stiegen im Wasser hoch wie kleine Perlen. Aber schon flogen die drei
Abenteurer
über den Wald hin. »Guck! « sagte das kleine
Reh Ziepziep zu seiner Mutter,
»da fliegen zwei weiße
Fledermäuschen!«

    Doch die Mutter wusste es besser, denn sie hatte feine Ohren
und hörte
alles, was man im Walde erzählt. »Es ist der
Maikäfer Sumsemann, der mit zwei
Kindern nach dem Mond fliegt«, sagte sie. »Wollen sie
den Mond fressen?«
fragte Ziepziep. Es glaubte nämlich, dass man den Mond fressen
könnte, weil er
so ähnlich aussah wie eine gelbe Butterblume.
    »Frag
nicht so dumm und iss
deinen Salat!« sagte die Mutter. Ziepziep war wirklich noch zu
klein, um die
berühmte Geschichte von dem Holzdieb und dem
Maikäferbeinchen zu verstehen.
Immer schneller und immer höher flogen die drei. Das Haus, die
Wiese, der See,
der Wald lag bald tief unter ihnen. Die Hügel, die Berge, an
denen die weißen
Nachtnebel hingen, versanken. Und dann lag die ganze Erde dort unten,
unermesslich
tief in der blauen, stillen Nacht; mit allen ihren Ländern und
Meeren; die große,
liebe Erde in tiefem Schlaf. Das Herz klopfte den Kindern, aber tapfer
hielten
sie die Ärmchen ausgebreitet und machten keine einzige falsche
Bewegung. Der
Maikäfer flog ihnen voran; er geigte unermüdlich und
sang sein Liedchen dazu.
Seltsam! Ganz anders sahen jetzt die Sterne aus als von der Erde, wenn
man sie
abends vom Garten her betrachtete. Als ob sie freundliche, liebe,
lachende
Gesichtchen hätten mit silbernen Löckchen drum. Immer
mehr wurden es, je höher
man flog. Nur die großen konnte man von der Erde sehen, die
kleinen sah man
erst jetzt. Es waren viel, viel hunderttausend. Und plötzlich
begann es durch
den schweigenden Himmelsraum wie von unzähligen
Glöckchen zu klingen; zuerst
ganz fein und leise, dann immer lauter und deutlicher und immer
schöner. Nein!
es waren keine Glöckchen!
    Jetzt hörten sie es deutlich; es waren viel tausend
kleine Silberstimmchen
ringsum. Die Sterne sangen in der Nacht; und so war ihr Lied:
    »Auf
der Erde ist Frieden,
Auf der Erde ist Ruh,
Alle Kinderlein schlafen,
Haben die Äugelein zu.
    Hoch
am Himmel, im Schweigen
Der heiligen Nacht,
Halten viel tausend Sternlein
Treu ihre Wacht.
    Alle
Tierlein auf dem Felde
Alle Vöglein im Wald,
Alle Fischlein im Wasser
Träumen nun bald.
    Silberglöckchen,
die läuten,
Und Silberlicht rinnt,
Und die Sternlein, die singen;
Süß träumt das Kind.«
    Rings um die drei kleinen Abenteurer war während
dieses Gesanges ein
wundersames Leuchten, das immer stärker wurde. Es ging von
einer weiten,
silbernen Wolke aus, die vor ihnen im unendlichen Himmelsraum schwamm,
wie ein
großer Nebel. Man sieht manchmal des Nachts auf der Erde,
hinter dem Garten über
dem Fluss, oder über dem See solche Nebel. Wie Tücher
sehen sie aus, die still
und weiß in der Luft liegen. Nur viel heller, viel
größer war dieser Nebel im
Himmelsraum vor den Kindern. Und als sie nun immer näher
kamen, sahen sie sehr
sonderbare Dinge darauf. Hunderte, Tausende von kleinen
Stühlchen standen dort
um ein schönes, silbernes Pult herum, genau, wie die
Kinderstühlchen in der
Schule um das Lehrerpult. Neben dem Pult hing eine dicke, silberne
Glockenschnur
mit einer wunderschönen Troddel vom Himmel herunter; auf der
andern Seite aber
stand eine riesengroße Pauke neben einem mächtigen,
silbernen Fernrohr. Weit
hinten, auf einem Hügelchen, von dem ein feiner Nebelweg nach
vorn lief, sah
man einen niedlichen, weißen Schäfchenstall mit einem
rosenroten Dach darauf
und runden, komischen Fenstern, die wie kleine Äugelchen
guckten. Um das Ganze
aber lief ein Gitterchen, so zart, als sei es aus Porzellan gesponnen
worden.
Was war dies nur alles?
    Es war die Sternenwiese, der sie sich näherten. Sie
liegt mitten im Himmel
und war die erste Station auf ihrer großen Fahrt.

Die Sternenwiese
    Auf der Sternenwiese wohnt das Sandmännchen, das eine
sehr wichtige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher