Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
Vom Netzwerk:
großen Empfang.
Besten Dank, liebe Base, besten Dank, besten Dank!«
    Und wieder knickste sie, und wieder stob ihr eine Wolke von
Schneeflocken aus
den Röcken. Die Nachtfee reichte ihr die Hand und sagte, dass
es Schlagsahne
auf Eis geben würde. Das aß Frau Holle schrecklich
gern, und höchst vergnügt
segelte sie zu ihrem Stuhl neben dem Hagelhans.
    Da kam auch schon der Eismax heran, der dritte der
Eisgeschwister. Mit
klirrenden Sporen und tausend klingenden, funkelnden Eiskristallen an
seiner
Montur schritt er zum Thron. Er schlug die Sporen zusammen,
grüßte militärisch
vor der Nachtfee und schnarrte:
    »Gnädigste
Nachtfee, melde jehorsamst zur
Stelle!
Jereist mit jletscherhafter Schnelle.
Zwar für mich unjewöhnliche Zeit;
Aber doch eisbärenmäßig jefreut!
Wo alle sich zum Empfang einstellen,
Darf Eismax selbstverständlich nich fehlen.
Bitte erjebenst, eines nur:
Etwas jekühlte Temperatur'
Und die Sonne, das
jreuliche Weib,
Mir nich so nahe uff'n Leib.
Kann die Person durchaus nicht vertragen,
Krieje Triefaugen und weichen Kragen,
Janzer Anzug schlägt Jammerfalten,
Kann Monokel nich mehr halten.
Unausstehlich! ... Na, überhaupt,
Denke, dass mir das jeder glaubt!«
    Nachdem die Nachtfee ihm versichert hatte, dass er
kühl und luftig, weit ab
von der Sonne sitzen solle, klirrte er salutierend wieder mit den
Sporen und
legte ein blitzendes Eisblumensträußchen auf die
Thronstufen. Dann ging er von
Platz zu Platz, machte den Anwesenden seine ritterliche Verbeugung und
setzte
sich schließlich, nachdem er sich auch den hübschen
Sternenmädchen am Thron
der Nachtfee vorgestellt hatte, auf die andere Seite der Frau Holle.
    Jetzt quakte und patschelte es draußen: der
Wassermann kam nämlich
angeschlurft. Für den war es gewiss eine weite Fahrt gewesen.
Er sah auch sehr
angestrengt aus, als er nun auf seinen breiten
Entenfüßen hereinwatschelte und
mit den großen Glotzaugen herumstreite wie der
Karpfen-Ururgroßpapa auf dem
Seegrund. Wenn der Wassermann nicht im Wasser hockte, war er
nämlich ein wenig
kurzsichtig, und so wurde es ihm schwer, sich zurechtzufinden in dem
großen
Saal. Als er aber entdeckt hatte, wer da war, schlenkerte er zur
Begrüßung die
langen Froscharme nach allen Seiten, riss sein breites Maul auf und
quakte:
    »Putsch
- patsch - blubber - quax!
Putsch - patsch - blubber - quax!
Guten Tax allerseits
guten Tax - guten Tax!
War 'ne weite, beschwerliche Fahrt - noaaaaaa!
Bin aber - blubber - blubber - trotzdem da.
Bin gefahren - uax - auf dem Muschelschiff,
Vom Grunde des
Meeres - uax -, wo ich schlief.
Meine Seejungfern tanzten am Ufer Reigen,
Spielten Schlickversteckens und Blasensteigen;
Haben mir in einer großen Blase
Die Einladung gebracht, Frau Base.
War mir - blubber - blubber - sehr schmeichelhaft,
Hab' mir neue - uax - Wasserhosen angeschafft.
Aber ich bitte, vor allen Dingen,
Mich - uax - uax - wässerig unterzubringen.
In der
Luft ist es sehr unangenehm!«
    In jeder Hand hatte er einen großen Schwamm; den
drückte er sich dabei über
den Kopf aus, um es wenigstens etwas feucht zu haben. Die Nachtfee aber
hatte für
alles gesorgt, und so stand für den Wassermann eine
große, silberne Badewanne
bereit. In die kroch er nun auf die Einladung der Nachtfee,
vergnügt grunzend,
hinein. Außerdem kam noch ein liebliches
Sternenmädchen mit einer gläsernen
Gießkanne auf den Wink der Nachtfee herbei und begoss den
dicken Wasserfürsten
unermüdlich. Das gefiel ihm! Er quiekte und quakte wie ein
grünes Schweinchen
vor Vergnügen.
    Da hörte man leise Harfentöne, und herein
kam das Taumariechen; ein
blasses, dunkelhaariges Mädchen, von Silberschleiern und
Perlen umfunkelt. Sie
trug eine Trinkschale in ihren kleinen Händen, die aus einem
einzigen Diamanten
geschnitten war. Die Harfentöne klangen bei jedem ihrer
Schritte in der Luft,
wie fallende Tropfen. Vor dem Thron kniete sie mit unbeschreiblicher
Anmut
nieder, neigte ihr Köpfchen leise und sagte mit silberner
Stimme:
    »Liebe Mutter, ich habe
für diese Nacht,
Deinem Willen gehorsam, mein Werk vollbracht
Alle dürstenden Gräser und Blüten erquickt,
Alle schlafenden Wälder mit Perlen geschmückt;
Hing
in Gärten viel Kettlein an Zweig und Baum,
Gab den grünen Büschen den Tropfensaum,
Füllte mit segnender Frische die Luft,
Strich auf Blätter und Früchte den silbernen Duft;
Hab' alle bunten Wiesen leise gekühlt,
Mit den Nebeln über dem See
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher