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Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan
Autoren: James M. Barrie
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sie die Jungen adoptiert hätte und daß sie ihn auch gern aufnehmen würde.
    »Schicken Sie mich dann in die Schule?« fragte er schlau.
    »Ja.«
    »Und später ins Büro?«
    »Vermutlich.«
    »Und bald wäre ich ein Mann?«
    »Sehr bald.«
    »Ich wil nicht in die Schule und ernste Sachen lernen«, sagte er zornig. »Ich will kein Mann sein. Stellen Sie sich vor, ich wache auf und habe einen Bart.«
    »Peter«, sagte Wendy, »ein Bart wäre wundervoll!«

    Und Mrs. Darling streckte die Arme nach ihm aus, aber er stieß sie zurück.
    »Hände weg, meine Dame. Keiner soll einen Mann aus mir machen.«
    »Aber wo willst du leben?«
    »Mit Tink in dem Haus, das wir für Wendy gebaut haben. Die Feen müssen es hoch in die Bäume tragen, wo sie nachts schlafen.«
    »Ach herrlich!« rief Wendy so sehnsuchtsvoll, daß Mrs. Darling sie schnell festhielt.
    »Ich dachte, alle Feen sind tot«, sagte Mrs. Darling.
    »Es gibt immer eine Menge junge«, erklärte Wendy, »weil, verstehst du, wenn ein Baby zum erstenmal lacht, wird eine Fee geboren, und weil es immer neue Babys gibt, gibt es immer neue Feen. Sie wohnen in Nestern oben in den Bäumen, die lilafarbenen sind Jungen, und die weißen sind Mädchen, und die blauen sind die kleinen Dummen, die nicht wissen, was sie sind.«
    »Ich werde so viel Spaß haben«, sagte Peter und schielte zu Wendy hinüber.
    »Es wird ziemlich einsam sein, wenn du abends am Feuer sitzt«, sagte sie.
    »Ich habe Tink.«
    »Tink kommt mit der Arbeit nicht zurecht, sie tut nicht den zwanzigsten Teil von dem, was nötig ist.«
    »Gemeiner Quatsch!« rief Tink aus irgendeiner Ecke.
    »Das macht nichts«, sagte Peter.
    »Doch, Peter, natürlich macht das was.«
    »Na schön, dann komm mit.«
    »Darf ich, Mami?«
    »O nein. Jetzt hab ich dich endlich wieder. Nun will ich dich auch behalten.«
    »Aber er braucht so sehr eine Mutter.«
    »Du auch, mein Liebes.«
    »O ja, na klar«, sagte Peter, als hätte er bloß aus Höf-lichkeit gefragt, aber Mrs. Darling sah, wie sein Mund zuckte, und sie machte ihm ein großzügiges Angebot: Ihre Tochter dürfte einmal im Jahr für den Frühjahrsputz zu ihm kommen. Wendy wäre eine dauerhafte Regelung lieber gewesen, und bis zum nächsten Jahr war es noch so lange hin, aber Peter war glücklich und zufrieden mit dieser Zusage. Er hatte kein Zeitgefühl, und sein Kopf war so voll von Abenteuern, daß alles, was ich dir bisher erzählt habe, nur ein winziger Bruchteil davon ist. Wendy wußte das wohl, denn ihre letzten Worte waren ziemlich traurig: »Du vergißt mich doch nicht, Peter, bis ich wieder zu dir darf?«
    Natürlich versprach er das.
    Und dann flog er fort. Er nahm den Kuß von Mrs.
    Darling mit. Peter erwischte ihn ganz leicht, den Kuß, den keiner sonst bekommen konnte. Komisch. Aber er schien ihm zu gefallen.
    Natürlich gingen alle Jungen zur Schule, und die meisten kamen in die dritte Klasse, nur Slightly kam in die vierte und dann in die fünfte. Die höchste war die erste.

    Noch ehe sie eine Woche in die Schule gegangen waren, merkten sie, wie blöd es von ihnen gewesen war, die Insel zu verlassen. Aber jetzt war es zu spät, und bald waren sie ganz normale Schüler wie du und ich oder Jenkins junior. Nachts band Nana ihre Füße am Bettpfosten fest, so daß sie nicht wegfliegen konnten, und tagsüber hatten sie ihren Spaß daran, so zu tun, als fielen sie aus dem Bus.
    Aber allmählich hörten sie auf, in ihren Betten an den Fesseln zu zerren, und sie merkten, daß es weh tat, wenn sie aus dem Bus purzelten. Und bald konnten sie nicht einmal mehr hinter ihren Hüten herfliegen. »Mangel an Übung« nannten sie das, aber in Wirklichkeit war es etwas anderes: Sie glaubten nicht mehr daran.
    Michael bewahrte sich den Glauben länger als die anderen, obwohl sie sich über ihn lustig machten. Deshalb war er dabei, als Peter am Ende des Jahres kam, um Wendy zu holen.
    Sie hatte sich auf spannende Gespräche über alte Zeiten gefreut, aber neue Abenteuer hatten die alten aus seinem Kopf verdrängt.
    »Wer ist Käptn Hook?« fragte er interessiert, als sie von seinem Erzfeind sprach.
    »Weißt du nicht mehr«, fragte sie erstaunt, »wie du ihn umgebracht und uns allen das Leben gerettet hast?«
    »Ich vergesse sie, sobald ich sie umgebracht habe«, erwiderte er unbekümmert.
    Als sie sagte, sie hoffe, daß Tinker Bell sich freuen würde, sie wiederzusehen, fragte er: »Wer ist Tinker Bell?«
    »Aber Peter!« sagte sie schockiert. Doch auch als sie es ihm
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