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Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan
Autoren: James M. Barrie
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wir fünfzehn Shilling.«
    Und so ging das weiter, und jedesmal kam eine andere Summe heraus. Aber endlich hatte Wendy es geschafft, Mumps war auf zwölf Shil ing reduziert, und Masern und Röteln wurden zu einem Posten zusammengefaßt.
    Bei John gab es die gleiche Aufregung, und bei Michael war die Rechnung noch bedenklicher. Aber beide wurden behalten, und bald hättest du sehen können, wie al e drei in einer Reihe zu »Miss Fulsoms Kindergartenschule«
    gingen – in Begleitung ihres Kindermädchens.
    Mrs. Darling wollte das genauso haben, genauso gefiel es ihr, und Mr. Darling wollte alles haargenau so haben wie die Nachbarn – also hatten sie, natürlich, ein Kindermädchen. Da sie arm waren – ihre Kinder tranken so viel Milch –, war dieses Kindermädchen ein stattlicher Neufundländer, eine Hündin namens Nana, die eigentlich keinem gehörte, bis sie zu den Darlings in Stel ung ging. Nana hatte aber schon immer eine Schwä-
    che für Kinder, und die Darlings hatten sie in Kensington Gardens kennengelernt, wo sie meist ihre Freizeit damit verbrachte, in fremde Kinderwagen zu gucken. Sie war sehr unbeliebt bei den schlampigen Kindermädchen, die sie bis nach Haus verfolgte und bei ihren Herrinnen verpetzte. 

    Es stellte sich heraus, daß sie selber ein ganz fabelhaftes Kindermädchen war. Wie gründlich sie die Kinder badete! Und mitten in der Nacht war sie gleich auf den Beinen, wenn einer ihrer Schützlinge auch nur einen Ton von sich gab. Natürlich stand ihre Hütte im Kinderzimmer. Sie wußte untrüglich, wann ein Husten keinerlei Beachtung verdient und wann er einen Strumpf um den Hals braucht. Sie glaubte bis zum letzten Tag an so altmodische Mittel wie Rhabarbersaft und knurrte verächtlich über all das neumodische Geschwätz von Bakterien und so weiter. Es war eine Lektion in gutem Benehmen, wenn man ihr zusah, wie sie die Kinder in die Schule begleitete und ruhig an ihrer Seite ging, wenn sie sich anständig benahmen, und sie wieder in die Reihe stieß, wenn sie aus der Reihe tanzten. Wenn John zum Fußball ging, vergaß sie kein einziges Mal seinen Pullover, und sie trug gewöhnlich einen Schirm in der Schnauze, für den Fall, daß es regnete. Im Keller von 
    Miss Fulsoms Schule gab es einen Raum, wo die Kindermädchen warteten. Sie saßen auf Bänken, und Nana lag auf dem Boden, aber das war der einzige Unterschied.
    Sie taten so, als bemerkten sie sie gar nicht, weil sie sozial tief unter ihnen stand; Nana wiederum verachtete ihr oberflächliches Gerede. Sie verabscheute Besuche von Mrs. Darlings Freundinnen im Kinderzimmer, aber wenn sie kamen, riß sie zuerst Michael die Schürze herunter und band ihm die mit der blauen Borte um, dann brachte sie Wendy in Ordnung und stürzte sich auf John, um sein Haar zu bändigen.
    Unmöglich konnte ein Kinderzimmer besser geführt werden, und Mr. Darling wußte das. Trotzdem fragte er sich manchmal besorgt, ob er nicht bei den Nachbarn ins Gerede käme. Er mußte an seine Stellung in der Stadt denken.
    Und noch etwas störte ihn an Nana. Er hatte manchmal das Gefühl, daß sie ihn nicht bewunderte.
    »Ich weiß, daß sie dich enorm bewundert, George«, versicherte Mrs. Darling ihrem Mann jedesmal, und sie machte den Kindern ein Zeichen, besonders nett zu ihrem Vater zu sein. Dann gab es wilde Tänze, und auch Liza, das Dienstmädchen, durfte mittanzen. Aber die fröhlichste von allen war Mrs. Darling, die so wilde Pirouetten drehte, daß man nichts weiter von ihr sah als – den Kuß, und wenn du dich in diesem Moment auf sie gestürzt hättest, du hättest ihn vielleicht bekommen.
    Nie gab es eine einfachere, glücklichere Familie – bis Peter Pan kam.
    Mrs. Darling hörte von Peter zum ersten Mal, als sie die Gedanken ihrer Kinder aufräumte. Jede gute Mutter kramt abends in den Gedanken ihrer Kinder, wenn sie schlafen, und ordnet sie für den nächsten Morgen und packt alle wieder an den rechten Platz. Wenn du wach bleiben könntest (aber das kannst du natürlich nicht), würdest du sehen, wie deine eigene Mutter das macht, und du fändest es hochinteressant, sie zu beobachten.
    Es ist genau wie Schubladen aufräumen. Du würdest sie auf den Knien sehen, vermute ich, wie sie belustigt ein paar Dinge anschaut und sich fragt, wo in aller Welt du die denn aufgegabelt hast, wie sie schöne und weniger schöne Entdeckungen macht, wie sie das eine an ihre Wange drückt und das andere eilig weit wegpackt. Wenn du am Morgen aufwachst, sind die
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