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Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan
Autoren: James M. Barrie
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ungefähr genauso, wie Mr. Darling wohl in Wirklichkeit geredet hat.
    Wendy tanzte vor Freude – ungefähr genauso, wie es die richtige Mrs. Darling wohl damals tat.
    Dann wurde John geboren, mit all dem besonderen Trara, das einer männlichen Geburt zukommt, und Michael kam aus dem Bad und wollte auch geboren werden, aber John erklärte brutal, daß sie keine Kinder mehr wollten.
    Michael heulte beinahe. »Keiner will mich«, sagte er, und natürlich konnte das die Dame im Abendkleid nicht ertragen.
    »Ich doch«, sagte sie, »ich wünsche mir so sehr ein drittes Kind.«
    »Junge oder Mädchen?« fragte Michael nicht sehr hoffnungsvoll.
    »Junge.«
    Da sprang er in ihre Arme. Es war eine Kleinigkeit, an die Mr. und Mrs. Darling sich da erinnerten, aber doch nicht ganz, wenn man bedenkt, daß es Michaels letzte Nacht in diesem Kinderzimmer gewesen sein sollte.
    Weiter gehen die Erinnerungen.
    »In diesem Augenblick kam ich wie ein Tornado her-eingebraust, nicht?« sagte Mr. Darling und verachtete sich selbst. Tatsächlich: wie ein Tornado.
    Vielleicht gab es eine Entschuldigung. Er hatte sich auch für die Feier angezogen, und al es war gutgegangen – bis die Krawatte drankam. Es ist schlimm, so etwas sagen zu müssen, aber dieser Mann, der sich auskannte mit Aktien und Effekten, konnte mit seiner Krawatte nicht fertig werden. Manchmal gehorchte ihm das Ding kampflos, aber es gab Augenblicke, da wäre es für alle im Haus besser gewesen, wenn er seinen Ehrgeiz unterdrückt und eine fertig gebundene Krawatte getragen hätte.
    Jetzt war so ein Augenblick. Er kam mit dem zerknüllten kleinen Biest ins Kinderzimmer gebraust.
    »Aber was ist los, Vater, Liebling?«
    »Los!« schrie er; er schrie richtig. »Dieser Schlips ist los.« Er wurde beängstigend sarkastisch. »An meinem Hals! Nicht am Bettpfosten! O ja, zwanzigmal habe ich diesen Schlips am Bettpfosten gebunden, aber an meinem Hals – nein, da sitzt er nicht! Verzeihung.«
    Er glaubte, daß Mrs. Darling noch nicht hinreichend beeindruckt war, und fuhr unerbittlich fort: »Ich warne dich, Mutter, wenn dieser Schlips nicht fest an meinem Hals sitzt, gehen wir heute abend nicht aus, und wenn ich heute abend nicht ausgehe, dann gehe ich nie wieder ins Büro, und wenn ich nicht mehr ins Büro gehe, dann werden wir beide verhungern, und unsere Kinder wird man auf die Straße werfen.«

    Mrs. Darling blieb immer noch ruhig. »Laß mich mal«, sagte sie, und genau darum hatte er sie bitten wollen.
    Mit ihren schönen ruhigen Händen band sie ihm die Krawatte, während die Kinder dabeistanden und nun wußten, daß sie noch einmal davongekommen waren.
    Manche Männer hätten Mrs. Darling verübelt, daß es ihr so leichtfiel, aber Mr. Darling war dafür ein zu vornehmer Charakter. Er sagte unbekümmert »Danke schön«, vergaß seine Wut sofort, und im nächsten Augenblick tanzte er mit Michael auf dem Rücken im Zimmer herum.
    »Wie haben wir getobt!« sagte Mrs. Darling jetzt in der Erinnerung daran.
    »Zum letztenmal!« Mr. Darling seufzte.
    »Ach George, weißt du noch, wie Michael plötzlich zu mir sagte: ›Wie hast du mich eigentlich kennengelernt, Mama?‹«
    »Ich weiß!«
    »Sie waren doch entzückend, nicht, George?«
    »Und hier bei uns, sie waren hier, und jetzt sind sie weg.«
    Das Getobe hatte aufgehört, als Nana hereinkam und höchst unglücklich mit Mr. Darling zusammenstieß: Seine Hose war voller Haare. Es war nicht nur eine neue Hose, sondern die erste mit aufgenähten Streifen an den Seiten, die er je besessen hatte. Er mußte sich in die Lippe beißen, sonst wären ihm die Tränen gekommen. Natürlich hat Mrs. Darling ihn abgebürstet, aber wieder fing er davon an, daß es ein Fehler wäre, einen Hund als Kindermädchen zu beschäftigen.
    »George, Nana ist ein Schatz.«
    »Gewiß, aber ich werde manchmal das Gefühl nicht los, daß sie die Kinder für lauter kleine Hunde hält.«
    »Aber nein, Liebster, sie weiß bestimmt, daß die Kinder eine Seele haben.«
    »Na ja«, sagte Mr. Darling gedankenvol , »na ja.« Jetzt war die Gelegenheit, das spürte seine Frau, ihm von dem Jungen zu erzählen. Erst machte er weiter »Na ja« und »Ach was«, aber dann, als sie ihm den Schatten zeigte, wurde er nachdenklich. »Das ist keiner, den ich kenne«, sagte er und prüfte den Schatten sorgfältig, »aber er sieht aus wie ein Gauner.«
    »Wir diskutierten noch darüber, nicht wahr«, sagte Mr.
    Darling, »als Nana mit Michaels Medizin hereinkam.
    Du wirst
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