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Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan
Autoren: James M. Barrie
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irgendein Unsinn, den Nana ihnen in den Kopf gesetzt hat, eine typische Hunde-Idee. Laß nur, das geht vorüber.«
    Aber es wollte nicht vorübergehen, und bald versetzte der ungeratene Knabe Mrs. Darling einen ziemlichen Schock.
    Kinder erleben die merkwürdigsten Abenteuer, ohne daß es sie weiter kümmert. Zum Beispiel erzählen sie plötzlich, eine Woche, nachdem es passiert ist, daß sie im Wald ihrem toten Vater begegnet sind und mit ihm ein Spiel gespielt haben. So beiläufig machte Wendy eines Morgens eine beunruhigende Bemerkung. Einige Blätter von einem Baum waren auf dem Boden des Kinderzimmers gefunden worden, die bestimmt noch  nicht da gewesen waren, als die Kinder zu Bett gingen, und als Mrs. Darling darüber rätselte, sagte Wendy mit einem nachsichtigen Lächeln: »Ich glaube, das war wieder dieser Peter!«
    »Was meinst du damit, Wendy?«
    »Es ist so ungezogen von ihm, daß er nicht sauber-macht«, sagte Wendy und seufzte. Sie war ein ordentliches Mädchen.
    Und dann erklärte sie ganz sachlich, daß sie glaube, Peter käme manchmal nachts ins Kinderzimmer und säße am Fußende ihres Bettes und spielte ihr auf seiner Flöte vor. Leider wachte sie nie auf, deshalb wußte sie nicht, woher sie das wußte – sie wußte es einfach.
    »Was redest du für einen Unsinn, Schätzchen. Keiner kann ins Haus, ohne anzuklopfen.«
    »Ich glaube, er kommt durchs Fenster«, sagte sie.
    »Liebling, das ist drei Stockwerke hoch.«
    »Lagen nicht die Blätter am Fenster, Mama?«
    Das stimmte allerdings, die Blätter waren ganz in der Nähe des Fensters gefunden worden.
    Mrs. Darling wußte nicht, was sie denken sol te, denn für Wendy war das alles so natürlich, daß man die Sache nicht einfach damit abtun konnte, ihr zu sagen, sie habe geträumt.
    »Mein Kind«, rief die Mutter, »warum hast du mir nie davon erzählt?«
    »Vergessen«, sagte Wendy bloß. Sie hatte es eilig mit dem Frühstück.
    Ganz sicher mußte sie geträumt haben.
    Aber andererseits gab es die Blätter. Mrs. Darling untersuchte sie sorgfältig. Es waren gerippte Blätter, aber sie war sicher, daß sie von keinem Baum stammten, der in England wuchs. Sie kroch über den Boden und spähte mit einer Kerze nach fremden Fußspuren. Sie stocherte mit dem Schürhaken im Kamin und tastete die Wände ab. Sie ließ eine Schnur vom Fenster auf die Straße hinab und maß dreißig Fuß; es gab nicht einmal ein Regenrohr, an dem man hätte hinaufklettern können.
    Bestimmt hatte Wendy geträumt.
    Aber Wendy hatte nicht geträumt, wie schon der nächste Abend bewies, der Abend, an dem die ungewöhnlichen Abenteuer dieser Kinder ihren Anfang nahmen.
    An diesem Abend waren alle Kinder schon im Bett.
    Nana hatte zufäl ig frei, und Mrs. Darling hatte die drei gebadet und ihnen etwas vorgesungen, bis eines nach dem anderen ihre Hand losließ und sanft einschlief.
    Alles sah so behaglich aus, so wohlbehütet, daß sie über ihre Ängste lächelte und sich beruhigt ans Feuer setzte, um zu nähen.
    Es waren neue Hemden für Michael zum Geburtstag.
    Aber das Feuer war warm und das Zimmer nur schwach von drei Nachtlichtern erleuchtet, und bald lag das Näh-zeug in Mrs. Darlings Schoß. Sie ließ den Kopf sinken, ganz anmutig – und schlief. Sieh dir die vier an, Wendy und Michael und John und Mrs. Darling dort am Feuer.
    Sie hätten ein viertes Nachtlicht haben sollen.
    Im Schlaf hatte Mrs. Darling einen Traum. Sie träumte, daß das Niemalsland sehr nah herangekommen und ein fremder Junge aus ihm ausgebrochen wäre – hierher.
    Der Junge erschreckte sie nicht, denn sie glaubte, daß sie ihn früher schon einmal gesehen hatte – in den Gesichtern vieler Frauen, die keine Kinder haben. Vielleicht ist er auch in den Gesichtern mancher Mütter zu finden. Im Traum hatte er den Schleier zerrissen, der das Niemalsland verbirgt, und sie sah Wendy und John und Michael durch das Loch im Schleier gucken.
    Der Traum selbst wäre nicht so wichtig gewesen, aber während sie träumte, flog das Fenster auf, und ein Junge fiel auf den Fußboden. Ein seltsames Licht begleitete ihn, nicht größer als eine Faust; es sauste durch das Zimmer wie etwas Lebendiges. Ich glaube, es muß dieses Licht gewesen sein, das Mrs. Darling weckte.
    Mit einem Schrei sprang sie auf und sah den Jungen, und irgendwie wußte sie sofort, daß es Peter Pan war. Wenn du oder ich oder Wendy es miterlebt hätten, dann hätten wir gesehen, daß er dem Kuß von Mrs.
    Darling glich. Er war ein hübscher
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