Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan
Autoren: James M. Barrie
Vom Netzwerk:
ziemlich kindliches Gemüt, und tatsächlich hätte man ihn für einen kleinen Jungen halten können, wäre sein Schädel nicht schon ziemlich kahl gewesen. Aber er hatte auch einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, und er tat mit Löwenmut, was er für richtig hielt, und nachdem er die Angelegenheit äußerst sorgfältig bedacht hatte, kroch er auf allen vieren in die Hundehütte. Mrs. Darling konnte noch so lieb bitten, er möge wieder herauskommen, er sagte nur traurig, aber bestimmt: »Nein, meine Gute, hier gehöre ich hin.«
    In seiner bitteren Reue schwor er, die Hundehütte nicht eher zu verlassen, bis die Kinder zurückkämen.
    Natürlich war das ein Jammer, aber in allem, was er tat, ging Mr. Darling bis zum Äußersten.
    Sehr rührend war sein Respekt vor Nana. Er wol te sie nicht in die Hütte lassen, aber in allen anderen Dingen gab er ihren Wünschen stillschweigend nach.
    Jeden Morgen wurde die Hundehütte samt Mr. Darling zu einer Droschke getragen, die ihn ins Büro brachte, und genauso kam er um sechs zurück. Die Charakterstärke dieses Mannes wird deutlich, wenn wir bedenken, wie empfindlich er normalerweise auf die Meinung der Leute reagierte und jetzt mit allem, was er tat, Aufsehen erregte.
    Bald erfuhr die Öffentlichkeit von der Sache und ihrer tieferen Bedeutung, und die Menschen waren im Innersten bewegt. Menschenmengen folgten der Droschke und spendeten lebhaften Beifall; hübsche Mädchen kletterten aufs Trittbrett und verlangten Autogramme.
    In den großen Zeitungen erschienen Interviews, und wenn er zu Gesellschaften eingeladen wurde, hieß es: »Kommen Sie bitte in der Hundehütte.«
    An jenem ereignisreichen Donnerstag saß Mrs. Darling im Kinderzimmer und wartete darauf, daß ihr Mann nach Hause käme. Sehr traurig sah sie aus. Sieh nur, wie sie in ihrem Stuhl sitzt, sie ist eingeschlafen, und ihre Hand fährt ruhelos über die Brust, als hätte sie dort Schmerzen. Manche mögen Peter am liebsten und manche Wendy, aber ich mag sie am liebsten. Wenn wir ihr nun doch, um sie glücklich zu machen, im Schlaf zuflüsterten, daß die Gören wiederkommen?
    Sie sind jetzt tatsächlich nur noch zwei Meilen vom Fenster entfernt und fliegen zügig voran; wir müssen ja nur sagen, daß sie unterwegs sind. Also, ich sag’s.
    Das hätte ich besser nicht getan, denn sie schreckte im Schlaf auf und rief ihre Namen, und außer Nana war keiner im Zimmer.
    »Ach, Nana, ich habe geträumt, daß meine Lieben zurückgekommen sind.«
    Nana hatte trübe Augen, und sie konnte nichts weiter tun, als ihrer Herrin zärtlich die Pfote in den Schoß zu legen, und so saßen sie beisammen, als die Hundehütte eintraf. Mr. Darling streckt seinen Kopf heraus, um seine Frau zu küssen, und wir sehen, daß sein Gesicht müder und erschöpfter aussieht als früher, aber es hat einen milderen Ausdruck.

    Er gab Liza seinen Hut, und die nahm ihn verächtlich, denn sie hatte keine Phantasie und war völlig außerstande zu verstehen, was in diesem Mann vorging. Draußen jubelte die Menge, die der Droschke hinterhergelaufen war, und das ließ ihn natürlich nicht unberührt.
    »Hör nur«, sagte er, »das tut gut.«
    Eine Weile saß er halb vor der Hütte und sprach mit Mrs. Darling über seinen gesellschaftlichen Erfolg, und er drückte ihr beruhigend die Hand, als sie sagte, sie hoffe, er lasse sich dadurch nicht den Kopf verdrehen.
    »Und, George«, sagte sie zaghaft, »du bereust noch immer tief, nicht wahr?«
    »Ich bereue tief wie immer, meine Liebe! Du siehst ja, wie ich mich bestrafe: Ich lebe in einer Hundehütte!«
    »Aber es ist doch eine Strafe, nicht, George? Bist du sicher, daß es dir nicht Spaß macht?«
    »Meine Liebe!«
    Du kannst sicher sein, daß sie ihn um Verzeihung bat. Und dann, weil er sich schläfrig fühlte, zog er sich in die Hütte zurück.
    »Willst du mich nicht in den Schlaf spielen«, fragte er, »auf dem Klavier nebenan?« Und als sie hinüber ging, fügte er gedankenlos hinzu: »Und schließ das Fenster.
    Es zieht.«
    »O George, sag das nie wieder. Das Fenster muß immer für sie offenbleiben, immer, immer.«
    Nun mußte er sie um Verzeihung bitten. Sie ging und spielte, und bald war er eingeschlafen, und wie er so schlief, flogen Wendy und John und Michael ins Zimmer.
    O nein. Wir haben das so hingeschrieben, weil sie das verabredet hatten, ehe sie das Schiff verließen, aber irgend etwas mußte passiert sein, denn nicht sie kamen hereingeflogen, sondern Peter und Tinker
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher