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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston
Autoren: Wolfgang Ecke
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Mann in einer Tür aufgetaucht war. Und was für ein Mann: groß, von erschreckender Hagerkeit und einem Gesicht, das an ein Frettchen erinnerte.
    Tom Harder stieg aus und sah sich von stechenden Augen gemustert. Als der Mann den Mund öffnete, blitzten statt weißer Zähne zwei Reihen Goldkronen.
    Die Stimme des Frettchens hatte die Temperatur einer Eisscholle: „Verdammt, es wird höchste Zeit, daß du endlich antanzt. Seit fünf Stunden warten wir auf die neue Verpackung. Hast du unterwegs eine Picknickrunde eingelegt?“
    Tom Harder wollte etwas erwidern, doch da zogen sich plötzlich die buschigen Augenbrauen des „Mannes mit den Goldzähnen“ zusammen. Wütende Blicke schossen aus seinen Augen.
    Er hatte George auf dem Nebensitz entdeckt.
    „Bist du verrückt geworden, einen Anhalter mitzunehmen? Hat dir Mason nicht eingetrichtert, ohne Stopp bis hierher durchzufahren?“ Tom Harder versuchte den Redestrom des Wütenden zu dämpfen: „Hören Sie, Mister, ich...“
    Der Dürre winkte ab und zischte: „Spar dir deine Förmlichkeiten. Ich bin Joe Melvin...“ Und mit einem hinterhältigen Grinsen fügte er hinzu: „In unserer Firma gibt es keine... oder besser: fast keine Standesunterschiede.“
    „Sie verwechseln mich, Mister Melvin. Ich bin nicht der, für den Sie mich halten. Ich kenne auch Ihren Mason nicht!“ Melvins Kinnlade klappte herunter. Die Goldkronen funkelten. „Wir haben uns nur im Nebel verfahren, und ich wollte hier nach der Straße nach London fragen.“ Zuerst zeigte Melvins Miene nur grenzenloses Staunen. Er holte pfeifend Luft und schluckte, wobei sein Adamsapfel heftig auf und ab schnellte. Dann machte er einen raschen Schritt auf Tom Harder zu und bohrte diesem seinen nikotingefärbten Zeigefinger in den Magen. Sein Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzogen, während in seiner Stimme ein merkwürdiger Unterton mitschwang: „Verfahren?“
    Harder nickte.
    „Sie sind gar nicht der Neue? Das hier... das ist Betriebsgelände... Sie können doch nicht so ohne weiteres hier hereinfahren.“
    „Ich sagte doch, daß wir uns verfahren haben. Bergab ist der Nebel so stark, daß man keine zehn Meter weit sehen kann.“ Tom Harder sprach hastig, so, als wolle er den Mann vor sich beschwichtigen. Melvin nahm auch den Finger weg und deutete damit in Richtung des Dorfes: „Fragen Sie in Hackston nach dem Weg, Mister! Und jetzt darf ich Sie bitten, das Betriebsgelände zu verlassen!“
    Tom Harder ging mit staksigen Schritten zum Wagen, wo ihn George mit großen, fragenden Augen erwartete.
    „Später!“ Tom nickte ihm zu. „Nur erst weg von hier. Das muß ein Verrückter gewesen sein!“ Er gab so heftig Gas, daß etliche Steine unter den Hinterrädern wie eine Geschoßgarbe an Joe Melvin vorbeiflogen.
    25 Minuten später waren sie wieder auf der Straße nach Londen.

Ein Antiquitätenhändler wittert Unrat

    Der 16. März, ein Sonnabend, war einer jener schönen Tage, die den bevorstehenden Frühling nicht nur ahnen, sondern auch spüren ließen. Die Quecksilbersäule war in Londen bis auf 15 Grad Celsius geklettert. Ein Ereignis, das die Londoner Bürger mit einer Mischung aus Überraschung und Mißtrauen bestaunten.
    Auch Perry Clifton, Warenhausdetektiv bei Johnson & Johnson , wurde durch das Wetterwunder in frohe Stimmung versetzt und beschloß kurzfristig, den Nachmittag für einen Besuch bei Tom Harder in Harrow zu nutzen. Sieben Jahre lang hatten sie zusammen die Schulbank gedrückt und sich auch später nie aus den Augen verloren. Vor vier Jahren lernte Tom Harder die bildhübsche Jenny Crofter kennen und heiratete sie. Und wieder ein Jahr später waren sie nach Harrow gezogen, wo sie ein Antiquitätengeschäft übernahmen.
    Es war Punkt 16 Uhr, als Perry Clifton den Laden betrat.
    Jenny war gerade dabei, Porzellangeschirr in einer Vitrine neu zu ordnen. Da sie gegen das Licht sehen mußte, erkannte sie Perry Clifton nicht sofort.
    „Guten Tag, Sir“, sagte sie, um jedoch im gleichen Augenblick voller Freude zu rufen: „Perry! Das ist aber eine Überraschung!“
    „Hoffentlich eine angenehme!“
    Sie schloß die Vitrine, eilte auf Perry zu und schüttelte ihm beide Hände. „Tom wird ganz aus dem Häuschen sein, wenn er dich entdeckt. Er ist nur rasch zur Post gegangen. Er müßte jeden Augenblick...“Sie hielt inne und schlug sich mit den Fingerspitzen vor die Stirn. „Oh, ich Dummchen! Du bist ja gar nicht überraschend gekommen, Tom hat dich angerufen.“
    Perry
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