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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston
Autoren: Wolfgang Ecke
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unüberhörbarer Triumph mit, als er jetzt theatralisch forderte: „Setz dich bequem, mein Freund! Entspanne dich und höre, was ich dir aus der heutigen Times vorlese!“ Mit bebenden Fingern fischte er aus der Jackettasche einen mehrfach gefalteten Fetzen Zeitungspapier hervor, entfaltete ihn und begann, nach einem letzten verstohlenen Blick auf Perry Clifton, zu lesen:
    „Überschrift: Mysteriöser Autofund bei Southampton. (Wieder schielte er herüber.) In den frühen Morgenstunden des 28. März stieß eine motorisierte Polizeistreife in der Nähe Southamptons auf einen verlassenen Pkw. Aus den Spuren ließ sich ersehen, daß das Fahrzeug — ein dunkelgrüner Kombi vom Typ Peugeot 403 — aus unbekannter Ursache von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt war. Zwei Dinge geben der Polizei Rätsel auf: Das sind einmal die abmontierten Nummernschilder und zum anderen 20 farbige Violinen, die man zerschlagen neben dem Fahrzeug fand. Wie die Spurensicherung eindeutig ergab, steht ohne Zweifel fest, daß diese Instrumente erst nach dem Unfall zertrümmert wurden. Bisher hat sich jedoch weder der Besitzer des Fahrzeugs noch ein Geschädigter bei der Polizei gemeldet. Sachdienliche Hinweise nimmt... und so weiter und so weiter...“ Tom Harder ließ den Zeitungsausschnitt sinken und sah Perry Clifton erwartungsvoll an.
    „Na, was sagst du nun? Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn. In diesem Fall ist das blinde Huhn ein“ — er klopfte sich an die Brust — „Antiquitätenhändler namens Tom Abraham Harder!“
    „Aber Tom, das muß doch nicht bedeuten, daß deine Geigenfabrik damit was zu tun hat.“
    „Doch, Perry. Der Wagen, hinter dem wir im Nebel herfuhren, du erinnerst dich doch noch, dieser Wagen war ein dunkelgrüner Kombi Peugeot 403.“
    „Bist du sicher?“
    „Absolut sicher! Daß die Nummernschilder entfernt wurden, ließe eventuell darauf schließen, daß der Wagen gestohlen war, oder — was meinst du?“
    Perry Clifton hatte seine Tabakspfeife zur Seite gelegt. Das tat er immer, wenn ihn etwas zu interessieren begann. Wenn sich in seinem Inneren der Kriminalist meldete. Wenn ihm seine Gedanken davonliefen und tausend Wege gingen. Wege mit den Namen Lösungen, Schlüsse, Vermutungen. Vielleicht. So, wie es immer war, wenn er den Zipfel einer Spur entdeckt zu haben glaubte.
    „Sprachst du nicht von französischen Kennzeichen?“
    „Ja, und auch da irre ich mich nicht.“
    „Sieht fast so aus, als seien sie auf dem Weg zur Fähre nach Le Havre gewesen... Ein französischer Wagentyp... eine französische Nummer... eine Straße zum Kanal“, murmelte Clifton und sah nachdenklich an Tom Harder vorbei. Der räusperte sich, und Clifton kehrte augenblicklich in die Wirklichkeit zurück. Er nickte Tom noch ein wenig abwesend zu und sagte: „Hallo, Tom, ich glaube, du hast diesmal wirklich eine gute Nase gehabt. Vielleicht solltest du doch den Beruf wechseln.“ Tom Harder hob abwehrend die Hände und spielte den Entsetzten: „Bloß nicht. Ich habe keinerlei Ehrgeiz. Und wäre dieser Kerl nicht so unfreundlich gewesen, hätte ich die Sache längst vergessen. Aber jetzt...“ Er verstummte.
    „Aber jetzt?“ wiederholte Clifton.
    „Jetzt will ich, daß man ihm gehörig auf die Finger klopft!“
    Perry Clifton konnte nicht anders, er mußte lachen. „Der beleidigte Antiquitätenhändler. Was machst du nur, wenn dir mal ein sympathischer Gauner über den Weg läuft?“
    „Es gibt keine sympathischen Gauner. Gauner bleibt Gauner!“
    Der Detektiv schüttelte den Kopf. „Da könnte ich dir reihenweise das Gegenteil beweisen. Aber lassen wir das.“
    „Ich weiß, daß es verrückt ist. Aber ich bin nun mal so!“ brummte Tom Harder verdrießlich.
    „Du gehörst eben in ein anderes Jahrhundert, Tom!“
    Harder winkte ab. „Die vergangenen Jahrhunderte waren auch nicht besser.“
    „Dann bist du eben zu früh geboren!“ beharrte Perry Clifton, doch Harder war schon wieder in der Gegenwart: „Worauf ich mir keinen Reim machen kann, ist, warum sie die Geigen zertrümmert haben?“
    „Vielleicht war es ein Racheakt... Was mich stört, sind die fehlenden Kennzeichen. Wäre es nämlich ein gestohlener Wagen gewesen, hätte man kaum die Schilder abmontiert.“ Perry stutzte. „Warum grinst du denn so zufrieden?“
    „Ich freue mich, daß du endlich Feuer gefangen hast.“
    Perry Clifton wehrte ab: „Freu dich nicht zu früh. Ein Fall, wie ich ihn verstehe, ist es noch lange nicht.
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