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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston
Autoren: Wolfgang Ecke
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habe ich sogar mal einen Preis für ein Tierfoto bekommen.“
    Man merkte es Holman an, daß er all das nicht aus Renommiersucht erwähnte, sondern damit nur seine Annäherung motivieren wollte. Es schien ihm sichtlich peinlich zu sein, für neugierig gehalten zu werden.
    „Alle Achtung, Mister Holman, dann sind Sie ja eine ernsthafte Konkurrenz.“ Der Lehrer wehrte bescheiden ab. Dann meinte er: „Besonders viele fotogene Dinge gibt es in Hackston ja nicht.“
    Perry Clifton setzte eine Miene auf, die Nachsicht mit einem Irrtum ausdrücken sollte, und sagte mit Überzeugung: „Man findet überall Motive, es ist nur eine Frage der Augen und — der Einstellung, Mister Holman.“
    Der so mit freundlichen Worten Verbesserte schluckte zuerst, gab jedoch nach einer kleinen Pause des Nachdenkens zu: „Vielleicht haben Sie recht... Sicher kommt es darauf an, welche Aufgabe man sich gestellt hat.“
    Perry Clifton nickte. „Stimmt!“
    Mrs. Bradley trat an den Tisch, um das Geschirr abzuräumen. „Hat es Ihnen geschmeckt, Mister Arling?“ fragte sie.
    „Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, daß ich lange nicht so gut gespeist habe!“
    Mrs. Bradley sah ihn dankbar an: „Das wird meinen Mann freuen. Er gibt sich immer viel Mühe mit dem Essen.“ Und Rodney Holman fügte erklärend hinzu: „Jim war lange Schiffskoch!“
    „Das erklärt alles. Die Zwiebelsuppe war ein Meisterwerk! Wie steht’s, Mister Holman, darf ich Sie zu einem Bier einladen?“
    Der Lehrer hob zuerst beide Hände, dann deutete er auf seinen Bauch: „Ich darf kein Bier trinken, aber zu einer Tasse Tee lasse ich mich gern einladen.“
    Die Wirtin nahm diese Bemerkung als Bestellung auf und empfahl sich. Perry Clifton dagegen war entschlossen, die „Quelle“ Holman für sich zu erschließen.
    „Ich habe mir heute nachmittag auch ein bißchen die Umgebung von Hackston angesehen und dabei festgestellt, daß der Ort in Wirklichkeit größer ist, als es der erste Augenschein vermuten läßt.“
    „Das liegt wohl daran, daß sich Hackston ziemlich in die Länge zieht.“
    „Wieviel Einwohner hat Hackston eigentlich?“ wollte Perry wissen, und Holman antwortete eifrig: „Eintausendfünfhunderteinundzwanzig. Übrigens, der Ort wurde 1239 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.“ Die Stimme Holmans war die eines Fremdenführers, und der Detektiv konnte es sich nicht verkneifen zu bemerken: „Man merkt, daß Sie ein Lehrer sind...“
    Rodney Holman lächelte, und Perry Clifton beschloß den ersten Vorstoß zu wagen: „Sagen Sie, Mister Holman, wenn man den Ort in südwestlicher Richtung verläßt, sieht man auf einer Anhöhe ein großes, häßliches Haus. Was ist das für ein Gebäude?“
    „Sie meinen das Brockton-Haus...“
    Hatte Holman eben gezögert, oder kam es ihm nur so vor? Perry Clifton suchte nach irgendwelchen Anzeichen in Holmans Benehmen, die diesen verdächtig machten. Doch harmlos heiter, ohne jedes Anzeichen von Überraschung oder Verlegenheit, berichtete dieser im Tonfall eines Geschichtslehrers:
    „Ja, dieses Gebäude ist wirklich alles andere als eine architektonische Meisterleistung. Es wurde in den neunziger Jahren von James P. Brockton erbaut. Brockton war Erfinder und kam aus London. 1912, es war im August, gab es dann plötzlich einen lauten Knall, und ein Teil des Hauses stürzte ein. Von diesem Moment an blieben Brockton und sein Mitarbeiter Henders verschwunden. Sehr zum Leidwesen der zahlreichen Gläubiger.“
    Der Detektiv hatte aufmerksam zugehört. Jetzt fragte er: „Hatte Brockton so viele Schulden?“ Holman nickte: „Man erzählt sich, daß die Menge seiner Schuldscheine gereicht hätte, um mit ihr ein mittelgroßes Zimmer zu tapezieren.“
    „Und die beiden Männer sind bei der Explosion umgekommen? Sie sagten, daß man sie nie mehr gesehen habe.“
    Holman zuckte mit den Schultern. „Das ist wohl alles ziemlich ungeklärt geblieben. Überliefert ist nur, und zwar ernsthaft überliefert, daß sich Brockton und Henders kurz vor der Explosion in dem später restlos zerstörten Teil des Hauses aufgehalten haben... Obwohl man danach die Trümmer förmlich gesiebt hat, fand man nicht die geringste Spur von ihnen... Es gab Leute, die allen Ernstes behaupteten, die beiden hätten sich aus dem Staub gemacht. Später kam dann mal das Gerücht auf, Brockton lebe in Australien. Einer will ihn dort gesehen haben. Da sich kein Käufer für das Haus fand, erwarb es die Gemeinde Hackston für einen Pappenstiel und
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