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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston
Autoren: Wolfgang Ecke
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Dunkel seines Zimmers.
    Da, ein leises Knacken der Dielen.
    Es war jemand im Raum!
    Er überlegte, ob er aufspringen oder noch abwarten sollte, als er dicht neben sich einen kaum wahrnehmbaren Luftzug spürte — und den Duft von Seife. Dazu ein helles Atmen.
    Die Nachttischlampe flammte auf. Nur für einen Augenblick war er geblendet.
    Angy trug einen hellblauen Pyjama und glänzte frischgewaschen. Das lange rotblonde Haar hing ihr wirr über die Schultern. Sie hatte den rechten Zeigefinger quer auf die Lippen gelegt und machte „Psst!“
    „Du schläfst ja gar nicht“, flüsterte sie jetzt.
    „Du hast mich aufgeweckt! Und warum schläfst du noch nicht?“
    Sie sah ihn prüfend an, mit blinzelnden Augen und einer steilen Falte auf der Stirn. „Du verrätst mich nicht!“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Perry Clifton schwieg erwartungsvoll.
    „Ich war nämlich schon im Bett... Ich muß immer schon um sieben ins Bett, dabei werd’ ich schon fünf.“
    Perry warf einen raschen Blick zur Uhr und erschrak. 20 Uhr vorbei. Und für 19 Uhr hatte er sich zum Essen angemeldet.
    Er richtete sich auf und schwang sich aus dem Bett.
    „Ich muß dich was fragen, Mister!“ Angy schien von den plötzlichen Aktivitäten ihres „Misters“ irritiert. „Wo willst du hin?“
    „Zum Abendessen! Also, was wolltest du mich fragen, Angy?“
    „Machst du morgen wirklich Bilder von mir?“
    „Ja, aber nur, wenn du jetzt wie der Blitz in deinem Bett verschwindest und schläfst.“
    Angy warf ihm noch einen gleichermaßen forschenden wie mißtrauischen Blick zu, dann huschte sie geräuschlos zur Tür hinaus.
    Als Perry Clifton wenige Minuten später die Gaststube betrat, schlugen ihm Qualm und Stimmengewirr entgegen. Alle Tische waren dicht mit rauchenden, trinkenden und schwatzenden Männern besetzt. Mrs. Bradley winkte ihm sofort zu und zeigte zu einem kleinen freien Tisch mit zwei Stühlen hinüber. Er stand neben einem der zugezogenen Fenster.
    „Es tut mir leid, daß ich mich verspätet habe, aber ich bin tatsächlich eingeschlafen.“
    „Macht nichts, Mister Arling, ich habe das Essen warm stellen lassen.“
    Perry Clifton drängte sich durch die dichten Stuhlreihen. Manche Gäste warfen ihm einen neugierigen, andere wieder einen belustigten Blick zu. Vielleicht erschien es ihnen wirklich komisch, daß einer mit zwei Kameras durch den Ort ging und jede Kleinigkeit fotografierte. Es gab auch welche, die freundlich nickten. So, als sei er nach längerer Abwesenheit wieder einmal in Bradleys Gasthof eingekehrt.
    Kaum saß er, da servierte Mrs. Bradley auch schon das Essen. Er aß zuerst eine ganz ausgezeichnete französische Zwiebelsuppe, wie es sie wohl selbst in einem Pariser Restaurant nicht besser gab, und anschließend kalten, aufgeschnittenen Hirschbraten mit Preiselbeeren. Dazu trank er, was alle tranken: Ale, jenes englische Bier, nach dem man so schön aufstoßen kann. Das Interesse für ihn hatte sich längst gelegt, als sich seinem Tisch ein hochgewachsener Mann näherte. Sein volles Haar war leicht angegraut. Er trug eine dunkle Hornbrille mit dicken Gläsern. Seine Bewegungen waren linkisch und nervös. Immer wieder fuhr er sich mit einer raschen, fahrigen Handbewegung über die Haare. Eine dumme Angewohnheit. Sicher kam sie ihm gar nicht mehr zu Bewußtsein. Mit einem verlegenen Lächeln trat er heran, deutete auf den zweiten Stuhl und fragte: „Guten Abend, Mister Arling, darf ich mich zu Ihnen setzen?“
    Clifton machte eine einladende Handbewegung: „Bitte!“
    „Danke. Ich bin Rodney Holman, Lehrer an der Schule von Hackston. Jim nannte mir Ihren Namen.“
    „Jim?“
    „Jim Bradley, der Wirt. Ich hoffe, ich störe Sie nicht allzusehr.“
    „Ganz im Gegenteil!“ versicherte Perry Clifton und meinte es durchaus ernst damit. Holmans Verlegenheit verstärkte sich, als er erklärte: „Ich habe Sie nämlich beobachtet... ich meine beim Fotografieren. Sind Sie Berufsfotograf?“
    „Sagen wir lieber Hobbyfotograf. Zur Zeit fotografiere ich englische Folklore. Brunnen, Denkmäler, alte Häuser und Bäume, Ortsansichten und die Menschen, die dazugehören.“ Holmans Augen glänzten. „Interessant. Sehr interessant. Ich habe nämlich auch eine Vorliebe für die Fotografiererei. Ja, ehrlich gesagt“, er fuhr sich zweimal hintereinander über seinen grauen Scheitel, „sie ist meine große Leidenschaft. Ich besitze auch ein guteingerichtetes Fotolabor und eine Menge Kameras. Vor zwei Jahren
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