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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston
Autoren: Wolfgang Ecke
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Rückweg an. Die einsetzende Dämmerung begann sich auszubreiten. Trotzdem beschloß er, nicht den direkten Weg zu gehen, sondern einen Umweg zu machen. Der Abend war noch lang.
    Hätte er es nicht getan, wäre er jenem hageren Mann mit der Halbglatze und den Goldzähnen begegnet, der, auf einem Fahrrad das Gefälle der Straße ausnutzend, in diesem Augenblick in rascher Fahrt hinter den ersten Häusern Hackstons verschwand und fünf Minuten später ein schmuckes rotes Ziegelhaus betrat.
    Kurz nach 18 Uhr erreichte Perry Clifton wieder die Gaststube von Bradleys Gasthof.
    Vier oder fünf Gäste saßen herum, tranken Bier, lasen Zeitung oder unterhielten sich.
    Diesmal stand eine Frau hinter der Theke. Ihre linke Wange war leicht angeschwollen, aber auch ohne dieses Merkmal hätte Perry gewußt, daß es sich um Mrs. Bradley handelte: Der Geruch nach Karbol und Äther war nicht zu überriechen.
    „Guten Abend, Mrs. Bradley. Ich hoffe, der Zahnarzt hat Sie nicht allzusehr gequält.“
    Diana Bradley sah den vor ihr stehenden Unbekannten mit großen Augen überrascht an. Perry Clifton lächelte. „Ich bin Clifford Arling.“
    Sie schlug sich vor die Stirn. „Mein Mann hat es mir gesagt, ich habe Ihr Zimmer gerichtet. Sie haben Nummer 2. Die erste Tür auf der rechten Seite. Ihre Tasche ist schon oben.“
    Mrs. Bradley reichte ihm einen Schlüssel. „Wollen Sie vielleicht erst etwas essen?“
    „Ich glaube, den richtigen Hunger habe ich erst in einer Stunde“, gab er zurück. Sie nickte freundlich und erwiderte: „Ich werde mich darauf einrichten. Übrigens, Mister Arling“, eine feine Röte stieg ihr plötzlich in die Wangen, „es tut mir leid, daß Angy Sie mit ihrem Tom Jones überlistet hat.“ Perry wehrte lächelnd ab: „Es war mir ein Vergnügen; ich werde morgen ein paar Bilder von ihr machen. Sie ist ein ganz aufgewecktes Mädchen.“ Sein Lächeln verstärkte sich: „Nur ein bißchen klebrig.“
    Angys Mutter stimmte seufzend zu: „Ihre zweite Leidenschaft nach Tom Jones. Für Schokolade würde sie wahrscheinlich sogar vom Dach springen. Nicht mal das Rizinusöl schreckt sie. Wir müssen alles abschließen. Wenn sie keine Schokolade findet, löffelt sie Zucker.“
    „Hallo, Diana, noch zwei Bier!“ rief eine Baßstimme aus dem Hintergrund.
    „Auch das wird sich legen...“, tröstete Perry Mrs. Bradley und verließ die Gaststube.
    Aus dem Halbdunkel von vorhin war inzwischen die letzte Helligkeit gewichen. Tastend suchte der Detektiv nach dem Lichtschalter. Er stieß dabei an einen Eimer, der scheppernd umfiel.
    Eine Tür wurde geöffnet, Lichtschein drang in den Hausgang, dann flammte die Beleuchtung auf.
    „Entschuldigung, ich habe nach dem Lichtschalter gesucht.“
    „Der ist auf der anderen Seite, Mister Arling. Meine Frau hätte es Ihnen sagen sollen.“ Jim Bradley hob den noch leise rollenden Eimer auf und stellte ihn unter eine Bank. Er trug eine weiße Schürze und hielt in der Hand ein Küchensieb. Aus der geöffneten Tür drangen verlockende Gerüche in den Gang.
    „Oben, neben der Treppe ist noch ein Schalter. Dort können Sie das Licht wieder ausschalten!“
    „Besten Dank, Mister Bradley.“
    Das Zimmer war schlicht möbliert, aber pieksauber. Der Geruch von frischer Wäsche erfüllte den Raum bis an die niedrige Decke.
    Außer dem Bett gab es noch ein Ungetüm von Schrank, einen winzigen Tisch, einen Stuhl und eine Kommode mit einer geblümten Porzellangarnitur darauf. Beide, Schüssel und Kanne, wiesen zahlreiche Sprünge auf, und in der Schüssel hatte man sogar schon ein herausgebrochenes Stück mit Porzellankitt wieder eingesetzt.
    Beim Anblick des Schrankes — er mußte mindestens 150 Jahre alt sein — mußte Perry Clifton unwillkürlich an Tom Harder denken. Der hätte seine Freude daran und sicher auch einen Kunden dafür gehabt.
    Das Bett federte angenehm und lud nachgerade zu einem Nickerchen ein.
    Perry streifte die Schuhe ab, drückte auf das Knöpfchen der Nachttischlampe und streckte sich aus.
    Einige Zeit noch lauschte er den Stimmen zweier Männer, die sich draußen auf der Straße unterhielten. Dann glitt er hinüber ins Reich der Träume. Sein letzter Gedanke war: „In einer Stunde muß ich essen gehen.“
    Doch es sollte mehr als eine Stunde werden.
    Und er erwachte nicht wie sonst. Sein Unterbewußtsein hatte Alarm geschlagen, hatte ein Geräusch registriert. Perry Clifton war von einer Sekunde zur anderen hellwach und lauschte in das undurchdringliche
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