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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Autoren: Christian Humberg
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erklang in seiner Erinnerung – Letzte Woche hat sogar jemand einen Handstand machen wollen –, und er zwang auch sie zurück ins mentale Verlies, zurück zur Angst. Dies war nicht die Zeit für Gedanken, sondern für Ruhe, t'ong-skad und den Weg.
    Er war mitten im dritten Lied, als er die Plattform erreichte. Zhuo Hui wirbelte herum. Aus dem Entsetzen in ihren Zügen wurde Verblüffung und aus der Verblüffung Aggressivität – alles binnen eines Augenblicks. »Was machst du denn hier?«, fuhr sie ihn an. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, schulterte sie den Rucksack wieder.
    Lhundup wollte antworten, doch sein Mund verweigerte ihm den Dienst, und sein Verstand schien leer. Er war selbst überrascht, als seine Hand einer bizarren Übersprungshandlung folgend in seinen Overall fuhr und Ai Guos Waffe präsentierte.
    Zhuo Hui war nicht ansatzweise so perplex. Kaum glänzte der schwarze Lauf des Armeerevolvers im Licht der aufgehenden Wüstensonne, packte die junge Chinesin Lhundup schon am Unterarm, ließ sich nach hinten fallen und zog Lhundup mit sich, wirbelte ihn herum. Bevor er wusste, wie ihm geschah, lag er rücklings auf der Plattform, auf der sie hockte, und sah nun seinerseits in die dunkle, den Tod verheißende Mündung.
    »Letzte Chance, Lhundup«, knurrte Zhuo Hui. Wut und Erstaunen kämpften in ihrem Blick gegeneinander. »Was machst du hier?«
    Wenn sie abdrückte, war er erledigt und der Turm vielleicht ebenfalls. Ach was, abdrücken – sie brauchte ihm nur einen kleinen Schubs zu geben. Niemand außer Ai Guo würde die ganze Wahrheit wissen, nicht einmal Jun.
    Lhundup war dem Tod näher denn je und wurde doch ganz ruhig. Er sah in das runde Loch vor seinen Augen, als fände er darin die Antworten, ohne die er nicht abtreten wollte. »Dich aufhalten. Verhindern, dass ... dass du den Stardust Tower sprengst.«
    Ihre Augen wurden groß. Für einen kurzen Moment hörte Lhundup wieder nur den Wind. Dann prustete sie los. »Bevor ich was? Ehrlich, Tibeter, du bist der seltsamste Mensch, der mir je begegnet ist.«
    »Und nicht so dumm, wie du vielleicht glaubst«, sagte er anklagend, erneut verblüfft von seinem Mut. »Ich habe dich doch gesehen, unten in der Nacht und hier am Gerüst. Warum so geheimnisvoll, he? Warum dieser Aufwand, das Risiko? Warum, wenn nicht, um zu sabotieren, was Rhodan und seine Vertrauten hier aufzubauen versuchen?«
    Zhuo Hui sah zur Waffe, dann wieder zu ihm. »Du weißt aber schon, dass man die Dinger erst entsichern muss, oder?«, fragte sie mit schelmischem Grinsen und gab sie ihm zurück.
    »Was ...«, staunte er.
    »Kleiner Tipp fürs nächste Mal, Lhundup: Wenn dich eine Frau bittet, Abstand zu halten, halte ihn. Ich will doch dem Turm nichts antun, Mann, spinnst du? Nur weil du nicht verstehst, wie ich ticke, bin ich gleich eine Terroristin?«
    »Was ...«, wiederholte er, als bestünde sein Wortschatz nur noch aus diesem einen Begriff. Dann kehrte zumindest ein kleines Grüppchen der anderen zurück. »Was denn dann?«
    Zhuo Hui richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und griff mit den behandschuhten Händen an die Trägerschlaufen ihres Rucksacks. »Ich war schon auf dem Shanghai Tower und dem Burj Khalifa. Nach dem One World Center saß ich drei Wochen lang in einer Zelle der Homeland Security, bevor diese paranoiden Amerikaner endlich begriffen, dass ich keinerlei Gefahr für sie bin. Und meinen Holofilm vom China 117 rufen im Netz täglich Hunderttausende auf.« Abermals warf sie ihm einen tadelnden Blick zu, doch sie lächelte dabei – so ehrlich und amüsiert wie bei ihrer ersten Begegnung. »Also, Lhundup: Falls es dir nichts ausmacht, ergänze ich meine Liste jetzt um das neue höchste Gebäude der Welt. Okay?«
    Dann, einen Ausdruck völliger Glückseligkeit im Gesicht, sprang sie vor Lhundups Augen von der Plattform. Er schrie auf, hechtete vor, bekam sie jedoch nicht mehr zu fassen. Ebenso entsetzt wie ratlos sah er ihr nach. Erst als weit unter ihm ihr Fallschirm aufging, begriff er, dass er vor lauter Staunen seine Höhenangst vergessen hatte.

Epilog
    Robinsons Angst
     
    »Ach, verdammt noch mal. Man nennt es Base Jumping. Extremsport, kapiert? Daran ist nichts gefährlich, und wenn doch, dann höchstens für mich. Was seid ihr Terranier auch alle so paranoid?«
    Lhundup und Ai Guo hörten Zhuo Huis Zetern bereits, als sie aus der Hauptpforte des Stardust Towers ins Freie traten. Die Sonne stand inzwischen recht hoch am Himmel. Auf den Straßen rings um
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