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Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Titel: Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst
Autoren: Michelle Stern
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musste zu knapp geworden sein, irgendetwas war passiert, aber Hetcher hatte ihn nicht da draußen liegen lassen, sondern ihn gerettet.
    Dankbar wollte er sich zu Hetcher umdrehen, doch er konnte sich nicht bewegen. Benommen sah er an sich hinunter. Dicke Kunststoffseile hielten ihn auf seinem Platz. Sie stammten aus den Eingeweiden des Beetles und dienten zur Transportsicherung.
    Einen Augenblick begriff Cyr nicht, was das bedeutete. Es war, als würde sein Gehirn ein Wort suchen, das ihm auf der Zunge lag, doch konnte er es nicht aussprechen. Dann schlug die Wahrheit über ihm zusammen wie eine Eiswelle und ließ ihn scharf den Atem ausstoßen: Er war gefesselt! Hetcher hielt ihn gefangen. Ruckartig riss er an dem Seil, das seine Arme an den Körper und den Körper wiederum an den Sitz band.
    »Was ist los? Was soll das?« Cyr wiederholte die Frage, bis er sah, dass der Computer reagierte und seine Worte auf dem Display in ferronische Schriftzeichen umsetzte. »Was tust du?«, fragte er. Wut und Enttäuschung brodelten in ihm. Hetcher war nicht sein Retter, sondern sein Gefängniswärter.
    »Es war die einzige Möglichkeit«, sagte Hetcher. »Sonst wärst du gestorben.«
    »Was soll das heißen, die einzige Möglichkeit?«
    »Es ist, wie es ist.« Hetcher gebärdete nichts mehr, tiefes Schweigen legte sich über das Marsmobil.
    Cyr war froh, dass er das sonderbare Geschöpf nirgendwo sah. Je länger es wegblieb, desto sicherer wurde er, einer Halluzination erlegen zu sein. Er konzentrierte sich auf das Display und die Umgebung. Über ihnen standen dunkle Eiswolken wie die Finger einer göttlichen Hand. Die Scheinwerfer beleuchteten eine Steigung. Cyr verglich das Gesehene mit den Daten auf dem Display. Sie fuhren den Arsia Mons hinauf, bald musste die Sonne aufgehen.
    Arsia Mons , dachte er. Das Denken fiel ihm schwer, als wäre sein Gehirn in Melasse gepackt. Er versuchte herauszulesen, wie viele Höhenkilometer sie bereits überwunden hatten. Arsia Mons besaß eine Höhe von vierzehn Kilometern. Wenn er richtig schätzte, hatten sie fünf bis sieben davon bereits erklommen.
    Cyr versuchte unwillkürlich, sich das gewaltige Impaktereignis vorzustellen, das vermutlich die Ursache für die vulkanischen Aktivitäten in der Vergangenheit gewesen war. Wie in die Erde war mit großer Wahrscheinlichkeit auch in den Mars ein zweiter Brocken hineingeflogen, der seine Form veränderte und sie zu einer Birne machte, während auf der Erde der Mond entstanden war.
    Auf dem Display wurde der gesamte Schildvulkan angezeigt, die Sicht stellte ihn von oben dar, offenbarte die über hundert Kilometer lange Caldera, die in die Tiefen des Mars führte. Der kosmische Kessel stellte alles in den Schatten, was es auf der Erde an Vulkankratern gab. Im Gegensatz zu den anderen Vulkanen der Tharsis-Ebene hing über dieser Caldera eine auftürmende Spiralwolke, entstanden aus dem Sand des letzten Staubsturms. Es war unvorstellbar, welche Mengen an Magma einst in der dünnen Atmosphäre geflossen sein mussten. Wie viele Millionen Jahre hatten die großen Vulkane geraucht? Nur Sand war geblieben. Zu feinstem Staub zerrieben, tanzte die Lava ihren roten Totentanz in der Einsamkeit.
    Schließlich brach Cyr das Schweigen. »Wohin fahren wir?«
    »Dorthin.« Hetcher zeigte durch die transparente Kuppel auf die Öffnung einer riesigen Höhle in der Felswand, die mindestens hundertfünfzig Meter maß. Es sah aus, als sei an dieser Stelle einmal ein Schlot nach oben gegangen, dessen Seitenwand auf einer Länge von mehreren hundert Metern weggebrochen war. Gleichzeitig wirkte die Struktur so gerade, dass sie nicht in die unwirkliche Felslandschaft passte. Handelte es sich um eine von Lebewesen angelegte Höhle, oder war sie natürlich entstanden? War dies das Geheimnis, das Hetcher antrieb?
    Cyrs Wut verrauchte. Er wurde wieder das Kind, das Wunder entdeckte. Gab es Leben auf dem Mars? Er kannte diese Höhleneingänge von Kamerabildern. Sie wurden »Sieben Schwestern« genannt. Man hatte früh verworfen, dass es in den Höhlensystemen unter dem großen Vulkan eine Ökonische mit primitivem Leben geben konnte. Das extreme Höhenklima machte jede Hoffnung darauf zunichte. Oder nicht? Aufgekratzt sah Cyr Hetcher an.
    »Was ist das für eine Höhle?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber wieso ...«
    Hetcher unterbrach ihn. »Er weiß es.«
    Über Cyrs Schulter kam eine Mischung aus Rüssel und Schnabel geschossen. Sie peitschte an ihm vorbei, wurde langsamer
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