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Perry Rhodan Neo 023 - Zuflucht Atlantis

Perry Rhodan Neo 023 - Zuflucht Atlantis

Titel: Perry Rhodan Neo 023 - Zuflucht Atlantis
Autoren: Christian Montillon
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widmete.
    Pflicht war für ihn alles gewesen; und so ging es ihr mittlerweile auch. Meistens. Offiziell. Als hochrangige Militärangehörige, als Kommandantin eines Schlachtschiffs und des dazugehörigen Geleitzugs mitten im Krieg mit den Methans blieb ihr nichts anderes übrig. Aber es gab noch ein bisschen mehr in ihrem Leben. Eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf, die sich zu derjenigen ihres vor exakt zehn Jahren aktivierten Extrasinnes gesellte und die ihr sagte, dass sie den Notruf eines arkonidischen Schiffes hören und ihm folgen musste.
    Befehle und Strukturen waren eines – das Leben etwas völlig anderes. Dieser Zusammenhang entsprach in etwa dem Verhältnis zwischen Militärstrategie und den Kämpfen eines Soldaten draußen an der Front; es gab eine Menge Berührungspunkte, aber auch gewaltige Unterschiede.
    Als ihr Entschluss feststand, musste sie plötzlich lachen, mitten in der Zentrale der EKTEM, auf ihrem Kommandantenplatz, umgeben von flirrenden Holografien: Vergiss deine Pflicht nicht! Diesmal war es nicht die Stimme der Erinnerung, die zu ihr sprach, sondern diejenige ihres Extrasinnes, der zur Ordnung mahnte. Da konnte sie das Lachen nicht zurückhalten, auch wenn es nach sich zog, dass die Mannschaft ihr verwunderte Blicke zuwarf. Tödlich für die Disziplin an Bord – gut für sie, denn es wischte die letzten Bedenken fort. Jetzt erst recht! Ihre Entscheidung war gefallen, und wozu stand sie im Rang der Kommandantin, wenn nicht, um selbst zu entscheiden, was nötig und angemessen erschien?
    Also beschloss sie, ihre Pflicht zu vergessen und ihrem Gefühl zu folgen. Ob es wirklich nur ein Zufall war, dass sie während ihrer Wartezeit im Normalraum zwischen zwei Transitionssprüngen, bis die Triebwerke wieder volle Einsatzfähigkeit meldeten, einen arkonidischen Notruf aufgefangen hatten? Oder steckte mehr dahinter? Das Schicksal? Die Hand der Sternengötter?
    »Plan- und Kursänderung«, sagte sie. »Wir fliegen die Quelle dieses Notrufs an.« Gleichzeitig huschten ihre Finger wie beiläufig über eine holografische Schaltfläche und sandten damit den entsprechenden Datensatz an den Platz des Piloten.
    Dieser zögerte. »K... Kommandantin?«
    »Was ist an diesem Befehl nicht verständlich?«, fragte sie. »Oder wollen Sie mir sagen, dass ich die Steuerung persönlich übernehmen muss?«
    Der Pilot versteifte sich. »Selbstverständlich nicht. Ich berechne den Kurs.«
    Demeira fühlte sich gut; besser als in jedem Moment, seit sie über einen Mittelsmann den Befehl des Imperators – Seine millionenäugige Erhabenheit, lang möge er Hof halten, lang möge er Licht scheißen, bis er eines Tages daran verglühte – entgegengenommen hatte. Sie tat das Richtige. Der Imperator mochte alles planen, und er mochte sogar recht haben dank seiner Hundertschaft an Beratern ... aber er war nicht hier draußen und erlebte den Krieg nicht mit.
    Es ist ein Elend, deine Gedanken mit anhören zu müssen, meldete sich der Extrasinn zu Wort.
    Wieso? Schämst du dich für mich? Dabei vergisst du wohl, dass du ohne mich nicht existieren könntest. Wir sind eins. Du bist ich.
    Glaubst du wirklich, ich hätte es nötig, dass du mich darauf hinweist? Aber eins noch, Demeira, meine Beste: Umgekehrt gilt dasselbe. Du bist auch ich. Und ohne mich wärst du niemals so weit gekommen. Kommandantin mit einem Geheimauftrag des Imperators? Das ist nur möglich, wenn eine Arkonidin über einen aktivierten Extrasinn verfügt.
    Weiter?, dachte sie. Worauf willst du hinaus?
    Auf gar nichts. Ich wollte dir nur sagen, was du ...
    ... was ich ohnehin schon weiß. Also, hast du etwas Sinnvolles zur aktuellen Lage beizutragen, Extrasinn?
    Sie genoss jede Sekunde dieses inneren Geplänkels. Sie fühlte sich frei. Frei von den Zwängen ihrer Mission. Frei von der übermächtigen Hand ihres Vaters und des ganzen arkonidischen Reiches. Frei von den Millionen Augen des Imperators, der in Wahrheit auch nur zwei in seinem Gesicht trug – die anderen 999.998, die ihm nachgesagt wurden, trugen seine 499.999 willfährigen Helfer in allen Bereichen des Imperiums, die ihm in seinen großartigen Hintern krochen.
    Ketzerische Gedanken, fürwahr; Überlegungen, die sie so niemals laut aussprechen durfte. Der Imperator mochte ein guter Herrscher sein – besser als viele vor ihm zumindest, aber das hieß für Demeira nicht, dass sie ihn wie einen Sternengott verehrte. Sie bevorzugte es, für sich selbst zu denken. Und wenn das bedeutete, dass sie
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