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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit
Autoren: Wim Vandemaan
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Ihre Lippen waren blau.
    Thora stolperte noch einige Schritte und willigte dann mit einem stummen Nicken in die Rast ein. Sie ging in die Hocke. Rhodan setzte sich neben sie. »Wie geht es Ihnen?«
    »Bestens. Wie lange brauchen wir, bis wir eine bessere Umgebung erreicht haben?«
    Rhodan blickte an ihr vorbei auf den grünblauen Flecken tief unter ihnen. »Ich weiß es nicht.«
    »Schätzen Sie.«
    »Drei Stunden.«
    Ihr Lächeln sollte wohl spöttisch wirken. »Sie sollen schätzen. Nicht trösten.« Sie schnappte nach Luft. »Wie lange wirklich?«
    »Sieben Stunden. Vielleicht acht. Oder zehn.«
    »Zu lange«, sagte sie.
    Er nickte. Täuschte er sich, oder begann ihre unter dieser Sonne viel zu helle Haut sich bereits zu röten? Er streifte seine Jacke ab, zog das Hemd aus und reichte es ihr.
    Sie nahm es kommentarlos, senkte den Kopf und legte sich das Hemd so über den Kopf, dass es zugleich ihren Nacken bedeckte und wie ein Vorhang über ihr Gesicht hing.
    Seine Jacke streifte Rhodan wieder über. »Ras?«
    Tschubai reagierte nicht. Er hatte die Stirn auf die angezogenen Knie gelegt und schien zu schlafen. Seine Wangen bebten kaum merklich.
    »Ich habe Kopfweh«, jammerte Sue. »Es klopft, es klopft mich entzwei.«
    Bull legte ihr die Hand in den Nacken und massierte behutsam. Mit der anderen Hand fuhr er sich über die Brust, immer in Herznähe. Er sah blass aus und ausgelaugt. »Ich hole Hilfe«, sagte er. »Ich ruhe ein wenig aus, und dann gehe ich.«
    »Nein«, sagte Sue, »nein, nein.«
    Rhodan erhob sich. Er musste einen Schwindelanfall niederkämpfen. Es blitzte und funkelte vor seinen Augen. Dann stand er sicher. Er starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Ferne. »Ich werde gehen«, entschied er.
    Thora imitierte ein Lachen. »Von wo denn?«
    »Dort unten ist nicht nur Wasser. Ich glaube, ich sehe Gebäude. Straßen. Eine Siedlung.«
    »Natürlich«, sagte Thora. »Eine herbeigezauberte Siedlung.« Sie griff nach Rhodans Unterarm. Ihre Fingernägel gruben sich durch den Stoff in sein Fleisch.
    »Es ist eine Siedlung«, wiederholte er. »Ferronen. Sie werden uns helfen.«
    Thora krallte noch fester zu, dann löste sie den Griff. Sie leckte sich die Lippen, sagte aber nichts.
    Rhodan brach auf.
     
    Eine halbe Stunde später ging es nicht mehr. Er keuchte, stützte die Arme auf die Knie und zitterte am ganzen Leib. Die dünne Luft kostete ihn viel Flüssigkeit, die er durch den Mund verlor. Er wusste, dass sein Blut sich allmählich verdickte. Das sirupartige Blut würde die feinen Blutgefäße bald nicht mehr versorgen können. Taubheit in den Fingerspitzen, in den Zehen wäre die Folge. Ohne Zehen war nicht gut laufen.
    Er richtete sich auf und machte den nächsten Schritt.
    Seine Füße wurden immer schwerer. Er war keine dreißig Schritte gegangen, da musste er ausruhen. »Einunddreißig«, nahm er sich laut vor. Er zählte die Schritte. Bis fünfundzwanzig kam er voran. Danach musste er sich zu jedem Schritt zwingen. Schritt um Schritt. »Dreiunddreißig!«, rief er. Mehr, als er mit sich vereinbart hatte. Er überlegte, ob er sich erlauben sollte, die gewonnenen Schritte beim nächsten Durchgang einzusparen.
    Dann aber verwarf er die Idee.
    So portionierte er sich den Abstieg. Hin und wieder musste er ein Schneefeld durchstapfen. Der Schnee war selten mehr als knöcheltief, aber schon das war anstrengend. Rhodan war bewusst, dass er viel trinken musste; er ließ den Schnee in der Hand schmelzen und schlürfte.
    »Englische Luft«, fiel ihm ein. »Englische Luft.« Er summte es und machte ein Lied daraus. Englische Luft – so hatten die Sherpas die Sauerstoffflaschen genannt, die die Engländer bei der Erstbesteigung des Mount Irgendwas bei sich getragen hatten. Er hatte den Namen der Engländer und den des Berges vergessen, sehr ärgerlich, aber noch ärgerlicher war er auf die Engländer selbst und ihren blanken Egoismus, die Flaschen für sich zu behalten, statt sie mit ihm zu teilen.
    Aus Protest ging er nur noch jeweils fünfundzwanzig Schritte weit.
    Damals hatte man wenigstens gut isolierte Kleidung besessen, leichte Sachen, seidene Unterwäsche, einen Daunenanzug und doppelte Plastikstiefel.
    Modegecken. Nichts als Dandys.
    »Englische Luft, englische Luft«, sang er vor sich hin.
    »Amerikaner dagegen verzichten ja gerne auf zweckdienliche Ausrüstung, nicht wahr? Ihr seid eben Naturburschen. Sehr sportlich!«
    »Das hat mit Sport nichts zu tun«, verteidigte sich Rhodan.
    »Wo doch
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