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Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende
Autoren: Hubert Haensel
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selbst im Reinen war. Nicht zu wissen, was auf Katarakt damals wirklich geschehen war, belastete ihn weit mehr, als er sich je eingestanden hätte. Das war ihm erst richtig bewusst geworden, nachdem seine verschüttete Erinnerung wenigstens ein Stück weit freigelegt war.
    Elf Jahre lang hatte er an einen Unfall geglaubt und dann erfahren müssen, dass sein bester Freund den Gleiter manipuliert hatte.
    Warum?
    Whistler hatte keine glaubwürdige Antwort parat. Im Hintergrund stand vielleicht die potenzielle Unsterblichkeit: die beiden Aktivatorchips, die ES den Siedlern versprochen hatte. Andererseits war er sich gar nicht bewusst, der Lösung des Rätsels irgendwann nahegekommen zu sein. Und die Firma als Motiv? War es Duncan ganz banal um Reichtum und Ansehen gegangen? Immerhin hatte er an Whistlers Stelle die Geschäfte geführt.
    Die Zweifel zerrissen Whistler bis zu diesem Tag.
    »Wie lange soll das so weitergehen?« Härter als beabsichtigt stieß er die Frage hervor – eine heftige Anklage gegen die Mediker, gegen sein ungnädiges Schicksal und sich selbst. Er konnte nicht akzeptieren, was geschehen war, und danach zur Tagesordnung übergehen. Obwohl es sicherlich das Beste gewesen wäre, einen Schlussstrich zu ziehen und neu zu beginnen.
    Whistler dachte an den Speicherkristall mit dem Holo, den Beweis dafür, dass Duncan Legrange den Antrieb des Gleiters manipuliert hatte. War die kurze Trividsequenz eine Fälschung? Zumindest keine, die er als solche mit all den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln hätte erkennen können.
    Fünf Jahre waren vergangen, seit er den Freund deshalb zur Rede gestellt hatte – gereizt und verbittert, ohne Duncan eine Chance zur Rechtfertigung zu lassen. Seitdem war Legrange unauffindbar, als hätte er nie existiert.
    Whistler stemmte sich hoch. Instinktiv wartete er auf einen neuerlichen Anflug von Benommenheit, der ihm verriet, dass die Arbeit der Mediker keineswegs so perfekt war, wie sie behaupteten. Abstoßungsreaktionen zwischen dem Robotertorso und seinen verbliebenen Organen waren erst nach Jahren aufgetreten, dann jedoch heftig und für alle Informierten überraschend.
    In der Zwischenzeit waren mehrere Nachoperationen nötig geworden. Kleinigkeiten, verglichen mit der umfassenden Sanierung der letzten beiden Wochen.
    Sanierung ...
    Obwohl ihm keineswegs danach zumute war, hätte Whistler beinahe schallend gelacht. Eine gehörige Portion Sarkasmus kam darin zum Vorschein.
    Warum nenne ich die Dinge nicht beim Namen? Die Ärzte haben eine Reparatur ausgeführt. Mein Körper ist ein Stück Metall, ich selbst bin nur noch Gehirn. Ich lebe, weil der künstliche Nährstoffkreislauf rund tausendvierhundert Gramm komprimierte Nervenzellen versorgt. Wenn das alles ist ...
    Nein, ich darf nicht ungerecht werden. Ich bin mehr, sehr viel mehr: Ich bestehe aus Muskeln, Fleisch und Sehnen und der Haut darüber. Das alles ist eine genetische Rückzüchtung, die mich äußerlich als Mensch erhalten soll.
    Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich tatsächlich den Timber F. Whistler, der ich immer war. Ich kann mich schneiden, dann tropft Blut aus der Wunde. Meine Haare wachsen, langsamer als früher zwar, aber sie wachsen. Doch unter den Haarwurzeln ist das, was Whistler-Stardust & Co. in Fülle zu bieten hat: qualitativ bester Roboterstahl, perfekt verarbeitet. Manchmal glaube ich, die Roboter müssten mich dafür hassen, dass ich wie sie geworden bin.
    *
    Nur mit Mühe unterdrückte Whistler den kratzenden Hustenreiz. Sein Schluckreflex war eine Reaktion, die er sich in all den Jahren nicht abgewöhnt hatte. Die Speichelmenge, die Mund und Rachen geschmeidig hielten, wurde nun über bionische Rezeptorfolien reguliert.
    Er entsann sich, beinahe erstickt zu sein. Prompt griff er sich mit beiden Händen an den Hals. Er tastete am Kinn entlang und über den Kehlkopf hinweg, aber er spürte mit den Fingersensoren nicht den Hauch einer Narbe.
    »Die Luftröhre bereitet weiterhin Probleme«, stellte er heftig fest. »Ich dachte, Belyona hätte sich dieser Symptomatik ebenfalls angenommen.«
    Whistler redete mit dem Mediker, der seine aktuellen Messdaten auswertete. Die anderen waren schon nach wenigen Minuten wieder gegangen.
    Bakterielle und virale Infektionen als potenzielle Gefahrenquelle – davon hatte Belyona Anshin nach den ersten Operationen gesprochen. Whistlers Verwunderung darüber war bald der Erkenntnis gewichen, dass sogar Sepsis eine von vielen Bedrohungen sein konnte. Weil
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