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Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende
Autoren: Hubert Haensel
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Farbwahrnehmung. Ihr Gesicht war grün, beinahe schon oliv. Ihre schwarzen Lippen bewegten sich, aber was sie sagte, klang wie fernes Donnergrollen.
    Absolut falsche Sinneseindrücke. Whistler kniff die Augen wieder zusammen. Im nächsten Moment riss er die Arme hoch und presste beide Handballen auf seine Ohren. In der nachfolgenden Stille vermisste er das Pochen seines Herzschlags.
    Er spürte Zorn in sich aufsteigen. Was immer geschehen sein mochte, Whistler wusste instinktiv, dass ihm die Wahrheit nicht gefallen würde.
    Nur langsam löste er sich aus der Verkrampfung.
    »Er versteht offenbar nicht, was vorgefallen ist.« Das war die Stimme der Frau wieder. »Falls toxische Keime die Filtersysteme der Hirnkapsel überwunden haben ...«
    Whistler achtete nicht darauf. Siedend heiß entsann er sich, dass Duncan Legrange den Gleiter gesteuert hatte. Er musste wissen, was mit dem Freund geschehen war, musste ...
    Ein eigenartiger, kaum zu lokalisierender Schmerz raste durch seinen Leib. Whistler rang nach Luft. Es war ein entsetzliches Gefühl, einatmen zu wollen, aber nicht dazu in der Lage zu sein. In wachsender Panik krümmte er sich zur Seite, als könne er so das Ersticken verhindern.
    Während er sich zusammenrollte, wurden seine Arme mit unwiderstehlicher Härte zur Seite gezerrt. Er glaubte, die Umrisse eines Medoroboters zu erkennen, doch sein Blick verschwamm schon wieder.
    Er zog die Beine an den Leib. Unnachgiebige Hände packten ihn und drehten ihn auf den Rücken. Verzweifelt rang er nach Luft. Er würde das nicht überstehen ...
    Eine Berührung am Hals, ein leises Zischen – eisige Kälte breitete sich in ihm aus.
    Sein Körper erstarrte.
    Der letzte Gedanke galt dem Gleiterabsturz und Duncan Legrange, der die Maschine geflogen hatte – dann war nichts mehr.
    *
    Als Timber F. Whistler die Augen wieder öffnete, hingen hoch über ihm zarte Wolkenschleier in fahlem Türkis. Ein Schwarm prächtiger Buntschwanzsegler faszinierte mit wilden Flugkünsten, aber schon nach wenigen Sekunden stoben die großen Vögel davon. Zwei Frachtgleiter näherten sich. Die Maschinen drehten jedoch ab, bevor Whistler ihre Kennungen sehen konnte.
    Leichter Dunst verschleierte die Sicht. Erst vor Kurzem musste ein heftiger Wolkenbruch über dem Ashawar-Delta niedergegangen sein. Es roch nach feuchter Erde. Ebenso nach den Wasserpflanzen, die sich entlang der Uferböschungen ausbreiteten und in diesen Tagen ihre purpurfarbenen Blütenstränge abstießen. Ein Blütenteppich trieb dem Meer entgegen. Whistler kannte dieses Schauspiel, das jährlich Millionen Siedler ins Delta zog.
    Tief atmete er ein. Er fühlte eine schwache Benommenheit, eine Störung des Gleichgewichtssinns, die er sich nicht erklären konnte.
    Über ihm schimmerte die Sonne wie ein mattes Riesenauge durch die Wolkenschleier. Sie stand im frühen Nachmittag.
    Whistler fragte sich, wie er an diesen Ort gelangt war. Er entsann sich jedenfalls nicht.
    Von Dunst umwölkt, ragte in der Ferne die Stardust-Nadel auf.
    »Er ist jetzt bei Bewusstsein!«
    Die aus dem Hintergrund erklingende Feststellung schreckte ihn auf. Er fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und massierte Stirn und Schläfen mit den Fingerspitzen.
    Ein Teil des Himmels über ihm verwischte und ließ die technischen Installationen erkennbar werden.
    »Es gab keine Komplikationen, Timber.« Die Stimme redete nun zu ihm. »Der Eingriff ist zu aller Zufriedenheit verlaufen; es geht nur noch um eine letzte Kontrolle.«
    Whistler hörte auf, sein Gesicht zu massieren. Sekundenlang versuchte er, an gar nichts zu denken, doch das gelang ihm nicht.
    »Wo ist Belyona?«
    »Sie analysiert die Gewebeproben, als müsse sie sogar die Medoroboter kontrollieren, weil sie fremde DNS-Fragmente in einer der Organrückzüchtungen vermutet. Das werden wir aber schnell in den Griff bekommen.«
    Die Feststellung klang zu glatt und zu selbstsicher. Für einen Moment fühlte Whistler sich hilflos wie jemand, der nackt in eine enge Zelle gesperrt wurde. Es gab in diesem Verlies keine Tür, kein Fenster; Decke, Wände und Boden ließen nicht einmal Unebenheiten erkennen. Ihm blieb nur, sich in eine Ecke zu kauern und darauf zu warten, dass alles anders wurde – oder immer wieder gegen die Mauern anzurennen, bis er entweder daran zerbrach oder seine Verzweiflung endlich den Widerstand überwand.
    Und dann?
    Warum kann ich diesen verdammten Roboterkörper nicht akzeptieren?
    Vielleicht, weil er bislang nicht mit sich
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