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Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende
Autoren: Hubert Haensel
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es nicht nur um Keime ging, die leicht zu therapieren waren. Gerade die Verbindungsstellen zwischen den robotischtechnischen Komponenten und den genetischen Rückzüchtungen bedurften in den ersten Jahren, womöglich gar Jahrzehnten, der Überwachung.
    Die aus dem Solsystem mitgebrachten Rohstoffe waren bis auf geringe Restbestände längst verarbeitet. Die Stardust-Welten ebenso wie die Planeten mehrerer naher Sonnen lieferten mittlerweile die wichtigsten Elemente, aus denen vieles synthetisiert werden konnte, wenn man es darauf anlegte und über genügend Finanzmittel verfügte. Die daraus erstellten Legierungen waren in ihrer Wirkung auf den menschlichen Organismus allerdings keineswegs umfassend erforscht. Die statistischen Grundlagen standen wegen des kurzen Zeitrahmens noch auf wackligen Beinen. Stardust war eben nicht die gewohnte Umwelt, sondern Neuland.
    Nach wie vor verging keine Woche, in der nicht etliche unbekannte mikroskopische Lebensformen aufgespürt und katalogisiert wurden. Nichts war dabei, was für sich allein eine Bedrohung bedeutet hätte, doch die Gefahr lag in der Kombination. Die Nanobeschichtungen der mechanischen Elemente lösten womöglich Nebenwirkungen aus, die bislang niemand in Erwägung zog. Rückwirkungen auf einzelne Bakterienstämme mochten unerwartete Mutationen zur Folge haben.
    Schon deshalb fühlte sich Whistler als Versuchsobjekt par excellence. Das war ein Grund, den Robotkörper zu verwünschen. Andererseits konnte er sich einer gewissen Neugierde nicht entziehen. Es musste eine Grenze geben, einen Bereich, bis zu dem er Mensch blieb. Und darüber hinaus? Wie fühlte es sich an, falls er diese Schwelle überschritt – vor allem: Wo lag die Grenze?
    Whistler stellte sich diese verrückte Frage immer wieder. Dabei wollte er die Antwort gar nicht herausfinden – er fürchtete sich sogar davor.
    Er starrte den Mediker an, den er seit Jahren kannte, und ertappte sich dabei, dass dieser sich an der Nase kratzte. Die Geste erinnerte ihn an Duncan Legrange. Zornig biss er die Zähne zusammen.
    Duncan hatte ihn aus dem brennenden Gleiterwrack gezogen und dabei sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Whistler verstand nicht, was Duncan überhaupt angetrieben hatte. Zufall, eine glückliche Fügung – oder doch eiskalte Berechnung?
    Doc Stelzer schaute für einige Sekunden von seinen vielfältigen Holoskalen auf. »Belyona unternimmt alles Menschenmögliche, um künftige Komplikationen zu verhindern.«
    Whistler hustete unterdrückt. Durchdringend taxierte er den Mediker, schwieg aber.
    »Die beiden letzten Lungenlappen wurden diesmal ersetzt.« Stelzer hielt dem Blick mühelos stand. »Bislang waren die Atemwege eine Kombination aus Nachzüchtung und Kunstprodukt. Wegen der entzündlichen Reaktion fiel die Entscheidung zugunsten der vollständigen mechanischen Lunge.«
    Um Whistlers Mundwinkel zuckte es leicht. Er hielt den Atem an, dann sog er die Luft prüfend durch die Nase ein.
    »Du wirst den Unterschied nicht wahrnehmen«, stellte der Mediker fest. »Die menschliche Sensorik ist dafür zu schwach entwickelt. Die Gefahr einer Abstoßungsreaktion besteht zu keinem Zeitpunkt; der Integrationsprozess ist innerhalb weniger Tage ideal verlaufen.«
    »Erwarte nicht, dass ich vor Freude in Jubel ausbreche.« Whistler hustete wieder und lauschte in sich hinein.
    »Wir verzeichnen eine Steigerung deines Lungenvolumens um nahezu zwanzig Prozent. Schon der Ersatz des Flimmerepithels speichert Sauerstoff in ungewöhnlich hoher Konzentration, gibt ihn aber bei Bedarf an die Alveolen ab. Die Oxygenierung des Blutes ...«
    »Es reicht!« Whistler winkte unwillig ab. »Wenn ich dich frage, ob es wirklich nötig war, noch ein wenig mehr biologisches Gewebe zu entfernen, wirst du natürlich antworten ...«
    »Das war nötig!«, sagte eine Frauenstimme. »Wir hatten keine andere Wahl, als sofort eine vollmechanische Externlunge anzuschließen und eine Notoperation einzuleiten.«
    Belyona Anshin kam näher. Für ihn hatte es den Anschein, dass sie schon eine Weile am Seiteneingang gestanden und ihn beobachtet hatte. Wahrscheinlich lange genug, um seine Zweifel zu bemerken.
    Die Frau, mit der er seit Jahren zusammenlebte, hatte ihn nach dem Absturz zusammengeflickt. Von jener Zeit, die er im künstlichen Koma zugebracht hatte, kannte Whistler nur einige Aufzeichnungen.
    Er war dem Tod näher gewesen als dem Leben. Die Wirbelsäule mehrfach gebrochen, Nervenstränge irreparabel geschädigt. Er
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