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Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Titel: Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Clifton atmet auf. Er streckt Billy Wark zwei Pfundnoten entgegen und bemerkt dazu: „Hier, Mister Wark, damit wäre wohl der Schaden, den ich Ihnen zugefügt habe, bezahlt.“

Ankunft auf Turny

    Kurz vor Sonnenuntergang erreicht Perry Clifton die Küste. Er kommt gerade noch zurecht, um die letzte Fähre, einen ehemaligen Fischkutter, nach Turny zu erreichen.
    Perry verstaut Koffer, Tasche, Rucksack und Angelruten unter einer der alten, schon morschen Bänke und beschließt, dem Kapitän ein wenig Gesellschaft zu leisten, einem Kapitän, wie er im Buche steht: wettergegerbte Haut und scharfe, hellblaue Augen; die blaue Schiffermütze mit dem Anker über dem Schirm sitzt keck über der rechten Seite und läßt auf der gegenüberliegenden einen dichten Buschen weißes Haar hervorquellen.
    Als sich Perry neben den Kapitän stellt, wird er forschend angesehen. „Wohl fremd hier, Sir? Sie scheinen nicht viel Zutrauen zur alten Jenny zu haben.“
    Auf Perrys verständnisloses Schulterzucken hin zeigt er mit ausgestrecktem Daumen auf die Planken.
    „Ich meine den Kahn, Sir!“
    Perry Clifton lacht. „Sie haben recht. Wahrscheinlich ist Ihnen meine mißtrauische Musterung beim Zusteigen nicht entgangen. Ja, Kapitän, ich muß zugeben, daß ich schon auf wesentlich komfortableren Fähren gereist bin.“
    „Die Jenny war früher ein Krabbenjäger. Sie ist jetzt eigentlich außer Dienst, nur für diese Woche muß sie ran. Die Fähre bekommt einen neuen Anstrich. Zufrieden, Sir?“
    „Ich war nie unzufrieden, Kapitän. Nur ein wenig ängstlich. Ich bin kein guter Schwimmer.“
    Der Kapitän verzieht keine Miene, als er jetzt todernst versichert: „Ich schwöre Ihnen, daß Sie heil auf der Insel ankommen.“
    „Okay, Kapitän, Ihr Wort in Gottes Ohr. Dann habe ich ja ernsthafte Aussichten, zu einigen Tagen Urlaub zu kommen.“
    „Urlaub?“ brummt der Schiffsführer, und in seiner Stimme schwingt Mißtrauen mit. „Urlaub, ausgerechnet auf Turny, dem trostlosesten Stück Erde des ganzen Commonwealth?“
    „Wenn es Ihnen hier so mißfällt, warum sind Sie dann nicht längst ausgewandert, Kapitän?“
    Einige Minuten Stille folgen. Nur das gischtige Spritzen der Bugwelle und das Tuckern des Motors sind zu hören.
    „Ja, Ihre Frage ist gar nicht so verwegen, Sir. Ich hätte wirklich auswandern oder wenigstens die Insel wechseln sollen. Waren Sie schon einmal auf Turny?“
    „Nein“, Perry schüttelt den Kopf.
    „Turny besteht aus vulkanischem Gestein und einer Menge Dickschädeln. Möchte wissen, was Sie dort suchen.“
    „Ich habe mir sagen lassen, daß man dort noch ungestörte Ruhe genießen kann und gute Plätze zum Angeln findet. Stimmt das etwa nicht?“
    „Ich angle nicht... Aber man sagt, daß manche Fische das felsige Ufergestein von Turny lieben. Ich kann’s aber nicht beurteilen.“
    Ohne die linke Hand aus der Tasche zu nehmen, umsteuert der Kapitän eine Boje. Perry schaut diesem kleinen Manöver interessiert zu. „Jetzt sind Sie steuerbord vorbei, stimmt’s?“
    „Stimmt!“
    „Ist es hier tief?“
    „Hundert Fuß. — Verstehen Sie was von der Seefahrt?“
    Perry Clifton lächelt. „Nicht allzu viel. Ich weiß, daß man mit einem Sextanten die Position bestimmen kann, ich weiß, was Glasen ist und wo Steuerbord und Backbord sind. Ich weiß auch daß eine Seemeile 1852 Metern entspricht und daß der Smutje der Koch ist.“
    „Das ist eine ganze Menge, Sir, würde ich sagen. Jetzt brauchen Sie eigentlich nur noch ein Schiff.“
    „Okay, Kapitän, wenn Sie sich über mich lustig machen wollen, ist das Ihre Sache. Ich jedenfalls werde mir davon die Ferienstimmung nicht verderben lassen.“
    „Ich war wohl unhöflich, es tut mir leid.“ Für einen Moment sieht es so aus, als stimmte das. „Wo werden Sie denn wohnen, Sir?“ fragte er schon etwas freundlicher.
    „Jetzt kommt was ganz Komisches, Kapitän“, kündigt Perry Clifton an: „Ich habe noch gar kein Quartier! Können Sie mir vielleicht einen Tip geben?“ Das Mißtrauen in den Augen des Kapitäns ist unübersehbar...
    „Das ist tatsächlich komisch; Sie reisen sozusagen auf gut Glück; und Sie meinen, irgendwo wird sich schon was finden?“
    Perry nickt fröhlich. „Sie haben es sehr treffend ausgedrückt, Kapitän. Bisher hatte ich eigentlich immer Glück. In Schottland fand ich neulich sogar ein Schloß, in dem ich wohnen konnte. Was sagen Sie jetzt?“
    „Daß Sie auf Turny mit absoluter Sicherheit kein Schloß finden werden.
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