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Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Titel: Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
Autoren: Wolfgang Ecke
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einem großen Schiff und nur sehr selten auf Turny. Aber bald ist das überstanden.“ Marys Augen haben zu glänzen begonnen, und Perry erkundigt sich neugierig: „Was meinen Sie mit ,überstanden’?“
    „In zwei Jahren haben wir so viel gespart, daß wir uns drüben auf dem Festland ein kleines Lokal kaufen können.“
    „Gefällt es Ihnen nicht auf der Insel?“
    „Nicht mehr, Mister Clifton!“
    „Und warum?“
    Mary Rodgers Miene ist plötzlich verschlossen. „Darüber möchte ich nicht sprechen. Nur eines weiß ich ganz genau: Ich werde sehr froh sein, wenn wir nicht mehr hier wohnen.“
    „Trotz des wunderbaren alten Hauses?“
    „Ja, trotzdem.“
    „Nun ja, Mrs. Rodger, das ist Ihre Angelegenheit. Aber ich habe noch eine Frage: Hätten Sie nicht jemand für mich, der mir morgen ein paar Stellen zeigt, die sich gut zum Angeln eignen?“
    Mary Rodger stellt das Geschirr wieder ab und läßt sich auf einen Stuhl nieder. „Jemand, der Ihnen die Insel zeigt?“ wiederholt sie und runzelt nachdenklich die Stirn.
    „Ja, das kann Peggy machen!“
    „Bei Ihnen angeln also auch die Mädchen“, stellt Perry Clifton erheitert fest.
    „Peggy ist ein Spitzname. In Wirklichkeit heißt Peggy Winston Baker und ist ein Mann von sechzig.“
    „Wie kommt ein Mann zu so einem Spitznamen?“
    „Als kleiner Junge mußte Winston Baker die Kleider seiner älteren Schwestern auftragen. Aus dieser Zeit stammt sein Spitzname. Später allerdings wurde Peggy dann sogar eine Respektsperson.“
    Mary Rodger lächelt, und als sie Perrys fragenden Blick sieht, ergänzt sie. „Peggy wurde Zollbeamter. Auf unserer Insel ist dieser Beruf verpönt! Leider mußte er vor ein paar Jahren den Dienst quittieren, krankheitshalber. Ja, und seit dieser Zeit meinen eben alle Leute, Peggy sei nicht mehr richtig im Kopf. Ich gebe ja zu, daß er öfters ein wenig komisch ist. Aber trotzdem kenne ich ihn nur als netten, hilfsbereiten Menschen.“
    „Und wo finde ich diesen netten, hilfsbereiten Menschen?“
    „Er wohnt hundert Meter von hier in einer kleinen Kate. Aber jetzt ist er bestimmt nicht zu Hause. Freitags hilft er immer bei Joe Forter im Lager.“
    „Joe Porter?“ Perry weiß sofort, wohin er den Namen stecken muß. Joe Porter’ stand auf dem Karton, den man bei Billy Wark fand, dem Karton mit der Spieluhr.
    „Joe Porter hat einen Laden mit tausend Kleinigkeiten“, erklärt Mary Rodger. „Bei dem können Sie alles kaufen. Vom Zwirnsfaden bis zür kompletten Fischerausrüstung.“
    „Praktisch, solche Läden“, gibt Perry Clifton zu. Mary scheint kein ausgesprochener Freund dieses Porter zu sein. Vielleicht hängt sogar ihre Antipathie gegen die Insel mit jenem Händler zusammen, durchfährt es Perry, und er ist entschlossen, die Augen offen zu halten. Diesen Joe Porter will er sich bei nächster Gelegenheit ansehen!
    „Glauben Sie, daß ich Peggy morgen früh in seiner Kate antreffe?“
    Mary schüttelt den Kopf. „Den Weg können Sie sich sparen. Peggy kommt jeden Morgen zu mir, um ein wenig zu helfen. Sie können ihn also hier in der Schenke treffen. Ich werde ihn bitten, Ihnen ein paar gute Stellen zu zeigen.“

Der erste Tag

    Perry Clifton schläft in der ersten Nacht auf Turny tief und fest. Weder die neue Umgebung noch die Holzwürmer stören seine Träume.
    Schon das Einschlafen war ihm ein wohliges Vergnügen. Er hatte die Fenster geöffnet, um auch während der Nacht die würzige Seeluft genießen zu können. Dann lauschte er dem entfernten Brandungsgeräusch, dessen angenehme und einschläfernde Monotonie nur vom gelegentlichen heiseren Krächzen einer auf-gescheuchten Möwe unterbrochen wurde.
    Als er am anderen Morgen die Augen aufschlägt, fühlt er sich frisch und ausgeruht.
    Perry wäscht und rasiert sich, nimmt sein Schreibzeug und schlendert gemächlich die Stufen zur Gaststube hinunter, wo er Mary Rodger bereits bei der Arbeit trifft. Leise summt sie vor sich hin und putzt das Besteck.
    „Guten Morgen, Mrs. Rodger!“
    „Hallo, Mister Clifton, gut geschlafen? Die Holzwürmer haben Ihnen nichts angetan?“
    „Im Gegenteil, ich habe geschlafen, wie... wie... verflixt, mir fällt wirklich kein treffender Vergleich ein. Mit einem Wort, liebe Mrs. Rodger, ich habe einfach prächtig geschlafen und nur angenehme Dinge geträumt.“
    Beide lachen, und Mary Rodger fragt ihn schnell: „Was wünschen Sie zum Frühstück, Mister Clifton, Kaffee oder Tee?“
    Perry überlegt: „Kaffee oder Tee? Hm, eine
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