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Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Titel: Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
Autoren: Wolfgang Ecke
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„Einverstanden, Mister Clifton. Schreiben Sie wenigstens jeden Tag?“
    „Nun, jeden Tag wäre wohl ein bißchen zu strapaziös. Aber jeden dritten Tag!“
    „Na schön. Und wann fahren Sie?“
    „Übermorgen, Dicki. Zuerst nach Exeter, anschließend nach Turny. Das ist eine Insel vor Cornwall.“
    „Aber ich denke, die Diebstähle wurden in Plymouth begangen?“ staunt Dicki.
    „Das schon. Aber nachdem dort bisher alle Nachforschungen im Sande verlaufen sind, wollen wir von einer anderen Seite her an die Sache rangehen. Und da gibt es eben zwei Spuren. Eine führt nach Exeter, die andere nach Turny. Kapiert, Herr Kompagnon?“ Dicki nickt und tut, als müsse er heftig nachdenken. Da ihm jedoch im Augenblick nichts sonderlich Geistreiches einfällt, erklärt er mit großer Geste: „Dann werde ich mich mal wieder zu Hause sehen lassen. Gute Nacht, Mister Clifton. Bis morgen!“
    „Gute Nacht, Dicki.“

Billy Wark kommt: fürchterlich ins Schwitzen

    Über London fällt ein feiner Nieselregen nieder; die ganze Stadt scheint in einem grauen Sack zu stecken, als Perry Clifton am Freitagmorgen den Zug nach Exeter besteigt. Dabei sah es noch am Vortag so aus, als wolle das schöne, warme Maiwetter anhalten. Weiter südlich jedoch klart es auf.
    Perry macht sich nochmal ans Studium seiner Aufzeichnungen. Wort für Wort dessen, was ihm Sir Arthur auch gestern noch mitteilte, prägt er sich ein, sucht Zusammenhänge oder Lücken, die er bislang übersehen haben könnte.

    Pünktlich trifft der Expreß in Exeter ein. Kein Wölkchen trübt den blaßblauen Himmel über der Stadt, und Perry fühlt so was wie Urlaubsstimmung. Nachdem er sein Gepäck in der Aufbewahrung losgeworden ist, verläßt er beschwingt den Bahnhof und genießt einige Minuten bewußt die warme, seidige Luft.
    Jetzt muß er nur noch die Adresse von Billy Wark aus der Tasche ziehen, und sein neues Abenteuer kann beginnen. Jedoch — immer nervöser kramt Perry in Hosen-, Westen- und Jackentaschen herum — er hat sie in London liegen lassen!
    „Hallo, Mister, hat Ihnen einer die Brieftasche geklaut?“ hört er in diesem Augenblick eine Stimme hinter sich. Er wendet sich um und bemerkt einen unrasierten älteren Mann, der ihm mit ungetrübtem Vergnügen entgegengrinst.
    „Nein, Mister“, klärt Perry den Fremden auf, „aber ich habe etwas in London vergessen. Eine Adresse!“ Der Alte kratzt sich an der mit grauen Bartstoppeln übersäten Wange und macht dann eine generöse Armbewegung. Dazu versichert er, daß er ihm bestimmt helfen könne. Er wisse zum Beispiel, wo der Bürgermeister wohne und wo der Zaun des Stadtbades ein Loch habe. Wie zur Bestätigung seiner Überlegenheit läßt er mit akrobatischer Sicherheit einen Priemstrahl zwischen Perrys Fußspitzen sausen. Perry Clifton nickt ihm amüsiert zu. „Na, vielleicht können Sie mir wirklich helfen. Ich suche hier in der Stadt einen gewissen Billy Wark. Er soll einen Laden mit An- und Verkauf haben.“
    Mehrere Atemzüge lang mustert ihn der Alte. Er tut es nachdenklich und priemkauend, und unübersehbar ist in seine Augen ein enttäuschter Ausdruck getreten.
    „Hallo, Mister, da haben Sie aber Glück gehabt, daß Sie ausgerechnet auf mich gestoßen sind“, sagt der Alte, jetzt aber mit merkbar kühler Stimme, und er spuckt seinen Priem auch nicht mehr vor Perry hin, sondern an ihm vorbei.
    Perry Clifton ist die Veränderung an dem alten Mann nicht entgangen. Er tut, als habe er nichts bemerkt. Neugierig erkundigt er sich: „Warum habe ich Glück gehabt, Mister?“
    „Immerhin hat Exeter über achtzigtausend Einwohner. Darunter gibt es doch eine Menge anständiger Leute, die so einen Laden, einen so mickrigen Laden wie den von Billy Wark, nicht kennen. Also passen Sie auf, Mister: Am besten ist es, wenn Sie sich ein Taxi nehmen und bis zur Kathedrale fahren. Hinter der Kathedrale stoßen Sie auf die Pickles-Street. Die gehen Sie lang bis zur nächsten Querstraße. Heißt Zum Hafen. Dort hat Wark seinen mickrigen Laden... Aber passen Sie auf, daß Sie der alte Gauner nicht übers Ohr haut!“ Perry Cliftons Hand gleitet in die Tasche. Im gleichen Augenblick ruft der Alte mit unverhohlener Verachtung: „Lassen Sie Ihr Geld stecken, Mister, lassen Sie es stecken. Der alte Bengsten ist gefällig aus Überzeugung, nicht für Geld... Verdammt, Mister, und ich hatte Sie zuerst doch wirklich für einen ehrlichen und anständigen Gentleman gehalten... Verdammt... Verdammt nochmal...“
    Bevor
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