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Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Titel: Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Chickenham hatte er schon abgesagt; der Eilbrief an ihn war bereits der Königlich-Britischen Post zur Beförderung anvertraut.
    In der Buchabteilung von Johnson & Johnson erwarb Perry gleich einen Reiseführer für die britischen Inseln. Doch als er, gespannt auf die Information über die Insel Turny, endlich die entsprechende Seite fand, war er enttäuscht: stand da doch lediglich, daß die Bewohner vom Fischfang, Netzeknüpfen und vom Bootsbau lebten...
    20 Uhr 45 ist es inzwischen geworden. Perry Clifton schlürft eben die zweite Tasse Tee, als ihn ein heftiges Donnern an seiner Tür zusammenschrecken läßt. Doch die Unmutsfalte weicht rasch einem wissenden Lächeln. Laut ruft er: „Komm herein, Dicki!“
    Dicki Miller, 13 Jahre alt, mit kurzem, verstrubbeltem Blondhaar und neunundzwanzig Sommersprossen über der Nase, ist schneller gewesen, als man das von jemand mit einem Gipsbein erwarten konnte. Nachdem er die Tür leise ins Schloß gedrückt hat, kommt er humpelnd näher und läßt sich mit einem tiefen Seufzer auf den Stuhl neben seinem großen Freund Perry fallen. „Ich bin sprachlos, Dicki. Wie hast du das nur so schnell geschafft?“ Dicki macht eine lässige Handbewegung: „Es war gar nicht so schlimm. Zuerst ist es ein bißchen komisch, aber morgen habe ich mich bestimmt schon daran gewöhnt.“
    Perry Clifton lächelt. „Ein Glück, daß wir auf der gleichen Etage wohnen, was? Sag mal, Dicki, was meint denn der Arzt zu deinen Gehversuchen? Darfst du denn schon?“
    Dicki nickt heftig und ernsthaft. „Ja. Und wenn ich mich in acht nehme, hat er gesagt, könnte ich sogar — auf ein Segelboot.“ Dickis Gesicht ist plötzlich von dunkler Röte überzogen, und verlegen senkt er den Kopf. „Er hat’s wirklich gesagt, der Doktor Riddle, Mister Clifton“, setzt er noch leise hinzu.
    „Meinst du damit ein Segelboot in Irland, Dicki?“
    Dicki wird knallrot und kommt ein wenig ins Stottern: „Oh, festlegen wollte ich mich nicht... ich meine, wollte sich der Doktor nicht...“ Jetzt sieht er seinen Freund voll an, und tausend kleine Teufelchen sprühen: „Sie wissen doch, was ich meine!?“
    Jetzt ist es an Perry Clifton, verlegen zu werden. Dabei war eigentlich nie die Rede davon, daß Dicki mit nach Irland sollte. Fast ist er jetzt froh, daß ihn Sir Arthur White für den neuen Fall angeheuert hat.
    „Dicki, ich fahre nicht nach Irland!“
    „Nicht???“ In Dicki Millers Augen steht ein ganzes Dutzend Enttäuschungen. „Aber Sie haben doch erzählt, daß Sie schon alles fest mit Ihrem Freund ausgemacht haben. Warum fahren Sie denn jetzt nicht nach Dublin?“
    „Ich habe einen Auftrag übernommen. Es handelt sich um Diebstähle.“ In Blitzesschnelle ist Dickis Enttäuschung in neues Interesse umgeschlagen. Auch das verdächtige Leuchten ist in seine Augen zurückgekehrt. Perry Clifton weiß in diesem Moment, daß er auf der Stelle neue Hoffnungen im Keime ersticken muß.
    „Hör zu, Dicki, ich muß dir etwas sagen: Selbst wenn du kein Bein in Gips hättest, könnte ich dich diesmal nicht mitnehmen. Bei dem Fall, den ich aufklären soll, handelt es sich um Bandendiebstahl im Hafen von Plymouth. Du wirst einsehen, daß das keine Angelegenheit für Kinder ist.“
    Dicki verzieht das Gesicht, dann mault er: „Aber sonst war ich immer dabei! Damals mit dem Dackel * und auf Schloß Catmoor * ... und jetzt nur nicht, weil ich ein Gipsbein habe!“
    „Aber ich sagte dir doch eben, daß ich dich auch mit einem gesunden Fuß nicht mitgenommen hätte.“ Und dann hat Perry Clifton da noch ein so stichhaltiges Argument, daß selbst Dicki Miller nichts dagegen einwenden kann. „Außerdem hast du ja keine Ferien, vergiß das bitte nicht.“
    „Hm“, macht Dicki, und Perry Clifton freut sich, daß seine Trumpfkarte gestochen hat. Doch Dicki Miller ist nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. „Doktor Riddle würde mir bestimmt ein Attest schreiben!“
    „Ein Attest?“ wiederholt Perry fragend.
    „Ja, ein Attest, daß ich noch Schonung brauche, und Luftveränderung. Aber ich weiß ja, daß ich sowieso nicht mit kann.“
    „Du bist wahrlich ein schwieriger Fall, Dicki. Aber ich habe einen Trost für dich. Ich möchte auf deine Mitarbeit nicht verzichten, und deshalb werden wir in ständigem Briefwechsel bleiben. Ich werde dir schreiben, was ich herausgefunden habe, und du teilst mir mit, was du davon hältst. Ist das ein Vorschlag?“
    Dicki macht gute Miene zu dem, was nicht zu ändern ist.
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