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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod
Autoren: Juliane Breinl
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runde Vertiefung, in die ein Haken eingelassen war. Wieder erforderte es ihre ganze Kraft, um das Ende des Seils über dem Haken zu befestigen. »Geschafft«, flüsterte sie und gönnte sich eine Verschnaufpause, um nachzudenken. Beule rief ihr bereits weitere Anweisungen zu.
    »Links von dir gibt es eine kleine Trittleiter.« Wieder tastete sich Senta langsam im Bunker voran. Durch die runde Öffnung fiel nur ein kleiner Lichtstrahl hinein. Der Rest des Raums blieb weiter in Dunkelheit gehüllt. Dennoch fand sie die dreisprossige Leiter schnell. Sie positionierte sie direkt unter der Schachtöffnung. Von der obersten Sprosse aus ragte ihr Kopf bis in den Schacht.
    »Es gibt ein paar Steigeisen. Sind aber ziemlich weit auseinander«, erklärte Beule ihr. Senta hatte das erste schon entdeckt und langte nach dem Griff. Im Vergleich zur Mutprobe war diese Kletteraktion eine leichte Übung. Größere Sorge bereitete Senta, was danach geschehen würde. Fieberhaft überlegte sie, wie sie Beule im Fall der Fälle überwältigen konnte. Am besten tue ich, als ob ich es alleine nicht herausschaffe. Dann beugt er sich vielleicht herab, um mir zu helfen, und ich…
    Sentas Gedankengang wurde jäh von einem lauten Scheppern unterbrochen. Hinter ihr im Raum schlug jemand mit einem Schlüsselbund gegen Metall. Die Bunkertür wurde aufgeschlossen. Senta blieb vor Schreck fast das Herz stehen. War Beule etwa nach unten geeilt? Es dauerte nur eine Millisekunde und Senta erkannte ihr Chance. Wenn sie es schaffte zu fliehen, dann war jetzt der ideale Zeitpunkt. Den Körper wie eine Metallfeder gespannt, schob sie sich weiter nach oben. Flink wie eine Katze arbeitete sie sich der Öffnung entgegen, streckte den Kopf über die Erde und zog den Körper nach. In gehockter Position landete sie auf ihren Füßen.
    Senta blickte sich um. Sie hatte es geschafft! Beule war tatsächlich verschwunden. Wie es aussah, hatte er sich zum Bunkereingang begeben. In diesem Augenblick durchschnitt das laute Krachen der Stahltür die Abendstille. Vorsichtig pirschte Senta sich durch das wilde Gestrüpp Richtung Eingang und hoffte inständig, Mo dort zu finden. Irgendwo musste er ja sein. Mit schnellen Schritten eilte jemand die Treppe empor.
    Senta hätte nicht glücklicher sein können, als Mos blonder Schopf vor ihr erschien. Erleichtert lief sie ihm entgegen. »Ich habe ihn eingesperrt«, schnaufte Mo noch völlig außer Atem und hielt Senta den Schlüssel entgegen.
    »Aber der Schacht?«
    »Da kommt der dicke Koschel doch nicht rauf. Der schafft’s ja fast nicht mal die steile Bunkertreppe rauf und runter«, beruhigte er sie und grinste übers ganze Gesicht.
    »Aber was ist mit Beule?« Mo trat mit einem großen Schritt zu ihr und nahm sie in die Arme. »Meinst du den Typen mit dem Mofa? Der fährt gerade der Polizei entgegen und lotst sie hierher.«
    »Und ich dachte schon, Beule wäre…«, schluchzte Senta aufgeregt und merkte, wie die Anspannung sich langsam löste.
    »Sch… Alles ist gut«, flüsterte ihr Mo ins Ohr und legte sanft einen Finger auf ihren Mund. Dann öffnete er seine Arme und Senta schmiegte sich dankbar an ihn.
    Keine Minute später traf der Polizeiwagen ein. Ohne Sirene, aber mit kreisendem Blaulicht. Beule strahlte über das ganze Gesicht und brachte die Beamten zum Bunkereingang. Wild gestikulierend sprach er auf sie ein und Senta hörte ihn sagen, dass dort im Bunker der Mörder von Frau Polsterschmidt eingesperrt sei. Die Polizisten tauschten skeptische Blicke. Senta löste sich von Mo und trat näher an das Grüppchen heran. Sie befürchtete, die Polizei würde am Ende den eingesperrten Koschel wieder laufen lassen, weil sie Beule für einen Verrückten hielten.
    »Dort unten ist der Mann, der mich niedergeschlagen und eingesperrt hat. Und der wahrscheinlich auch die Lehrerin Frau Polsterschmidt getötet hat«, sagte sie mit fester Stimme und Beule lächelte sie dankbar an.
    Die Polizisten öffneten währenddessen die Tür des Bunkers und verhafteten den Eingesperrten. Entsetzt beobachtete Senta wie Wilhelm Koschel, von zwei Polizeibeamten geführt, aus dem Raum unter der Erde trat, in dem er sie selbst noch ein paar Minuten zuvor gefangen gehalten hatte. Böse funkelte er sie aus seinen schmalen Augenschlitzen an und fluchte laut: »Saubande, freche Saubande, ihr. Eingebrochen sind die bei mir. Und dann auch noch handgreiflich werden. Ich zeig euch an!«
    Die Polizisten führten den schimpfenden Herrn Koschel zum
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