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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod
Autoren: Juliane Breinl
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Schuppen holen. Sie ist total wurmstichig.«
    »Kein Problem.« Mo nickte.
    »Warte doch kurz in der Küche. Ich hol nur schnell den Schlüssel von oben«, rief Sentas Mutter und war bereits aus dem Raum.
    Während Mo es sich auf einem der Küchenstühle bequem machte, klingelte das Telefon. Weil niemand abnahm, ging der Anrufbeantworter dran. »Hier ist Rebecca. Ich wollte nur fragen, wie dein Treffen mit Moritz heute gelaufen ist. Ruf mich gleich an, wenn du kommst. Ich sterbe vor Neugier. Bis später, Rebecca!«

24
    Das war Sentas neue Freundin«, sagte Frau Herzog und kam mit einem großen Schlüsselbund aus dem Flur. Während sie versonnen begann, den Tisch abzuwischen, starrte Mo den Anrufbeantworter an, als hätte er einen Geist gesehen.
    »Rebecca hat erzählt, dass sich Senta mit mir treffen wollte«, platzte es aus ihm heraus.
    »Hast du etwa eure Verabredung vergessen?«, fragte Frau Herzog amüsiert. Doch Moritz schüttelte verwirrt den Kopf. »Wir sind nicht verabredet. Senta und ich haben seit Tagen nicht mehr miteinander gesprochen.«
    »Aber wie kommt Rebecca denn dann auf so was?« Frau Herzog fuhr sich nervös durch die Haare. Das seit einiger Zeit näher kommende Donnergrollen wurde jetzt von zuckenden Blitzen begleitet. Nach einem besonders lauten Schlag öffnete sich der Himmel und es goss in Strömen. Schnell schloss Sentas Mutter das Küchenfenster und schaute besorgt nach draußen.
    »Es sieht Senta ganz und gar nicht ähnlich, den ganzen Nachmittag wegzubleiben – unerreichbar und ohne Nachricht.« Frau Herzog tippte Rebeccas Nummer ein und ließ es klingeln. Niemand nahm ab. Mo dachte nach. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl.
    *
    Selbst wenn jemand den Weg entlangging, war es nicht gesagt, dass man ihre Stöße hören würde. Senta schrie aus Leibeskräften und trat mit den Füßen gegen die Tür. Erst nach einigen Minuten gab sie auf. Erschöpft setzte sie sich zu der Roten auf die kratzige Wolldecke. Wenigstens weiß ich jetzt, wo ich mich im Bunker befinde, dachte sie und grübelte weiter darüber nach, wer sie eingesperrt hatte.
    Das Tagebuch!, fiel es ihr ein. Senta durchsuchte ihre Jacke. Das Buch war verschwunden. Wer immer mich niedergeschlagen hat, muss es mir abgenommen haben. Ein Kälteschauer lief ihren Rücken herab. Eins stand fest: Wer immer es gewesen war, musste ein unbändiges Interesse an dem Buch haben. Mo kam dafür ganz sicher nicht infrage. Aber Koschel natürlich!
    Je länger Senta darüber nachdachte, desto logischer erschien ihr, dass Koschel sie hier eingesperrt hatte. »Natürlich«, rief sie laut in den Raum und konnte kaum fassen, wie plausibel plötzlich alles erschien. Koschel hatte sie hierher gelockt, um in den Besitz des Tagebuchs zu kommen. Doch woher wusste Koschel überhaupt von dem Tagebuch? Nur Rebecca, ihre Mutter, Mo und Rebeccas Vater hatte sie davon erzählt. Oh Gott! Rebeccas Vater. Senta wurde gleichzeitig heiß und kalt, als ihr einfiel, was Herr Lobach ihr geschrieben hatte. Er würde jemanden kennen, der über die alte Geschichte mehr wissen müsste. Jemand, der die Ziehmutter von Richart Rhön, Frau Irmi, gekannt hat. Was, wenn dieser jemand auch Wilhelm Koschel kannte und ihm von dem Tagebuch erzählt hatte?
    »Oh nein!«, Senta stöhnte auf. Ihr Kopf arbeitete auf Hochtouren und spuckte einen schrecklichen Verdacht nach dem nächsten aus. Was, wenn Frau Polsterschmidt hatte sterben müssen, weil sie bei ihrer Recherche zu dem alten Raubmord auf etwas gestoßen war, was Koschel belastete. Natürlich, der Brief und die alte Postkarte! Senta schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Auf einmal schien alles so klar. Koschel hatte allen Grund gehabt zu befürchten, dass die Zuckerwatte ihm auf die Schliche gekommen war, und deshalb hatte er sie aus dem Weg geräumt.
    Beule schien ja schon immer der Meinung, dass der »Bürgermeister« Zuckerwattes Mörder war. Wahrscheinlich war der Brief, den ihr Beule am Tag zuvor übergeben hatte, vorher im Besitz von Frau Polsterschmidt gewesen. Vielleicht hatte sie das Schriftstück extra an Beule weitergereicht, damit er es sicher verwahren konnte? Und nun war alles nach und nach bei Senta gelandet.
    Und nur ich habe alle drei Beweise gesehen. Senta spürte, wie ihr Magen wieder zu rebellieren begann. Eins stand fest: Wenn Koschel Zuckerwatte ermordet hatte, weil sie zu viel wusste, dann würde er auch sie niemals wieder laufen lassen. Sie könnte die Polizei nicht nur über seine Rolle bei
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