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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod
Autoren: Juliane Breinl
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war es schon mitten in der Nacht und Koschel war zurückgekehrt, um…
    *
    Mo wollte gerade sein Fahrrad wieder aus den Büschen zerren, da horchte er auf. Irgendein dumpfes Geräusch hatte ihn erreicht. Angestrengt lauschte er, hörte aber nichts mehr. Es hatte wie ein weit entferntes Trommeln geklungen. Schnell lief er erneut die Treppen hinunter, stolperte fast und wäre um ein Haar gefallen.
    »Senta?«, rief Mo ungläubig und rüttelte am Knauf der Bunkertür. Dumpfe Schläge waren die Antwort.
    »Ich bin’s, Mo«, rief er und schlug von der anderen Seite mit der Faust gegen die Tür. Ganz leise ertönte die Antwort.
    *
    Senta konnte nur Wortfetzen verstehen. Aber es bestand kein Zweifel, da sprach jemand und er kannte ihren Namen: »Senta… Hilfe… Schacht.« Mehr konnte sie nicht verstehen. Die Stahltür war wirklich verdammt dick!
    Erneut versuchte sie zu antworten. Dieses Mal ganz langsam. Wort für Wort: »Po-li-zei-ho-len, Ko-schel-ein-Mör-der!« Draußen blieb es ruhig und dann kam die Antwort. Genauso gerufen, wie sie es getan hatte: »Hier-Mo. Ru-fe-Po-li-zei. Ho-le-dich-raus. Über den Lüf-tungs-schacht. Geh-zu-Klap-pe. Bleib-ru-hi-g! Bis-gleich.«
    Ruhig zu bleiben, fiel ihr schwer. Mo hatte sie gefunden! Trotzdem harrte Senta aus und lauschte mit höchster Konzentration an der Tür. Aber dort schien niemand mehr zu sein. Sie musste sich zwingen, nicht erneut in Panik zu verfallen. Mo ruft die Polizei, sagte sie sich. Ich werde hier gleich rauskommen. Notfalls bricht die Feuerwehr die Tür auf!
    *
    Eilig kramte Mo sein Handy aus der Tasche und benachrichtigte Frau Herzog. Sie versprach sofort, die Polizei anzurufen und zum Bunker zu schicken. Dann schlug Mo sich in die Büsche und suchte, auf dem Boden kniend, nach dem Lüftungsschacht des Bunkers.
    »Hier muss er doch irgendwo sein«, stöhnte er und griff mit bloßen Händen in Brennnesseln und Disteln. Aus der Ferne vernahm er das Geräusch eines knatternden Mofas, das sich auf der Dorfstraße langsam dem Bunker näherte.

25
    Nach einer schier unendlichen Weile hörte Senta im hinteren Teil des Bunkers ein Geräusch. Es klang, als ob jemand mit einem Gegenstand gegen die Eisendecke kratzte. Das musste der Schacht sein, von dem Mo gesprochen hatte. Senta fasste sich ein Herz und kroch abermals durch die Finsternis, indem sie sich von dem Geräusch leiten ließ. Als sie das Kratzen direkt über sich hörte, hielt sie inne. Was sollte sie tun? Die Klappe, von der Mo gesprochen hatte, schien direkt über ihr zu sein. Nur wo? Wahrscheinlich denkt Mo, ich hätte hier drin Licht und könnte den Fluchtweg sehen. Senta überlegte. Wenn es einen Schacht gab, der im Freien endete, dann musste man ihn doch von innen öffnen können. Sie streckte die Arme in die Luft und griff über sich Richtung Decke. Zuerst griff sie ins Leere. Dann aber spürte sie, wie etwas sie am Arm berührte. Beherzt griff sie danach. Es war das Ende eines dünnen Seils. Senta zog daran. Zunächst geschah nichts. Doch als sie fester zerrte, schien sich etwas zu bewegen. Mit ihrem ganzen Körpergewicht hängte sich Senta an das Seil. Und tatsächlich, es funktionierte. Endlich spürte sie einen Luftzug und über sich erkannte sie ein Stück roten Abendhimmel. Und dann sah sie, wie sich jemand über die Öffnung beugte.
    Aber es war nicht Mo. Senta zuckte zurück, als sie Beules Eierkopf erkannte.
    »Komm rauf. Ich helfe dir! Dein Freund kümmert sich um den Bürgermeister«, rief er ihr entgegen. Senta wusste nicht, was sie tun sollte. Was tat Beule hier? Konnte sie ihm trauen? Oder war er es am Ende selbst gewesen, der sie niedergeschlagen hatte. Und wo war Mo abgeblieben? Fieberhaft versuchte sie, in der Dunkelheit etwas zu erkennen, aber Beule verdeckte ihr die Sicht.
    »Du musst das Seil unten am Boden einhaken. In der Vertiefung. Dann bleibt die Klappe offen«, wies Beule sie an. Bevor er ihr Zögern bemerken konnte, gehorchte Senta. Auch wenn es eine Falle war, alles war besser, als hilflos in diesem Bunker zu sitzen. Falls Beule mich angreift, kann ich immer noch versuchen zu fliehen.
    Wild entschlossen, alles zu tun, um sich zu befreien, bereitete sich Senta auf den Aufstieg vor. Langsam, die Faust fest um das nun immer stärker gespannte Seil geschlossen, ging sie in die Knie. Mit der anderen Hand fuhr sie über den schmutzigen Boden. Hier, im hinteren Teil des Bunkers, lag viel mehr Dreck als im Eingangsbereich. Aber Beule hatte recht gehabt. Ihre Finger ertasteten eine
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