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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod
Autoren: Juliane Breinl
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niemandem von unserem Treffen!
    Moritz
    Senta war baff. Warum, um Himmels willen, kontrollierten Mos Eltern seine E-Mails?
    Und was sollte das heißen, es ginge um Leben und Tod? Noch weniger konnte sich Senta einen Reim darauf machen, dass Mo sich offensichtlich für das Tagebuch und seinen Inhalt interessierte. Spontan kam ihr die Idee, ob er in Koschels Bunker vielleicht auf die Beute von damals gestoßen war? Wenn das stimmte, dann war Mo in großer Gefahr! Sie sah auf die Uhr und war froh, dass sie nur noch eine Stunde lang die Ungewissheit ertragen musste.
    Senta war so hibbelig, dass sie die Suppe, die ihre Mutter zum Aufwärmen bereitgestellt hatte, gar nicht erst anrührte und sich schon eine halbe Stunde früher auf den Weg ins Dorf machte. Sie packte das Tagebuch und den Brief, den ihr Beule überlassen hatte, ein, tippte noch schnell eine SMS an Rebecca ( Treffe mich gleich mit Mo. Berichte später, S.) und stürmte aus dem Haus. Senta musste sich zwingen, langsam zu gehen, weil sie viel zu früh dran war. Spontan machte sie einen kleinen Umweg am Spritzenhaus vorbei. Einen Moment blieb sie stehen und musste daran denken, was Richart Rhön über das Versteck geschrieben hatte. Kurz entschlossen betrat sie das verwilderte Grundstück und schritt zu dem Schacht, in dem angeblich die Beute versteckt war.
    Neben dem Gitter lag die Leiche eines vertrockneten Frosches und ließ in Senta die Erinnerung an das stinkende Päckchen aufleben. Sie erschauderte. Ansonsten konnte sie nichts Besonderes am Schacht feststellen. Er sah aus wie bei ihrem letzen Besuch. Schnell verließ Senta den unschönen Ort und machte sich weiter auf den Weg zum Bunker.
    Das ganze Dorf wirkte wie ausgestorben. Um die frühe Nachmittagszeit waren noch viele Bewohner bei der Arbeit und die älteren hatten sich vermutlich wegen des schwülen Wetters in ihre Häuser verzogen. Ab und zu hörte man ein leichtes Grollen. Ein Gewitter war im Anzug. Hoffentlich schaffe ich es noch rechtzeitig wieder nach Hause, dachte Senta.
    Ein paar Minuten vor drei kam sie beim Bunker an. Weil draußen niemand zu sehen war, lehnte sie sich an das Treppengeländer und schaute neugierig nach unten. Ob Mo schon da war? Sein Fahrrad war nirgends zu sehen. Wozu Koschel diesen alten Bunker wohl benutzen will, überlegte sie und musste daran denken, wie unglücklich Mo gewesen war, als Koschel ihn so mir nichts, dir nichts vor die Tür gesetzt hatte. Plötzlich fiel ihr Blick auf etwas Gelbes. Ganz unten, direkt vor der Tür, lag etwas, das aussah wie ein Schulheft. Senta lief die Treppen hinunter. Vielleicht ein Notenheft von Mo, das er beim Ausräumen verloren hatte? Es war tatsächlich ein Büchlein.
    Als sie sich bückte, um es aufzuheben, bemerkte sie aus dem Augenwinkel, wie sich die Tür zum Bunker einen Spalt öffnete. Erschrocken richtete sie sich auf. Im selben Moment sauste etwas auf ihren Kopf. Senta wurde schwarz vor Augen.

23
    Mo stand in dem langen Korridor des Kulturzentrums und las die Schilder an den Türen. Als er den Namen »Herzog« gefunden hatte, zögerte er kurz. Dann klopfte er und ein freundliches Herein ertönte auf der anderen Seite. Frau Herzog erkannte ihn sofort.
    »Moritz, wie schön!«, rief sie und bot ihm den Platz gegenüber ihres Schreibtisches an.
    »Senta hat mir gesagt, ich könnte mich einmal an sie wenden«, begann er. »Weil es im Kulturzentrum vielleicht einen Probenraum für mich gäbe.«
    »Ja, ich habe mit Senta darüber gesprochen. Wenn du willst, kann ich dir den Raum gleich einmal zeigen.« Frau Herzog erhob sich von ihrem Schreibtischstuhl, schnappte sich einen dicken Schlüsselbund und forderte Mo auf, ihr zu folgen. »Hast du eigentlich noch einmal über eine Aussage wegen dieser Geschichte nachgedacht?«, fragte Frau Herzog vorsichtig, während sie durch das Treppenhaus Richtung Keller gingen.
    »Wie du sicher mitbekommen hast, stellt sich nun alles ein bisschen anders dar. Diese Miriam ist nun längst nicht mehr so glaubwürdig wie damals.«
    Mo nickte. Auch wenn ihm das Thema mehr als unangenehm war, hatte er sich bereits entschieden, endlich reinen Tisch zu machen. Es war ja sowieso schon alles egal. Nachdem ihn die Polizei sogar wegen Bettina im Visier hatte, konnte es für ihn eigentlich nur noch bergauf gehen. »Morgen Nachmittag habe ich einen Termin bei der Polizei«, berichtete er. »Da werde ich dann alles erzählen!«
    »Das finde ich super«, freute sich Frau Herzog und schloss eine Tür auf. Dahinter
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