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Perlen im Sand

Perlen im Sand

Titel: Perlen im Sand
Autoren: Pepper Espinoza
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vorzustellen. Arbeitete er nicht mit Pferden? Möglicherweise hatte er zerschundene Hände.
    Jag musste meditieren. Aber zu meditieren erinnerte ihn nur daran, dass er sich auf die Hochzeitsnacht vorbereiten musste. Wenn er Drake richtig verstanden hatte, war es egal, was Jag mit der Perle tun würde. Es würde trotzdem eine Hochzeitsnacht geben, eine Chance für das Paar, sich kennenzulernen, zu reden und zu entscheiden, ob sie zueinander passten. Meist war das nur eine Formsache, aber Brace' Geschenk änderte alles. Ihre gemeinsame Nacht war das einzig Positive an der ganzen Situation. Er wusste nicht, ob er sich zu Brace hingezogen fühlen würde, wenn sie sich trafen, aber er wusste, dass sich eine Hand, die nicht seine eigene war, gut auf seinem Körper anfühlen würde. Selbst wenn die Hand rau und verrenkt war.
    Von dem Tag an, seit er verstanden hatte, wer die Männer im Tempel waren, hatte Jag Priester werden wollen. Er war von den prunkvoll gekleideten Männern fasziniert gewesen, die Almosen gaben, Gebete sprachen, Weihrauch entzündeten und, am allerwichtigsten, den Besuchern während der Gebete halfen. Eine große, perfekt geformte, traumhaft gearbeitete Statue der Göttin überblickte alles von ihrem erhabenen Sitz. Seine Eltern hatten seine Faszination für den Tempel unterstützt, ihn oft zu Besuchen mitgenommen und seinen Unterricht darauf ausgelegt, die Mysterien der Existenz der Göttin hervorzuheben. Trotz seiner Hingabe hatte er das Zölibat gefürchtet. Er hatte zwar verstanden, dass er sich nicht von den weltlichen, fleischlichen Gelüsten seines Körpers hatte ablenken lassen dürfen, dennoch hatte er unzählige Nächte davon geträumt, wie es sich anfühlte, von einem anderen Mann berührt zu werden. Ein harter Körper. Eine behaarte Brust. Große Hände. Volle Lippen. Eine andere Erektion, mit weicher, glatter Haut und einer feuchten Spitze. Er hatte sich einen männlichen Körper immer anders als seinen eigenen vorgestellt. Jag war nicht muskulös und grob. Er war behütet und weich.
    Vielleicht war er nicht das, was Brace wollte. Vielleicht stellte sich der andere Mann, wenn er die Augen schloss und sich selbst streichelte, jemanden vor, der groß und kräftig war, jemanden, der hart arbeitete und einen Körper hatte, der das bestätigte.
    Aber jetzt, so nahm er an, musste er sich darüber keine Gedanken mehr machen. Er hatte den Ring. Wenn Brace sich nicht zu ihm hingezogen fühlte, würde er den Ring vor dem Ende der Zeremonie verkaufen und sie würden sich nie wieder sehen müssen. Oder vielleicht sollte er den Ring seinen Eltern übergeben und den Rest der Nacht im Tempel beten. Das beruhigte ihn immer, auch wenn sein Körper vor sexueller Frustration schmerzte.
    Jag begann, die Fusseln mit einer Burham -Bürste von seinem schweren Mantel, den er tragen würde, zu kämmen. Die Burham-Bürste war ein gerundetes Hilfsmittel mit langen Borsten, das perfekt in seine Handfläche passte und nur für den Zweck entworfen worden war, Fusseln aus dem üppigen Stoff zu entfernen. Er hatte diese Bürstenart vorher nie verwenden müssen, da keines seiner Kleidungsstücke aus demselben dicken Material wie der Mantel gefertigt war.
    Sein Vater hatte sie benutzt, um seinen eigenen Hochzeitsanzug zu reinigen. Jag empfand die gleichmäßige, stumpfsinnige Arbeit als beruhigend. Es war nicht nur der Gedanke an die Hochzeitsnacht, der an ihm nagte, oder die Angst, ein Monster zu heiraten.
    Es war nicht nur das unbehagliche Gefühl, den Tempel aufzugeben. Er hatte keine Ahnung, was es eigentlich bedeutete, verheiratet zu sein. Da er nicht das Oberhaupt des Hauses war, nahm er an, dass er die Rolle der Ehefrau übernehmen würde. Dem Umgang seiner Eltern miteinander nach zu urteilen, waren die Aufgaben seiner Mutter, die Kinder zu erziehen, ihren Töchtern und Schwiegertöchtern durch die Schwangerschaft zu helfen und ihnen dann bei den Enkelkindern unter die Arme zu greifen.
    In Jags Zukunft würde sich nichts davon wiederfinden. Was wurde also von ihm erwartet? Wenn er sein Leben dem Tempel gewidmet hätte, hätte er genau gewusst, was zu tun war. Er hätte sein Leben damit verbracht, sich auf eine Hochzeit mit einer weit entfernten Göttin vorzubereiten, nicht mit einem sehr nahen, sehr realen Mann. Das war eine andere Art von Intimität. Eine andere Art von Hingabe. Oder war es doch dieselbe Art von Hingabe?
    Jag überlegte, dass er ihnen beiden – sich und dem Fremden, den er heiraten sollte – eine
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