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Perlen im Sand

Perlen im Sand

Titel: Perlen im Sand
Autoren: Pepper Espinoza
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würde ihm nicht mehr möglich sein, sich an den älteren Mann zu wenden, wenn er eine Frage hatte, und Jag bezweifelte nicht, dass er einige Fragen zu seinem neuen Leben haben würde. Er erinnerte sich daran, wie er durch die Flure gerannt war und zwischen Drakes Beinen hindurchgeschlüpft war, während der Butler versucht hatte, den Haushalt zu führen.
    Drake war es erlaubt, Jag jederzeit auf sein Zimmer zu schicken oder ihn schwerer zu bestrafen, aber davon hatte er nie Gebrauch gemacht. Manchmal hatte er Jag sogar kleine Leckereien oder Geschenke zugesteckt – Süßigkeiten, die er nie mit jemandem hatte teilen müssen.
    »Braucht Ihr etwas?«
    Jag fragte sich, ob das eine Fangfrage war. »Hast du jemals eine Perle gesehen? Eine echte Perle, nicht bloß ein Bild in einem Buch.«
    Drake wirkte nicht überrascht über diese seltsame Frage. Er schüttelte lediglich den Kopf. »Nein. Nie. Sie sind sehr selten in dieser Provinz, Jag. Ich vermute, dass nur die Vargas-Familie welche besitzt. Und sicher werden sie die nicht öffentlich zur Schau stellen. Angeblich gibt es auch eine im Tempel. Ein besonderes Geschenk der Göttin, aber ich habe sie nie gesehen.«
    Jag nickte. Der Ring in seiner Hand war nicht bloß ein Zeichen. Er konnte nicht glauben, dass ihm irgendjemand – selbst wenn es sein Verlobter war – so ein Geschenk machen würde. Er bemühte sich, sich an jedes Detail der Zeremonie zu erinnern, über das seine Mutter gesprochen hatte, war aber sicher, dass sie nie irgendetwas von Ringen erwähnt hatte.
    »Drake, ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Wie meint Ihr das?«
    Jag streckte die Hand aus und öffnete seine Finger, um das wertvolle Kleinod zu enthüllen. Auf seiner Haut sah er dunkler aus und er hatte ihn so fest gepackt gehalten, dass der silberne Reif tiefe Abdrücke in seiner Handfläche hinterlassen hatte. Drake schürzte die Lippen und atmete tief ein.
    »Ist der von Rivers?«
    »Ich glaube schon.«
    »Niemand hat gesagt, dass es etwas so Wertvolles sein würde…«, flüsterte er.
    »Du hast das also erwartet?«
    »Was?« Drake riss seine Aufmerksamkeit von dem Ring und begegnete Jags neugierigem Blick. »Ihr müsst ihn nicht behalten.«
    Jag blinzelte. »Was?«
    »Ihr müsst ihn nicht behalten. Ihr könnt ihn zurückschicken. Oder verkaufen.«
    »Ich kann ihn verkaufen? Das ist… in Ordnung?«
    »Natürlich ist es das. Es ist ein Geschenk. Er gehört jetzt Euch. Ihr könnt damit tun, was immer Ihr wollt. Wenn Ihr es wünscht, kann ich den Verkauf für Euch arrangieren.«
    »Einfach so? Brace würde es nicht stören? Ich kann… ihn einfach verkaufen? Und das Geld verwenden, wie ich will?«
    »Ja. Es ist ein Zeichen des Entgegenkommens. Es ist vollkommen in Ordnung, das Geschenk zu verkaufen.«
    »Und dann müsste ich nicht heiraten.«
    »Richtig.« Drake senkte die Stimme. »Aber es gibt ein Zeitlimit. Ihr habt bis zum Beginn der zweiten Zeremonie Zeit.«
    Während die erste Zeremonie das Geschäftliche abwickelte, wurden in der zweiten die persönlichen Gelübde gesprochen und sich gegenseitige Treue und Liebe geschworen. Dieser Teil leuchtete ihm ein, auch wenn es bis jetzt das Einzige war. Eine Hochzeit beinhaltete die Vereinigung zweier Menschen und ihrer Familien; die Bedingungen für jede Partnerschaft mussten festgelegt werden. Vor allem da es nicht unüblich war, dass sich die Verlobten in der Hochzeitsnacht zum ersten Mal gegenüberstanden.
    »Das ist nicht fair. Ich meine, das gibt mir kaum Zeit, überhaupt etwas zu tun.«
    »Ihr habt bis morgen Abend Zeit. Dann könnt Ihr entweder das Geschenk behalten und das Ritual beenden oder Ihr nutzt es, um Euch aus der Verpflichtung freizukaufen.«
    Jag war nicht sicher, ob seine Beine ihn noch länger tragen konnten. Hoffnung und Schock, sogar Angst ließen ihn schwach werden. Er stolperte einige Schritte zurück und sackte an der Wand zusammen.
    »Warum hat mir niemand davon erzählt?«
    »Es war mir nicht erlaubt.«
    Fragend sah Jag zu dem Mann auf, der immer so geduldig mit ihm gewesen war. »Was?«
    »Es ist ein Test, Jag. Damit soll Eure Treue bewiesen werden, auch wenn es mehr eine Geste als ein echtes Ritual geworden ist. Der Tradition nach… ist die Verlockung für gewöhnlich nicht so extrem. Dieser Ring würde nicht nur die Schulden Eurer Familie begleichen, sondern Euch auch zum wohlhabendsten Mann dieser Region machen. Wenn Ihr den richtigen Händler findet.«
    Drake hätte es nicht noch einmal aussprechen müssen. Das
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