Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perlen im Sand

Perlen im Sand

Titel: Perlen im Sand
Autoren: Pepper Espinoza
Vom Netzwerk:
aus dem Huf des Pferds ziehen. Das Tier wieherte leise und Brace ließ sein Bein los. Wie er vermutet hatte, belastete das Pferd sein Bein vorsichtig, sobald er es losgelassen hatte, und galoppierte dann davon.
    »Was war denn das gerade?«
    Brace zeigte Jag seine Handfläche. »Es hatte Schmerzen im Huf.« Jag sah ihn noch immer mit gerunzelter Stirn an und Brace lächelte unsicher. »Dem Pferd geht es gut.«
    »Was, wenn es etwas anderes als ein Kieselstein gewesen wäre?«
    Brace zuckte mit den Schultern. »Dann hätte ich versucht, es zu verarzten. Im Dunkeln wäre es nicht einfach gewesen, aber zum Glück bist du hier. Wenn es erforderlich gewesen wäre, hättest du zu den Ställen gehen können.«
    »Was, wenn du nicht gewusst hättest, wie du es behandeln sollst?«
    »Ich hätte es gewusst. Also, wolltest du mir nicht deinen... Platz zeigen? Und ich meine das nicht zweideutig. Es sei denn, du tust es.«
    Die Falte zwischen Jags Augen verschwand und sein verspieltes Lächeln kehrte zurück. »Vielleicht habe ich das… ein bisschen. Komm mit.«
    Brace nahm erneut seine Hand. Er warf einen Blick über den Rest der Weide, als Jag ihn näher zu einer Baumgruppe führte, und beobachtete die schlafenden und grasenden Pferde. Ihre Ohren zuckten, als Brace und Jag vorbeigingen, aber sonst schenkten sie ihnen keine Beachtung. Er konnte das Pferd erkennen, dem er eben geholfen hatte. Noch immer versuchte es, seinen Fuß nicht allzu sehr zu belasten, aber es konnte sich bewegen und graste mit dem Rest der Herde.
    Er verlor die Pferde aus dem Blick, als Jag sie unter tiefhängende Zweige führte. Die Bäume standen dicht und es war schwer, zwischen ihnen hindurchzukommen, aber Jag kannte den Weg gut und wurde nicht langsamer. Brace musste sich einige Male ducken, um die Äste nicht ins Gesicht zu bekommen. Vor ihnen tauchte eine kleine Lichtung auf. An diesem Ort gab es nichts Besonderes, außer der Art, wie Jag lächelte, als sie zwischen den Bäumen hervortraten.
    »Du willst nicht von hier weg, richtig?«, fragte Brace sanft.
    »Nein. Will ich nicht.«
    Brace wollte ihm sagen, dass sie zu Besuch kommen konnten, wenn er das wollte. Dass er selbst Land besaß, das Jag erkunden, kennenlernen und besitzen konnte. Es war nicht dasselbe wie das Zuhause, in dem er aufgewachsen war, aber es würde trotzdem schön sein.
    »Ich weiß nicht, ob ich nicht auch hierbleiben möchte. Dieser Ort sieht bei Tageslicht sicher noch schöner aus.«
    »Tut er.«
    Jag lief um die Lichtung herum, aber Brace blieb, wo er war. Der Kieselstein aus dem Pferdehuf lag noch immer in seiner Hand und er ließ ihn gegen seine Handfläche hüpfen, sodass die scharfe Kante in seinen Daumen stach.
    »Wenn du willst, können wir zu den Ställen gehen.«
    Brace schüttelte den Kopf. »Nein, müssen wir nicht. Mir gefällt es hier.«
    Als Jag auf seiner Runde an ihm vorbeikam, griff Brace nach seinem Arm und zog ihn zu sich. In dem trüben Licht waren Jags Augen dunkel und unergründlich und Brace' Herz zog sich ein wenig zusammen. Wenn ihm nur die kleinste Chance gegeben würde, könnte er diesen jungen Mann lieben.
    »Egal, was später noch passiert, ich bin froh, dass wir die heutige Nacht hatten. Ich bin froh, dass du mich hierher gebracht hast.«
    Jag lächelte. »Ich bin auch froh. Ich bin nicht sicher, was ich erwartet habe, aber es war nicht… es war kein Mann wie du.«
    Der Boden bebte, als die Herde auf der anderen Seite der Bäume in Galopp ausbrach. Die Vibrationen krochen über Brace' Füße und Beine und er verstärkte seinen Griff um Jags Arm. Brace entschied, dass es besser war, die Wahrheit hier draußen zu hören, an der frischen Luft und im Mondlicht.
    »Hast du deine Entscheidung getroffen?«
    Jag wandte den Blick ab. Sanft löste er seinen Arm aus Brace' Griff und schlenderte über die Lichtung. Brace folgte ihm nicht, da er befürchtete, seine Enttäuschung würde ihn um sich schlagen lassen. Wie sollte er sich zusammenreißen, wenn die Verzweiflung mit einer Reihe spitzer Zähne in ihm steckte? Vielleicht hatte Jag das die ganze Zeit geplant. Er war offensichtlich neugierig und interessiert an Sex. Mit Brace zu experimentieren, war der sicherste Weg, um sich seinen Fragen und Frustrationen zu stellen. Danach konnte er den Ring nehmen, seine Familie retten und in den Tempel einziehen.
    Es war logisch, aber kalt. Konnte Jag wirklich so kaltherzig sein? Brace konnte es sich nicht vorstellen. Der junge Mann war zu offen, seine Augen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher