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Perlen im Sand

Perlen im Sand

Titel: Perlen im Sand
Autoren: Pepper Espinoza
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mir mehr als nur ein paar Dummheiten durchgehen. Es sei denn, du möchtest nicht?«
    »Ich glaube, ein bisschen frische Luft würde mir gut tun.«
    Sie tauschten die aufwendigen Hochzeitskleider gegen komfortablere Kleidung, die für die entspannteren Momente bereitgelegt worden war. Jag zog die schweren Vorhänge zur Seite und Brace war nicht überrascht, den Mond groß und blau über dem Horizont zu sehen. Als er die Fenster öffnete, drang der schwere Duft von Blüten und geschnittenem Gras mit der Nachtluft herein. Der violette und grüne Geruch lag schwer auf seiner Zunge.
    »Nach dir«, sagte Brace.
    Jag schwang ein Bein über das Fensterbrett und hielt inne. »Du wirst mich nicht aussperren, oder?«
    »Niemals.«
    Zwischen dem Fenster und dem Boden lagen etwa zweieinhalb Meter, aber Jag sprang anmutig hinunter und ging in die Knie, als er landete. Mit seiner weiten Kleidung und den langen Haaren sah er ein wenig wild aus. Brace folgte ihm ohne zu zögern und landete mühelos auf dem weichen Gras.
    »Wohin?«
    Jag überraschte ihn, als er seine Finger um Brace' Hand legte und sie sanft drückte. Der Junge mochte zwar in der Gelehrtenausbildung stecken, aber er bewegte sich lautlos durch die Nacht. Er war geschmeidig. Neben ihm fühlte sich Brace schwerfällig und bullig, aber wenn Jag bemerkt hatte, wie ungeschickt er sich anstellte, ließ er es sich nicht anmerken.
    Sobald sie die hohen Wände des Hauses hinter sich gelassen hatten, streichelte die sanfte Meeresbrise Brace' Nacken. Er hörte das Geräusch der Wellen, die gegen den festen, schwarzen Sand schlugen, und es war schwer zu glauben, dass die Küste tatsächlich mehrere Minuten entfernt lag. Es kam ihm vor, als müsste er nur einen Blick über die Schulter werfen, um die weite Fläche silbrigen Wassers sehen zu können, die sich hinter ihm ausbreitete. Der blaue Mond glitt über einen wolkenlosen Himmel und wenn Brace die Augen zusammenkniff, konnte er den kleineren Partnermond sehen, der in den Weiten des Alls seine Kreise zog.
    Jag führte ihn weiter vom Haus weg und die langen, mit Moos bewachsenen Zweige der Bäume streichelten seine Schultern. Sie fühlten sich an wie Haare und sahen in der leichten Brise wie tanzende Geister aus. Das Moos machte Brace nervös, vor allem, wenn er es im Augenwinkel flattern sah. Er war noch nie hindurchgelaufen, doch Jag kannte es seit seiner Geburt.
    »Ich kenne einen Ort. Wir müssen nur einmal quer über die Weide.«
    Es lag Brace bereits auf der Zunge, zu fragen, was das für ein Ort war, als er die Umrisse eines Pferdes am Weidezaun erkannte. Es sah wie ein ganz normales Pferd aus, aber sein rechtes Vorderbein war angehoben und jedes Mal, wenn das Tier es absetzte, wurde es sofort wieder hochgezogen.
    »Warte kurz, bitte.«
    Jag warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Was?«
    »Das Pferd. Komm mit.«
    Jag wehrte sich nicht, als Brace ihn über die Weide zu dem lahmen Pferd führte. Er bewegte sich vorsichtig auf das Tier zu, um es nicht zu verängstigen oder zu erschrecken. Das Pferd hob den Kopf und musterte ihn misstrauisch, schien aber nicht daran interessiert zu fliehen. Brace bezweifelte, dass es das konnte, selbst wenn es wollte.
    Brace musste Jag nicht sagen, sich ruhig zu verhalten. Er schlich an Brace' Seite, aber Brace wusste, dass Jag sich mit dem Tier nicht vollkommen wohlfühlte. Er fragte sich, ob Jag überhaupt Erfahrungen mit Pferden hatte.
    »Bleib hinter mir, für den Fall, dass es nach vorn springt«, murmelte Brace.
    Jag nickte und hielt an. Brace ging neben dem Pferd auf die Knie und griff nach dem Huf. Er hoffte, dass es keine ernste Verletzung war, da er nichts dabei hatte, um sie zu versorgen. Wenn nötig würde er Jag zu den Ställen schicken, aber wenn dieser keine Erfahrung mit Pferden hatte, würde er wahrscheinlich auch nicht wissen, wonach er in der Sattelkammer zu suchen hatte.
    Brace blinzelte in dem trüben Licht und tastete mit den Fingern über den Pferdefuß. Er spürte etwas Hartes, das direkt unterhalb des Hufeisens eingeklemmt war. Für Brace sah es wie ein Kieselstein aus, aber es war unmöglich, es genau zu bestimmen. Er spürte, wie das Pferd zitterte, und wusste, dass das Tier flüchten wollte. Sobald Brace es von dem befreit hatte, was ihm Unwohlsein verursachte, musste er aus dem Weg gehen.
    Er konnte den Kiesel mit Daumen und Zeigefinger greifen und zog fest daran. Beim zweiten Versuch konnte er den kleinen Stein weiter lockern und beim dritten Mal endlich
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