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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers
Autoren: Bastei Lübbe
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tollkühnen Entschluss gefasst, sich ganz allein nach Dämonien hineinzuwagen und Mephisto aufzuspüren. Seither ist er spurlos verschwunden – und ich möchte Ihnen mein tief empfundenes Beileid aussprechen.«
    »Sein Verschwinden kann viele Gründe haben«, widersprach Walter, obwohl seine Wangen ganz fahl geworden waren.
    Hugo ging zu seinem Onkel und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.
    »Ich habe ihn noch gewarnt«, fuhr Otis fort. »Ich habe ihm geraten, lieber in Lovdiv zu bleiben, aber er behauptete, Mephisto wolle das ganze Dorf ausrotten.«
    »Das heißt, Sie selbst sind ebenfalls in Lovdiv gewesen?«, warf Walter ein.
    »Als ich von dem Blutbad erfuhr, bin ich herbeigeeilt, um die Dorfbewohner gegen Überfälle zu verteidigen.«
    »Warum haben Sie Marcello dann nicht nach Dämonien begleitet?«
    »Weil sich jemand um die überlebenden Dorfbewohner kümmern musste.«
    »Was wurde denn nun aus Marcello?«, fragte Hugo leise.
    »Erst dachte ich auch, er sei im Gebirge in eine Schlucht oder eine Felsspalte gestürzt.« Otis machte eine Kunstpause. »Aber inzwischen habe ich allen Grund anzunehmen, dass ihn einer von Mephistos Gefolgsleuten umgebracht hat.«
    »Also bitte!«, rief Walter aus. »Wie können Sie diesen Unsinn bloß glauben?«
    »Weil ich den Beweis habe, dass Marcello tatsächlich das Schloss des grausamen Grafen entdeckt hat«, konterte Otis. Seine tiefe Stimme hallte in dem kleinen Zimmer wider.
    »Was für einen Beweis denn, bitte schön?«, wollte Walter wissen. »Aus dem, was Sie uns vorhin erzählt haben, schließe ich, dass Marcello seine Entdeckung, falls er überhaupt eine gemacht hat, mit ins Grab genommen hat.«
    »Nicht ganz.« Otis zog die schwarze Augenbraue hoch. »Vor wenigen Monaten wanderte eine kleine Schar Kaufleute etliche Meilen hinter Lovdiv am Fluss entlang. Das war im Frühjahr, und es hatte gerade angefangen zu tauen. Einer von ihnen sah etwas am Ufer liegen. Der Fund war noch mit einer Eisschicht überzogen, und erst hielten es die Männer für den Kadaver eines kleineren Tieres, – einen Fuchs oder einen Hund – aber als sie näher kamen, sahen sie, dass es ein Tornister war – Marcellos Tornister.«
    »Weiter!« Walter hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und beugte sich gespannt vor.
    »Die Männer befreiten den Tornister von der Eisschicht. Sie öffneten ihn und fanden darin etwas Obst, das durch die Kälte bestens erhalten war, ein paar Kanten altbackenes Brot und … eine Landkarte.«
    Hugo bekam Herzklopfen und hielt den Atem an.
    »Die Karte zeigte einen Ausschnitt des Gebirges, aber die Kaufleute fanden die verschlüsselte Botschaft, die darunter stand, wesentlichinteressanter. Als sie in Lovdiv ankamen, fanden sie die Ortschaft verlassen vor. Nur Pater Romanow, der Dorfgeistliche, war noch da. Die Männer erzählten ihm von ihrem Fund und zeigten ihm Marcellos Karte.« Otis setzte sich wieder an den Tisch und senkte die Stimme. »Leider konnte der Pater mit der Geheimschrift auch nicht viel anfangen. Nur zwei Zeichen entschlüsselte er sofort – einen kreuzschraffierten Bogen und daneben eine schwarze Katze.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Hugo.
    »Der Bogen steht für ein Fallgitter«, erläuterte Walter. »Viele Kartografen benutzen dieses Symbol, um eine Festung, eine Burg oder Ähnliches zu bezeichnen.«
    »Und die Katze?«
    »Die symbolisiert in dieser Gegend Mephisto persönlich«, entgegnete Otis feierlich.
    »Na schön, Otis, spannende Geschichten können Sie erzählen, das muss man Ihnen lassen«, sagte Walter. Dann erlosch sein Lächeln. »Und was kommt jetzt? Wollen Sie uns jetzt erzählen, dass Marcellos Karte, der einzige stichhaltige Beweis, dass Ihre Geschichte wahr ist, dem Dorfgeistlichen von den reisenden Kaufleuten wieder weggenommen wurde und nie mehr aufgetaucht ist?«
    Otis ließ sich mit der Antwort Zeit. Dann sagte er langsam und mit Nachdruck: »Sie haben ganz recht, Walter. Wenn ich Ihnen die Karte nicht vorlegen kann, unterscheidet mich nichts von einem Schwätzer, der Ihnen einen Bären aufbinden will. Jedenfalls begab es sich, dass ich mit Pater Romanow sprach, kurz nachdem die Kaufleute die Kirche wieder verlassen hatten. Als mir der Geistliche von der Karte erzählte, bin ich den Männern sofort gefolgt. Natürlich wollten sie ihren Fund nicht so einfach hergeben, aber ich habe sie … sagen wir, ich habe sie dazu überredet. «
    Onkel Walter war kaum zu verstehen, so leise sprach er. »Die Karte zu
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